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Chihiro führt ein geregeltes Leben mit ihrem Freund und einem Job, bis eines Tages ein alter Bekannter bei ihr auftaucht und sich bei ihr einnistet. Sehr zum Leidwesen der jungen Frau zwingt ihr der frisch aus dem Knast entlassene Hirokawa ihre unliebsame Vergangenheit auf, in der sie von ihm und einigen anderen vergewaltigt wurde. Die Absicht ist schnell ersichtlich, Terror und Erniedrigung holen sie wieder ein. Nun, bevor die Dinge aus den Fugen geraten fragt man sich schon, warum Chihiro jede Chance auslässt, sich aus ihrer Misere heraus zu manövrieren, richtig schlüssig ist das zunächst nicht. Erst als dieser Rape & Revenge-Thriller wie vorprogrammiert eskaliert und die Hauptprotagonistin ihrem Martyrium gewaltsam ein Ende zu setzen versucht, gewinnt der Film an Ernsthaftigkeit, ja wird sogar stellenweise recht bösartig. Chihiro nutzt ihr neues Selbstbewußtsein, um ihre Peiniger umzubringen und in Tiefkühltruhen zu verstauen, zwischendurch zeigt Ishii Vergewaltigungsszenen, die sicher einige Zuschauer schlucken lassen. Alles in allem legt es "Freeze Me" in seiner Kurzform, die letztendlich verfilmt wurde, jedoch nicht auf ein möglichst großes Schockpotential an, dazu gibt sich allein Haroue Inoue schon viel zu offensichtlich freiwillig körperbetont, doch nur halb so ergriffen. Ungewöhnlich actionlos, dafür mehr auf eine emotionale Inszenierung bedacht, gibt sich Regisseur Takashi Ishii, der aus seinem eigenen Drehbuch das natürliche Element Wasser in all seinen Aggregatzuständen als Anzeiger für Chihiros innere Welt benutzt. Egal ob Wasser, Dampf, Schnee oder Eis, neben der wenig effektbeladenen, realistischen Darstellung birgt dieser Suspense-Thriller einige interessante bildliche Ideen. Was wiederum fehlt ist die vermeintlich unterkühlte Atmosphäre wie sie in "Beyond Hypothermia" beispielsweise vorherrscht oder auch eine etwas differenziertere Charakterzeichnung. Genau so unglaublich unglaubwürdig einige Schockfakes über die erste Hälfte verteilt sind, ohne auch nur irgendwie zur Szene zu passen, genau so denkwürdig sind so manche Sexszenen, die zwar aufgrund ihrer Thematik zu schockieren wissen, doch eigentlich in ihrer Darstellungsweise fast verharmlosend wirken. Dazu trägt vor allem Hauptdarstellerin Harumi Inoue bei, die zwar nicht durch brillantes Spiel, dafür umso mehr mit massig Nacktszenen glänzt. Diese Rolle mit einem vermeintlichen Sexsymbol, das es zu pushen gilt, zu besetzen, dürfte die richtige Klientel ansprechen, die selbst die dritte Duschszene in Nahaufnahmen für stringent nötig halten, der ansonsten angespannten Atmosphäre, die dieser Streifen haben könnte, tut das nun wirklich keinen Gefallen. So ist "Freeze Me" zwar kein konsequenter Schocker geworden, hat aber sicher seine herben Momente und weist keine Längen auf.

Fazit: Fragwürdiger Streifen vom Action-Maestro Ishii auf Suspense-Abwegen. Zwar ganz schön happig, für eine FSK 16, allerdings mit unnötigen Aussetzern. Inhaltlich wie atmosphärisch. 6/10 Punkten

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