Vor vielen Jahren habe ich mir den Film "Disconnect" angesehen, als der Streifen damals bereits zwei Jahre alt war und es erst danach in die deutschen Kinos geschafft hatte. Trotz nicht gerade unbekannten Schauspielern wie Jason Bateman und Paula Patton war der Film also leider noch nicht sehr geläufig, weshalb ich ihn auch nur auf Englisch gesehen hatte.
Meiner Meinung nach sollte jeder, der im Internet unterwegs ist, diesen Film einmal anschauen. Es ist einer dieser Filme, die nicht leicht sind, bei denen man nicht nebenbei noch eine Zeitschrift durchblättert oder in Gedanken woanders sein sollte. Selbst sehr kritische Zeitgenossen wie Roger Ebert gaben die Empfehlung den Film zu schauen.
Doch worum geht es in dem Film? Es werden abwechselnd drei Geschichten gezeigt, deren Charaktere nur bedingt etwas miteinander zu tun haben, in denen es zu Dramen aufgrund unserer digitalen Medien kommt (Online-Bloßstellung, Online-Raub und Minderjährige die online vor der Webcam posieren). Die für mich dramatischste der gezeigten Geschichten ist die, des Jungen Ben Boyd, der online von einem Mitschüler bloßgestellt wird und die Auswirkungen im wahren Leben zu spüren bekommt. Diese Story hat mich am meisten mitgenommen, evtl. aufgrund meiner Sympathie für den dargestellten Charakter (Nerd, Musiker) und sehr nachdenklich gemacht. Denn an bestimmten Stellen fängt man unweigerlich an darüber nachzudenken, wie man selbst andere vielleicht sogar unwissentlich verletzt hat. Online geht dies ja viel einfacher und vor einem größeren Publikum als offline. Außerdem gibt es nicht gerade wenige wie diesen Fall, die mehr oder weniger so ähnlich passiert und leider auch so geendet sind, wie in "Disconnect".
Natürlich hat der Film auch seine Schwächen, immerhin ist er auch der erste Spielfilm des Regisseurs, der bis dato nur Dokumentarfilme gemacht hat. So ist eine der drei Geschichten im Vergleich zu der Geschichte von Ben Boyd eher vernachlässigbar und irgendwie austauschbar gewesen. Dies ist aber keineswegs negativ aufgefallen und wird durch die grandiose Arbeit der Schauspieler wieder gut gemacht. Hier hat mich besonders Jason Bateman, den ich bis dahin nur aus Komödien kannte, in seiner ernsten Rolle als Vater von Ben Boyd sehr überzeugt. Und im Gegensatz vielen Filmen aus demselben Zeitraum, bei denen der letzte Funken einer Story durch übertriebene Effekte ersetzt wurde, hat dieser Film es geschafft eine besondere beklemmende Atmosphäre zu erschaffen, was seit vielen Jahren nicht mehr bei allzu vielen Filmen gelingt.