Review

Bei "Mama" (also dem Film, nicht meiner Mutter) ging es mir so ähnlich wie bei "Possession": Man kommt sich so vor, als hätte man das schon tausend Mal gesehen - nur eben besser.

Nachdem  die Waisen Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nélisse) fünf Jahre nach ihrem Verschwinden in einer maroden Waldhütte völlig verwildert und verängstigt aufgefunden werden, kümmert sich Onkel Lucas (Nikolaj Coster-Waldau) mit seiner Freundin Annabel (Jessica Chastain) um die Kleinen. Psychologe Dr.Dreyfuss (Daniel Kash) begleitet das ungleiche Paar (sie ist Rockstar und er eher bodenständig) auf dem Weg, den zwei kleinen Mädchen wieder zu einem normales Leben zu verhelfen. Victoria faselt in ihrem Zustand die ganze Zeit etwas von "Mama", was alle Erwachsenen für ein Hirngespinst halten. Was sie jedoch nicht wissen ist, dass Mama wirklich existiert und die beiden Mädchen großgezogen hat - mit dem kleinen Problem, dass Mama ein bösartiger Dämon ist und mit dem Pärchen mit in die Stadt "gezogen" ist...


Wenn ich gewusst hätte, dass mich mit der Anfangssequenz, in der Daddy (ebenfalls Nikolaj Coster-Waldau) durchdreht, leider schon der beste Abschnitt erwartet, hätte ich die Erwartungen heruntergeschraubt. Dieser Aufbau ist an Spannung und Emotionen nicht mehr zu toppen und lässt auf einen richtigen Kracher hoffen, was "Mama" leider nicht ist.
Ich will nicht sagen, dass dieser Streifen schlecht ist, doch wenn ich ehrlich bin, sind die Reihe von Schockeffekten so ziemlich das einzige, was auf dem Guthabenkonto steht. Die kommen oft und relativ heftig vor - aber das war es dann auch schon.

Was mich wirklich gestört hat ist die strunzhohle Story und deren Verlauf. Die Ausgangslage ist zwar gut gewählt für einen Horror-Schocker - was jedoch damit veranstaltet wird, ist dann eher ein Plot für B-Movies, bei denen man nichts hinterherfragen sollte. Wenn ich jetzt mal das (genauso schäbige) Ende ausblende, kann man sich durchaus hinterherfragen, warum Mama diese ganze Chose überhaupt solange mitmacht. Da sie auf jede Störung der Mutter-Kind-Beziehung eigentlich mit tödlicher Konsequenz reagieren sollte (dies aber nur bei Randcharakteren tut) frage ich mich, für wie blöd die Storyschreiber den Zuschauer halten. Normalerweise stelle ich ja für solch schöne Filmchen das Hirn auf Standby, aber diesen Zustand kann ich auch nicht immer erzwingen. Das Problem meinerseits lautet also: Der Dämon handelt nicht logisch (hört sich geil an, ich weiß).

Okay, neben den ganzen Schock-Effekten, die wohl das imdb-Rating von 6,4 erklären, habe ich mich vor den beiden Kindern mehr gegruselt als vor diesem Hausdrachen-Dämon. Ob das so gewollt ist, sei mal dahin gestellt. Die Schauspieler haben ihre Pflicht getan, die Location ist gut gewählt - nur der Dämon aka Mama wirkt manchmal unfreiwillig lustig.


Im Ganzen gesehen war "Mama" für mich eher eine Enttäuschung. Neben guten Schockeffekten dürfte die Schauspielleistung der beiden kleinen Mädchen das Hauptargument sein, warum sich eine einmalige Sichtung lohnt. Ich erwarte ja nicht immer einen "Insidious" oder "Sinister", wenn es mal wieder ein Horrorfilm in Deutschland in die Kinos schafft, aber ein wenig mehr an durchdachter Handlung darf es schon sein.

5/10

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