Irgendwo zwischen „Assault- Anschlag bei Nacht“ (1976), „Terror in Brooklyn“ (1980) und Walter Hills „Trespass“ (1992) witterte auch die eingefleischte Low Budget- Filmerin Roberta Findlay einen schnellen Schein. Ganz im Stile ihrer anderen Werke ließ sie es sich auch diesmal nicht nehmen, exploitative Elemente galore in die Handlung einzuflechten, und so ist ihre Variante des Stoffes den sensitiveren Zuschauern nicht unbedingt zu empfehlen...
Chaco hat sich mit seiner Gang seit Tagen im Keller eines Wohnblocks verschanzt und terrorisiert dessen Einwohner aufs Heftigste, bis der schmierige Hausmeister Rojas ihnen die Polizei auf den Hals hetzt. Die buntgewürfelte Einwohnerschaft des Blocks, allesamt mit sehr unterschiedlichem ethnischen Hintergrund, feiern etwas vorzeitig den Sieg, denn schon am gleichen Tag ist die Gang wieder frei. Und nun haben sie sich geschworen, es den Leutchen so richtig heimzuzahlen…
„Game Of Survival“ ist ein B Movie und stolz darauf. Jeder, der mit dieser Art von Filmerei nichts anfangen kann, muß auch von diesem Film die Finger lassen. Eine Handlung, die fast nur an einem Ort stattfindet (dem Block), Schauspieler, die nicht immer zu überzeugen wissen und Effekte, die nicht immer realistisch aussehen, das sind die Ingredenzien eines Revenge- Streifens, der sich zu Beginn ein wenig zäh anfühlt, bevor er richtig an Fahrt gewinnt. Doch dann hat er richtig bösartige Momente, die so manches Apartment in dem Haus blutrot färben. Die Frau Findlay hat sich anderenorts schon darüber ausgesprochen, daß sie in genau so einer gefährlichen Gegend wie der im Film dargestellten aufgewachsen sei, doch sei hier angemerkt, daß sie es mit dem Hyperrealismus eines Buddy Giovinazzo nun doch nicht so hat. Ihre Filme sind astreine Exploitation, auf einen bestimmten Markt zugeschnitten, und als solche bieten sie einen großartigen Unterhaltungswert, wenn man nicht zuviel erwartet. Ihr großes Vorbild „Assault“ hat sie beispielsweise sehr genau studiert- bis zur Übernahme der Zwischentitel mit der Uhrzeit, die hier jedoch eine mehr ästhetische Funktion ausfüllen, denn der Spannungssteigerung wie bei Carpenter dienen sie jedenfalls nicht. Ein Szenarium, das sich auf einen bestimmten Zeitabschnitt und Ort konzentriert, hat grundsätzlich immer das Potential zu einem spannungsgeladenen filmischen Ergebnis, doch weiß Findlay daraus wenig zu machen. Die Charaktere, sowohl die Hausbewohner als auch die Gangmitglieder, sind und bleiben nichts als Schablonen für die übelsten Klischees. Weil ihr dieses Manko höchstwahrscheinlich bewußt war, steigert sich Findlay dafür in Gewaltexzesse, die den Film in ein blutiges Delirium treiben, das natürlich auch seine eigene Ästhetik verfolgt (z.B. als Chaco die Brüste seiner Freundin mit Blut beschmiert) und in ihrer drastischen Darstellung teilweise durchaus für Beklemmung sorgen (und auf dem amerikanischen Filmposter den Zusatz „Too violent to be rated“ veranlaßten).
Roberta Findlay war eine Exploitationfilmerin zusammen mit ihrem Ehemann Michael Findlay, der nach ihrem gemeinsamen Werk „Snuff“ (1974 gedreht und 1976 veröffentlicht, für den sie sogar eine gefakte Protestgruppe anheuerten, die vor dem Kino demonstrierte, um die Verkäufe anzukurbeln) in einem schlimmen Hubschrauber- Unglück enthauptet (!!!) wurde. Seine Frau jedoch machte weiterhin (unter männlichem Pseudonym) viele Sexploitation- und Pornofilme, bis sie sich in den 1980ern wieder auf ihre Exploitation- Wurzeln besann. Unter ihren späteren Werken sind dann Filme wie „Das Orakel“ (1985), ebenfalls bei CMV erschienen, Findlay machte bis zum Ende der 1980er Filme. „Game Of Survival“ wurde mit unbekannten Darstellern gedreht, lediglich Dan Snow ist aus einigen Troma- Filmen bekannt, und Paul Calderon, der Darsteller von Hector, stieg später zu Nebenrollen in Filmen wie „King of New York“, „Bad Lieutenant“, „Pulp Fiction“ und „Cop Land“ auf und lehrt nun Schauspiel am renommierten Lee Strasberg Institut in New York. Tja, so kann’s laufen. Der Titeltrack von Kool Krew ist übrigens sehr nett und klingt nach typischen Früh- 80er- Hip Hop. Der Rest des Soundtracks besteht allerdings aus Rockmusik, die teilweise fast wie Outtakes von Goblin klingen. Apropos Goblin, ich sollte auch nicht vergessen, die Produktionsfirma zu erwähnen. Mit Laurel Inc. ist nämlich genau die Firma für den Film verantwortlich, die auch die frühen Romero- Filme bis zu „Day Of The Dead“ auf den Weg brachte.