Review

Real Humans

“In dem was wir erschaffen erkennen wir unser Wesen genauer als in jedem Spiegel”.
Die Schweden waren mal berühmt für das langsamste Kino der Welt. Die schnellsten sind sie zwar immer noch nicht, aber hier präsentieren sie eine grandiose Idee: Hubots werden sie genannt, völlig lebensecht aussehende und anfühlende Roboter, die als Haushaltsgehilfen zum Einsatz kommen - und sich schließlich selbststständig machen.
Ich sage Idee, weil die Umsetzung nicht in jedem Take mein Tässchen Tee ist. Halt schwedisch, oft am Rande der Semidoku, selten Film-Film. Andererseits bietet gerade die authentische Kulisse das Gefühl, dass dieser Sciene Fiction nur knapp an der Realität vorbeischrappt. Der alte Traum vom Homunkulus, vom Mann im Mann, vom sein wie Gott - auf dem Gebiet der Gentechnologie, der Biochemie oder der Werkstoffentwicklung oder alles im Verbund, jedenfalls auf Basis elektronischer Datenverarbeitung, deren absehbarer Schritt zum Quantencomputer die kühnsten Träume tatächlich bald wahr werden lassen könnte.
In dieser Serie, die in der Heutezeit spielt, wurde dieser Schritt bereits vollzogen. Humanoide Roboter sind im täglichen Leben so normal wie Handys. Meist arbeiten sie in Dienstleistungsjobs an der Kasse, als Briefträger, Haushaltsgehilfe, aber auch als private Liebhaber und Sexsklaven. Wie auch bei der Nutzung und Ausbreitung des Internets ist Sex der eigentliche Motor der technischen Entwicklung.
Dies ist die Grundlage uneres Puppenhauses. Nun wird alles an allen denkbaren Fronten einer solche Realität erforscht. Wie kommt das in der Familie an, so ein Roboter oder noch besser, welche Probleme erzeugt es, wenn das Hausmädchen aus der Fabrik aussieht wie aus dem Beate Uhse Katalog. Oder eine andere Frage, wie verhält man sich politisch dazu, nimmt man das hin, ist das legal, haben die Dinger Rechte? Hier wird alles durchgespielt und zu einem höchst vergnüglichen Mix aus Spannung und geistvollem Entertainment gemixt..
Andererseits leidet die Dramaturgie durch die Streuung der Themen etwas. Man kann zumindest während der ersten Staffel keinen wirklichen Helden ausmachen, dem die uneingeschränkte Empathie gehören würde. Für die Menschen in dieser Serie geht es darum, ihren Status als Spitze der Evolutions- und Nahrungskette zu sichern. Denn ganz ehrlich, wer bräuchte uns schon, außer die Medien? Die Hubots jedenfalls – sobald sie (wie wir) gelernt haben sich selber zu reproduzieren, bräuchten uns wohl kaum.
Nicht nür für SF Fans ein großer Spaß, der es vorzüglich versteht, das Televisionäre Intellektuelle gleichermaßen zu bedienen.
So sieht ARTE das auch wo die Serie aktuell läuft.

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