Kaum ein Subgenre erfährt solch eine Inflation von Beiträgen wie der Bereich des Found Footage Films. Auch KING KELLY von Doku-Regisseur Andrew Neel versucht sich daran, wenn auch nicht in definitorischer Reinstform des Genres. Aber wem rund 90 Minuten banaler Dialoge und lächerliche Erlebnisse zwischen 2 weiblichen nervenden Teenagern komplett auf einer Handykamera gefilmt gefallen, der sollte sich KING KELLY widmen. Alle anderen werden das Elaborat bei allem Respekt nicht mal als Film bezeichnen wollen. Gegen die technisch beschränkte Ausstattung wäre ja nichts auszusetzen wenn wenigstens eine interessante Story dahinterstände. Aber leider Fehlanzeige.
In kurzen Worten geht es um Kelly, die heimlich im Netz strippt und ihre Freundin Jordan, die nachdem dies bei Kellys Eltern bekannt wird zusammen abhauen und über Drogendealern auch dann im Auto bei einem Ex von Kelly landen…der Rest ist wirres Gekicher rund um Drogen welches meist nur lächerlich wirkt. Als größter Nutzen des Films ist bei entsprechender Erwartungshaltung vielleicht noch die vor allem am Anfang gefühlt zu 50% des Films halbnackt herumlaufende "Hauptdarstellerin" Louisa Krause die Kelly "spielt" zu deuten. Ihr "Talent" besteht insbesondere darin, vor allem anfangs und am Ende vermeintlich lasziv in die Kamera zu schauen und ihre fleischlichen Argumente mit dem Zuschauer zu teilen.
Dabei nimmt sie genau die beschränkt-pseudogeilen Gesichtsausdrücke ein, die dem geneigten Konsumenten in billigsten Hardcorefilmen und Amateurclips um die Ohren gehauen werden. Dabei wird trotzdem die prüde US-Moral in KING KELLY sichtbar die nicht einmal Bilder unterhalb der Gürtellinie zulässt. Zum Glück gibt es ja uns, die Franzosen und Skandinavier die hier auch in nicht Genrefilmen viel weiter gehen. Sogar in jeder Frauenzeitschrift ist mehr zu sehen als in diesem Filmchen. Voyeure kommen deshalb nicht im Geringsten auf ihre Kosten.
Der Hinweis, dass KING KELLY in FSK18 und uncut erscheint relativiert sich dadurch völlig. Es gibt keine Offenheit, auch nicht in Bezug auf Gewalt. Ich könnte mir locker eine FSK 12 vorstellen, so harmlos ist das ganze. Und genau diese Generation soll dies wohl unterhalten. Vielleicht ist dies im TV-Realdoku verseuchten Zeitalter die Zukunft des Genres? Dann pack' ich meine Sachen. Mir fällt keine Zielgruppe ein der ich das empfehlen könnte. Selbst härteste Trashfreunde erwarten ein wenig inhaltlichen Stoff oder zumindest unterhaltsame Absurditäten, die ich bei KING KELLY leider nicht entdecken kann.
2/10 Möpsen....äh,....Punkten