"Thelma & Louise" ist bis heute der wärmste und gefühlvollste Film, den Ridley Scott je gedreht hat. Es ist die Geschichte zweier Frauen, die aus ihrem familiären bzw. beruflichen Gefängnis ausbrechen und zu einer Fahrt in die Freiheit aufbrechen, während der sie zum Freiwild der Männer werden (sie werden beraubt und vergewaltigt). Als sie zurückschlagen, schlittern sie von einer Gewalttat in die andere und werden von der Polizei erbarmungslos gejagt. In diesem Film gelang dem detailbesessenen Regiesseur ein besonderer Clou. Er verkauft uns einen eigentlich tragischen Ausgang als herrliches Happy-End. Der Moment in dem Susan Sarandon und Geena Davis in einer ausweglosen Polizeifalle am Rande einer Schlucht stecken, jagt einem Gänsehaut über den Rücken. Die beiden Schauen sich an und treffen eine Entscheidung, aber der Selbstmord, den sie begehen, hat nichts Trauriges an sich. Sie hatten zwei Tage, die für ein ganzes Leben gereicht haben, und nun suchen sie die Freiheit dort, wo sie sie allein allein finden können: im Tod. Traurig stimmt nicht ihr Ende, sondern eine Gesellschaft, in der Männer fast selbstverständlich Frauen Gewalt antun, während die Gewalt der Frauen in erster Linie Gegenwehr ist. Dem bildgewaltigen Scott gelingt es erstmals, uns zu einem emotional beteiligten Komplizen seiner Figur zu machen.