Review

Regisseur Rob Meltzer war kaum aufgefallen, für Drehbuchautor Jeff Kauffmann war es gar das erste Script (zumindest das erste verfilmte), doch immerhin konnten sie für „Welcome to the Jungle“ das eine oder andere Gesicht aus Hollywoods zweiter bis dritter Reihe gewinnen.
Chris (Adam Brody) ist die Identifikationsfigur für Scharen von Nerds vor den Fernsehern und Kinoleinwänden, ein smarter, sensibler Jedermann, der in seiner Freizeit Fan Fiction schreibt, beruflich allerdings in einer Werbeagentur schuften und Kampagnen für Artikel wie Toilettenpapier entwerfen muss. Komplett mit herrischem Chef (Dennis Haysbert), dem arschlochigen Abteilungsleiter Phil (Rob Huebel), der Chris‘ Ideen als die eigenen ausgibt und natürlich immer einen Speichellecker an seiner Seite hat, dem Rumhängerkumpel Jared (Eric Edelstein) und der schönen wie wortgewandten Kollegin Lisa (Megan Boone), die er sich aber nicht anzusprechen traut. Klischees soweit das Auge reicht, gleichzeitig mit Wiedererkennungswert für die arbeitende Bevölkerung.
Der Chef hat eine dolle Idee: Teambuilding auf einer verlassenen Insel, angeführt von einem Ex-Soldaten mit extramarkigem Namen – Storm Rothchild (Jean-Claude van Damme). Ähnlich wie schon in „JCVD“ übt sich van Damme in Sachen Selbstparodie, schön zu sehen an den Bildern in seiner Powerpoint-(Selbst)-Präsentation, die ihn in Posen zeigen, welche an die Cover von früheren Werken wie „Double Impact“, „Cyborg“ oder „Mit stählerner Faust“ erinnern.

Es läuft allerdings bald alles aus dem Ruder: Der Pilot stirbt kurz nach der Landung, Storm hingegen kommt einem Tiger zu nahe und von da an sind die Bürohengste auf sich allein gestellt. Phil reißt bald die Macht an sich, obwohl Chris als ehemaliger Pfadfinder viel besser für den Job geeignet wäre…
Amüsant ist „Welcome to the Jungle“ (hierzulande mit dem grausamen Titel „Dschungelcamp – Welcome to the Jungle“ zwecks Käuferfang versehen) schon, aber eines ist schnell klar: Es sind vor allem zwei Leute, die hier den Laden am Laufen halten, nämlich Jean-Claude van Damme und Adam Brody. Brody als Sympathieträger ist natürlich pures Typecasting, aber es funktioniert einfach auch gut, wenn er seine eigenen Ängste und Schwächen überkommt und dafür selbstverständlich nach Filmlogik belohnt wird. Jean-Claude van Dammes abgedrehte Performance sorgt dagegen für schräge Erheiterung, auch wenn dies wenig filigrane Komik ist, doch wenn van Damme sich mit so viel Freude selbst durch den Kakao zieht, dann ist das schon gelungen. Megan Boone liefert ebenfalls eine hinreißende Leistung ab, Rob Huebel als grotesker Abteilungsleiter schlägt sich auch noch gut, während Eric Edelstein als Seth-Rogen-Ersatz und Kristen Schaal bestenfalls routiniert sind, wie es auch der Rest der Besetzung ist. Dennis Haysberts Rolle ist ein besserer Gastauftritt und in Nebenrollen sind mal wieder van Dammes Kinder Bianca Bree und Kristopher van Varenberg zu sehen.

Abgesehen von den Leistungen Brodys und van Dammes ist „Welcome to the Jungle“ eine eher leidlich amüsante Farce, die sich ganz explizit auf „Herr der Fliegen“ bezieht. Durch die Extremsituation werden Machtverhältnisse und Machtkämpfe aus dem Alltag satirisch überhöht und verschärft, doch leider laufen sich die Gags nach einer Weile tot: Phil bleibt der ignorante, intrigante Depp, an dem sich der für diese Welt zu nette Chris anfangs die Zähne ausbeißt und der sich später konsequenterweise selbst zum Gott ernennt, allein die Freunde Chris‘ hören auf den ehemaligen Pfadfinder und jede Figur lebt die Spleens aus, die das Drehbuch ihnen von Anfang an mitgegeben hat – charakterliche Entwicklung findet allein bei Chris statt.
Insofern zieht sich „Welcome to the Jungle“ nach einer Weile, bietet okayen Slapstick, die eine oder andere hübsch abstruse Situation und auch ein wenig Wortwitz, doch wirklich scharfsinnig werden Bürostrukturen und Teambuilding-Maßnahmen nicht seziert, Klischees kaum hinterfragt. Am Schluss steht dann das typische Happy End, bei dem auch jeder ja bekommen hat, was er verdient, doch wenige Brüller (etwa der Karnickel-gespickte Arbeitsplatz, Storms Powerpoint-Präsentation oder die Urschreitherapie) sind auf dem Weg dahin zu vermerken.

Insofern ist „Welcome to the Jungle“ nett, im positiven wie negativen Sinne. Er ist kurzweilig und recht amüsant anzuschauen, hat mit Brody, Boone und vor allem van Damme in komödiantischer Bestform drei sehr gut aufgelegte Darsteller und den einen oder anderen charmanten Gag, doch es fehlt an satirischer Schärfe und Biss.

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