Die Asylum-Schmiede schlägt mal wieder zu. Und wenn ich ehrlich bin, ist mit "Hold Your Breath" ein ganz annehmbarer Slasher-Beitrag rausgekommen, der zwar mit dem Rest der Filmwelt nicht mithalten kann, aber für Asylum-Verhältnisse gut gelungen ist. Vorallem kann man bei diesem Film nicht um eine dreiste Nachahmung von Blockbustern reden - wenn hier ein Film der Patenonkel war, dann höchstens "Dämon". Hähh was? Ja, genau, der Horrorthriller mit Denzel Washington, an den sich keiner mehr erinnern kann...
In "Dämon" machte eine bösartige Seele Jagd auf Washington, die sich durch Körperkontakt (also beispielsweise Hand auf die Schulter und schwupps - ist der Dämon im nächsten Körper) immer einen neuen Wirt suchte.
"Hold your Breath" verhält sich genauso: Zuerst sehen wir die Hinrichtung in den 80ern des religiös verwirrten Serienkillers Warden Wilkes (Darin Cooper), der, bevor er Bekanntschaft mit dem elektrischen Stuhl macht, noch zwei Aufseher aufschlitzt und sich selber ein Auge rauspuhlt. Yeah Leute, das ist Trash, das hat was. Fehlt eben nur noch ein Kasten Bier für das, was da gerade über die Glotze flimmert, zu ertragen.
Dann folgt der Sprung in die heutige Zeit: Eine Gruppe Jugendlicher macht sich auf zum Zelten und macht Bekanntschaft mit der Seele von Warden Wilkes, da (und jetzt krallt euch in den PC-Sessel mit zwei Händen fest) sie am Friedhof vorbeifahren und nicht die Luft anhalten, wie es der Aberglaube in solchen Fällen empfiehlt.
Ich breche ab: Meine Oma hat mir ja auch desöfteren erzählt, dass man bei Gewitter keinen Durchzug haben darf oder vom Wichsen blind wird, aber Luftanhalten beim Vorbeifahren eines Massenmördergrabes ist mir neu.
Wer bis dahin vor Hirnschmerz nicht umgefallen ist, kann sich gerne noch den Rest durchlesen, denn viel härter kommt es nicht mehr. Das kann nicht mehr getoppt werde.
Also hier liegt der Unterschied zu "Dämon": Die Seele wird nicht durch Körperberührungen weitergeleitet, sondern durch inhalieren und aushusten. Und scheinbar macht das die Seele so, wie sie gerade Lust bekommt. Denn eine gewisse Distanz zum nächsten Wirt oder ein gewisser Zeitpunkt scheinen keine Rolle zu spielen für den Wechsel in den nächsten Körper.
Kommen wir zu den sonstigen Begebenheiten: Die Schauspieler sind durchschnittlich, keiner nervt sonderlich - so wie auch keiner überaus sympathsich erscheint, aber man kann sie alle ganz gut auseinanderhalten und jeder bekommt so einen Hauch von Charaktertiefe, die es für Slasher braucht. Nicht mehr und nicht weniger.
Warum sich "Hold Your Breath" trotz seiner dermaßen beknackten Story von anderen Slashern abhebt, ist, dass evtl. jeder von der Gruppe der Killer sein kann (und auch mal wird). Diese Sache macht Regisseur Jahred Cohn, der mir mit "Born Bad" schon einmal einen Abend versaute, ganz gut. Man sieht lediglich rot funkelnde Augen (aber auch nur, wenn der Regisseur das will und dieses Stilmittel nicht für eine Wendung benutzt), die uns sagen: Okay, der Dämon ist hier drin. Somit spielen also einige Darsteller zwei unterschiedliche Rollen und ganz ehrlich: Ich finde, die machen das ganz gut.
Zwischendrin, wenn der Plot überhaupt nicht mehr weiter weiß, zaubern die Drehbuchschreiberlinge den alten Anwohner McBride (Steve Hanks) aus dem Ärmel, der für die Gruppe und auch für uns die Sachlage etwas verständlicher macht - bevor das Gemetzel in die Schlussrunde geht.
Von dem ganzen Gemetzel ist übrigens in der deutschen Fassung nicht mehr viel drin geblieben. Natürlich ist der Film im Ansatz noch blutig, trotzdem wurden die groben Gewaltdarstellungen und sogar ganze Szenenblöcke (!) entfernt, dass man sich entweder mit dieser zerstückelten Fassung zufrieden geben muss, oder eher doch auf die ausländische DVD setzt, bei der leider keine deutsche Tonspur mit dabei ist.
Mit "Hold Your Breath" von der überall auf der Welt gefürchteten Firma Asylum ist mir der erste Film untergekommen, der keinen Einser einsackt. Nicht dass der Film oder die Story annähernd gut wären, zu keiner Zeit Spannung aufkommt oder man mit den Charakteren mitfiebert, aber er hat mich dann doch einigermaßen auf Sparflamme unterhalten, vielleicht weil er gerade so doof war.
4/10