„Tequila Sunrise“ ist ein mittelmäßiger Film und das obwohl Erfolgsautor Robert Towne (u.a. „Chinatown“ und „Mission: Impossible“) sein Script so gut fand, dass er selbst Regie führen wollte.
Townes Hauptfiguren sind Freunde seit Kindertagen, aber keine sprücheklopfenden Buddys wie man es nach Mel Gibsons „Lethal Weapon“-Erfolg denken könnte. Freund Nummer eins ist aber auch Cop: Nick Frescia (Kurt Russell) vom Drogendezernat in Los Angeles. Stets gut gekleidet, aber mit Prinzipien: Er macht seine Arbeit, aber will seinen alten Freund Dale McKussik (Mel Gibson), Hauptfigur Numero zwei, nicht verhaften. Ansonsten erfährt man leider wenig über Nick, sodass er eine etwas blasse Figur bleibt (vor allem angesichts der Laufzeit und des Actionmangels).
Dale ist Dealer, doch will sich eigentlich zur Ruhe setzen und ein Vater sein. Doch seine Ex-Frau, ein ziemliches Klischee-Miststück, nicht, denn sie will Knete und sein mexikanischer Kontaktmann Carlos will das auch nicht. Er will Dale zu dem viel gerühmten letzten Coup überreden und da ist dieser dann doch mehr aus Zwang und Not dabei. Dale ist schon eine etwas interessantere Figur, wird vom Script doch sehr in Schutz genommen: Ins Geschäft ist er quasi nur reingerutscht und möchte lieber ehrlich arbeitender Familienvater sein – der wohl freundlichste Dealer der Filmgeschichte und der Traum aller Schwiegermütter.
Doch das DEA, hier durch Hal Maguire (J.T. Walsh) vertreten, will Carlos unbedingt und Dale ist einer der wenigen, die wissen wie Carlos aussieht. Also bespitzeln DEA und LAPD Dale, wobei sie auch auf die Restaurantbesitzerin Jo Ann Vallenari (Michelle Pfeiffer) kommen. Nick will sie aushorchen und verliebt sich in sie – genau wie sich Dale in sie verliebt hat…
Ein Thriller, der durch eine Dreiecksgeschichte noch verkompliziert wird – das klingt doch nach reizvollem Material und geht auch anfangs noch gut los. Jo Ann weiß nicht so recht, wem der beiden sie trauen kann, und beide benutzen sie, um sich mit ihren Finten auszutricksen (herrlich wie die Polizei die Geburtstagsparty für Dales Sohn observieren, weil sie glauben, die Feier wäre für Carlos). Doch leider gerät dieser Part des Plots immer weiter ins Hintertreffen und stattdessen rückt die Liebesgeschichte weit in den Vordergrund.
Wäre das Liebesdreieck spannend, spräche nichts dagegen, doch leider versteht man nie so recht warum Jo Ann so zwischen beiden Männern pendelt. Da helfen die teilweise schwülstigen Dialoge zwischen den Verliebten nicht viel, Pimpern im Pool noch weniger. Das ist schade, denn sonst kann das Drehbuch ein paar pointierte Dialoge bieten (z.B. als Dale darüber philosophiert, dass ihn keiner aussteigen lassen will, oder das Gespräch über die Polizisten, die Dale beim Sex beobachten).
Erst gegen Ende wird’s dann brenzlig, aber enttäuschenderweise zieht Towne die Spannungsschraube hier kaum an: Trotz eines kurzen Schusswechsel und Bootsexplosion wirkt der Showdown gänzlich unspektakulär. Auch sonst bietet der Krimiplot im weiteren Verlauf kaum Überraschungen, wer Carlos in Wahrheit ist, sieht man dem Betreffenden direkt an der Nasenspitze an. So bleiben die stärksten Szenen die, die sich um die Freundschaft von Dale und Nick drehen, z.B. wenn beide auf einem Spielplatz sitzen und sich vorm Sonnenuntergang unterhalten oder Nick am Schluss eine verhängnisvolle Entscheidung bezüglich Maguire treffen muss.
Schade ist es dabei um die gute Besetzung, wobei allerdings mit Raul Julia und J.T. Walsh gerade zwei Nebendarsteller die besten Performances abliefern. Michelle Pfeiffer und Mel Gibson schlagen sich auch gut, wenngleich letzterer einfach vom Drehbuch zu nett gezeichnet wird und dagegen anspielen muss. Kurt Russell legt sich auch ins Zeug, doch der geschniegelte Cop steht ihm einfach nicht: Russell ist für den rauen Helden wie in „The Thing“ oder „Tango & Cash“ sehr gut zu gebrauchen, doch hier wirkt er einfach wie ein fish out of water. Er bemüht sich redlich, aber gesetztere Rollen standen ihm erst später zu Gesicht (siehe „Vanilla Sky“).
Unterm Strich ist „Tequila Sunrise“ leider nur Mittelmaß, wenn auch gut gespieltes und anfänglich spannendes Mittelmaß. Doch in der zweiten Hälfte langweilt die schwülstige Liebesgeschichte und der Drogenplot gerät soweit ins Hintertreffen, dass der anfänglich gute Eindruck schwindet.