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Den Asterix zu spielen scheint in der Realfilm-Umsetzung des Comic-Klassikers keine besonders beliebte Option zu sein. Mit Eduard Baer übernahm im vierten Film schon der dritte Darsteller die eine Hälfte des Helden-Duos, während Gerard Depardieu als Obelix als einzige Konstante sämtlicher Verfilmungen gelten kann. Das gilt auch für die Qualität, denn besonders "Asterix & Obelix bei den olympischen Spielen" (2008) unterbot das sowieso schon bescheidene Niveau des Versuchs, den Witz und die Intelligenz der Comics auf die Leinwand zu übertragen, noch um Längen.

Das scheint den Machern beim neuerlichen Streich "Asterix & Obelix - Im Auftrag Ihrer Majestät" bewusst gewesen zu sein, denn sie verzichteten auf die unsäglichen Promi-Cameos und konzentrierten sich mit einer gut besetzten Darsteller-Riege (darunter Catherine Deneuve als Queen, Dany Boon und Jean Rochefort in kleineren Rollen) auf die Umsetzung des frühen Asterix-Bands "Bei den Briten". Dem Film gelingen in dieser Hinsicht viele Szenen, die sich exakt an den Comic halten und die Zeichnungen getreu in bewegte Bilder wandeln - etwa der Blick auf Londinium (London), das Wildschwein-Essen in Minzsoße (leider fehlt die warme Cervisia) oder das Rugbyspiel. Gleichzeitig wird daran auch die Schwierigkeit deutlich, den Humor des Comics im Film aufrecht zu erhalten. In einer optisch besonders gelungenen Szene, in der die römische Legion in Reih und Glied den Inhalt hunderter konfiszierter Weinfässer prüft, um das Fass mit Zaubertrank zu finden, das Asterix und Obelix nach Britannien geschmuggelt hatten, hält sich der Film streng an den Comic und zeigt in der nächsten Szene einen ungeordneten, betrunkenen Haufen - trotzdem überträgt sich der unmittelbare Witz des Comics nicht.

Auch die Storyline - beginnend bei der Eroberung Britanniens genau um 5 Uhr nachmittags, weil die Briten dann ihre "Heißes Wasser" einnehmen (der damit verbundene Gag, der jedem Leser des Comics bekannt sein dürfte, wird mit einer nicht witzigen Figur eines Inders penetrant vorbereitet), das kleine Dorf, das als einziges noch Widerstand gegen die Römer leistet (hier mit einer Königin als Chefin), die Bitte der Briten um Hilfe bei unseren Helden und deren lange Odyssee mit dem Fass voller Zaubertrank durch Britannien - hält sich größtenteils an die Vorlage, aber wie schon in den früheren Verfilmungen, schien das den Produzenten nicht auszureichen. Deshalb wurden Motive aus "Asterix und die Normannen" noch mit einbezogen, ein Album, das mehr von der Interaktion der Protagonisten, als von einer abwechslungsreichen Story lebt.

Die Gründe, warum die Normannen ausgerechnet in die Auseinandersetzung zwischen Briten und Römern mit einbezogen werden, wirken entsprechend an den Haaren herbei gezogen und werden im weiteren Verlauf des Films auch nicht weiter verfolgt. Der wirkliche Grund für diese Drehbuch-Konstruktion ist der Versuch, den Charakteren mehr Leben einzuhauchen, denn die Comicvorlage bietet für einen Langfilm in dieser Hinsicht nur wenig Substanz. Deshalb wurde Majestix' Neffe Grautvornix (Vincent Lacoste), der in "Asterix und die Normannen" auftritt, unserem Duo auf ihrem Weg durch Britannien an die Seite gestellt, was ein paar Gags hinsichtlich der Erziehung des jungen Schnösels bringen soll. Zudem wurde noch Teefax (Guillaume Gallienne) eine Verlobte angedichtet (das obligatorische Model Charlotte Lebon), die wiederum eine strenge Gouvernante (Valérie Lemercier) um sich hat, die als Love-Interest für Obelix herhalten muss.

In diesen Figuren-Gestaltungen, die die im Comic dezenten Anspielungen auf die unterschiedlichen Charakteristika von Franzosen und Engländern zu Tode reiten, liegt die größte Schwäche des Films, denn weder sind die hier verbreiteten Emotionen glaubwürdig, noch witzig. Besonders der Versuch von Asterix, als Womanizer aufzutreten, geht vollkommen daneben, ganz abgesehen davon, das dessen Motivation homophobe Züge trägt, da er sich von Grautvornix' Bemerkung angegriffen fühlt, er würde mit Obelix und einem Hund in einem Haus leben. Die von Teefax hinzugefügten Worte, es wäre in England ganz normal, das zwei Männer zusammen leben, steigern noch seine Motivation. Auch Julius Cäsar (Favrice Luchini) fehlt die im Comic trotz aller Ironie vorhandene Souveränität und Fähigkeit zur Selbsterkenntnis - hier ist er nur ein selbstverliebter, geschwätziger Idiot.

Der Versuch, Figuren innerhalb eines so feststehenden Szenarios Leben einzuhauchen, muss fast zwangläufig scheitern, so wie der aufwändig gestaltete Hintergrund sein Pappmachè-Image nie ganz ablegen kann. Die Historie wurde in den Comics bekanntlich sehr frei nachempfunden und ist voller Anspielungen an die Gegenwart - gezeichnet gelingt das, real bleibt immer die Schwebe zwischen authentisch und unecht.

Trotzdem funktioniert "Asterix & Obelix - im Auftrag ihrer Majestät" als leichter, anspruchsloser Familien - Unterhaltungsfilm. Manche Gags lassen sich auch in einem Realfilm nicht vollkommen ausmerzen, die Darsteller machen ihre Sache im Rahmen des Drehbuchs ordentlich und verzichten auf typisches Over-Acting und in seinen besten Momenten kann der Film den optischen Charakter der Comics gut einfangen. Die wesentlichste Voraussetzung für einen vergnüglichen Kinonachmittag bei Asterix und Obelix bleibt aber, das man die Comics nicht allzu gut kennen sollte (3,5/10).

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