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Bemerkt man bei der Morgentoilette einen Ausschlag am Arm, der bald sichtlich schlimmer wird, geht man für gewöhnlich zum Arzt. Warum auch nicht? Salbe drauf und gut ist. Doch nicht jeder kommt auf diese eigentlich naheliegende Idee. Als die Studentin für irgendwas in ihrer neu bezogenen Bude vor dem Spiegel steht und sieht, dass sich ihr rechter Arm bedrohlich dunkel verfärbt, bleibt sie völlig unbeschwert und gammelt die folgenden Tage in gewohntem Trott vor sich hin. Da kommen und gehen die Freunde (und Sexualpartner) und es masturbiert sich weiterhin lebensfroh und ausgelassen. Dass ein Wasserschaden an der Schlafzimmerdecke analog zu ihrem eigenen Verfall binnen Kurzem sonderbar altert und degeneriert, kratzt sie da auch nicht weiter. Bis auf ihren in regelmäßigen Abständen bearbeiteten Schritt scheint die Todgeweihte ohnehin rein gar nichts zu jucken.

Doch wie man ahnt (und als Genrefreund hofft), kommt es noch viel schlimmer. An welchem Gebrechen die Gute auch immer leidet, sicher ist, so möchte man nicht vor die Hunde gehen. Denn bald fallen Fingernägel aus, brechen Knochen, löst sich die breiig schwarz-braune Haut ab und versagen die Organe. Doch der Gang zum Onkel Doktor ist immer noch kein Thema. Abgesehen davon, dass bei einem derartigen körperlichen Verfall in Wirklichkeit längst die Sepsis einsetzen würde und niemand so lange lebt bis er skelettiert ist, fragt man sich als Schaulustiger doch, warum das Mädel keinen medizinischen Beistand sucht und nur gedankenverloren den Tag verträumt. Im Vorbeigehen leistet sie sich selbst ein wenig Erste Hilfe und klebt sich ihre Nägel mit Kleber wieder an die Finger (Ähnliches haben wir bereits vor zwanzig Jahren bei „Braindead" gesehen). Ist das jetzt heftiger Tobak oder einfach nur blöde?

Schlaglichtartig verfüttert die unausgegorene Handlung an uns Informationen darüber, was in diesem (zu) gering budgetierten Kammerspiel sonst noch alles so passiert. Da vermehren sich bald die Toten in der Wohnung, was, wie so vieles hier, ohne ersichtlichen Grund geschieht, und man formuliert Vorwürfe, die ohne zusätzliche Auskunft keinen Sinn ergeben. Dafür kokettiert Regieneuling Eric Farlardeau mit ein paar unvermittelt in die Story geschmissenen Versatzstücken aus dem Horrorfilm und hofft, wie so viele seiner Kollegen, auf inhaltliche Diskussion einer Geschichte ohne Inhalt.

Was dieses Durcheinander hätte retten und legitimieren können, wären schaurig schöne Effekte gewesen. Die gibt es aber nicht. Aufgrund des geringen Budgets von nur 40,000 Talern beschränkt man sich bei der titelgebenden Umwandlung auf ein bisschen Farbe und ein bisschen Kunstblut. Wäre das Setting nicht dauerverdunkelt, sähen die Masken albern aus. Nicht minder künstlerisch wertlos sind die farbenfrohen Zwischensequenzen, in denen mit kratzendem Sound unterlegt Infrarot und Ähnliches benutzt wird, um ein wenig visuelle Abwechslung ins trübe Grau der Wohnung zu bringen. Was das soll, mag der Henker wissen. Es ist jedenfalls nur Makulatur.

Insgesamt schade, denn eigentlich wäre die Story um eine lebendig verwesende Frau ja eine durchaus lustige Sache. Doch wenn so ostentativ humorlos drauflosgedavidlyncht wird und Dialog wie Handlung bald jeden sinnvollen Bezug verlieren, wird es halt schnell eintönig. Aber ein Gutes hat der Film. Ohne ihn gäbe es womöglich nicht das ungleich bessere Alternativprodukt „Contracted" (2013), das weit weniger monoton und ungleich schauwertiger daherkommt. Mühe allein genügt nicht.

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