Review

Eine imdb-Note von 7,5...
Ach ich sehe es vor meinem geistigem Auge wieder vor mir: Jeder schreit und schwärmt: "Die Croods" sind (mal wieder) perfekte Familienunterhaltung für Jung und Alt.Was den Animationssektor angeht, scheint mittlerweile alles tipptopp und für die ganze Familie zu sein. Alles schrammt nahezu an Meisterwerken für die Ewigkeit vorbei.
Jungs & Mädels, sehr geehrte Eltern: Auch wenn ich mich scheinbar alleine auf diesem Kreuzzug befinde: "Die Croods" ist abgrundtief schlechter Bullshit und auf einem Level mit "Madagascar - Part III" - wie so vieles in letzter Zeit.
Die Familie Croods sind die letzten Steinzeitmenschen - alle Nachbarn wurden aufgefressen oder zertrampelt. Doch Stammesoberhaupt Grug hat dafür seine ganz eigene Theorie: Seine Taktik, sich bei jeder Gefahr in einer dunklen Höhle zu verstecken, muss wohl richtig sein.
Eines Tages lernt die aufsässige Tochter Eep, die es Leid ist immer im Dunkeln zu sitzen, den Jungen Guy kennen, der seit geraumer Zeit ganz alleine unterwegs ist. Zeitgleich wird durch Naturgewalten die vertraute Höhle zerstört und von nun an sind die Croods verpflichtet, sich einen neuen Unterschlupf zu suchen - wenn sie weiter überleben wollen. Widerwillig macht sich die Familie mit dem etwas anders denkenden Guy auf eine abenteuerliche Reise voller Gefahren und Überraschungen, um im Morgen ein neues Zuhause zu finden.

Nach dem sehr witzigen Intro, in dem von den unfreiwillig gegangenen Nachbarsfamilien erzählt wird, wurde mein Enthusiasmus mit der ersten Filmsequenz "Familie Croods geht auf Futtersuche" komplett ausgebremst. Die Familie Croods spielt mit Echsen und sonstigem bösartigen Tieren als Kontrahenten also Baseball um ein Dinoei, in dem viel lecker Flüssigkeit steckt. Schon da wird mir klar, dass die zu erzählende Geschichte und die Charaktere nur fader Beigeschmack sind, da man unter den konkurriernden Animationstudios  mal wieder den Längsten haben will. Genau das ist das Motto. Alles andere: Pah, Nebensache!
Diese Szenen (wie auch alle anderen) sehen bombastisch und facettenreich aus - aber was bringt mir das, wenn ich einer Familie Flodder zuschauen muss, von der jeder einzelne Charakter 10% Sympathie mitbringt und 90% mich auf irgendeine Art und Weise abstoßen?
Die junge Tochter ist beispielsweise am schlimmsten geraten: Sie spricht zu keiner Zeit ein Wort und weist tatsächlich den Charakter eines abgerichteten Dobermanns auf - nur am Kläffen, Brüllen und Zetern. Eigentlich haben alle etwas an der Schüssel, wobei die Ehefrau noch am vernünftigsten rüberkommt.

Das ist keine Magie oder Lehrstunde für Kinder, sondern sorgt mal wieder, wenn man Pech hat, für eptileptische Anfälle.
Zum Glück taucht noch der etwas andere, ja ich würde sagen, ganz normale Junge namens Guy auf, der schon mehr an das Individuum Mensch rankommt und als Identifikationsfigur dienen muss.

Während der Reise, wobei neben unterschiedlichen Locations und Bombast-Effekten die Animation ganz klar im Vordergrund steht, verstehe ich auch, warum die Croods mir gegenüber abneigend ausgefallen sind: Sie sind einfach nur "wahre Steinzeitmenschen" und somit absolut hohl. Guy kann Feuer machen und hat Ideen. Die Croodies meinen, dass das Feuer die Ersatz-Sonne wäre und von dem Wort "Idee" haben sie noch nie etwas gehört.

Also ganz ehrlich, auch wenn man am Ende  teilweise in Sachen Sympathie und Gefühl das Ruder noch gerade so rumgerissen bekommt, was soll mir diese alberne, belanglose, ja, total dahingerotzte Geschichte erzählen oder noch besser: von mir positive Gefühle erwarten?

Da gibt es zig tausend bessere Animationfilme, die mehr zu erzählen haben und auch richtig liebevoll gezeichnete Charaktere zu bieten haben. Aber in der Smartphone-Zeit ist es eh egal, ob das Kind von einer Konsole (wahlweise was Papi selber hat - im Idealfall stehen  drei Konsolen zuhause) erzogen wird, oder sich diesen Reinfall geben muss. Und nein, es braucht sich jetzt nicht jeder angesprochen zu fühlen.

Die Croods punktet nur in einem: Und das ist die wahrhaft schön anzusehende Welt. "Top Grafik" sagte ich früher bei C64-Spielen. Doch was nützt mich die Grafik (und das weiß jeder ältere Zocker, der noch mit 16 Farben klar gekommen ist), wenn der Rest totaler Murks ist?
Eben.

Fazit:
"Die Croods" ist ein Augenschmaus geworden, hat jedoch weder eine gute Story zu erzählen noch irgendwelche Charaktere vorzuweisen, die nicht komplett am Rad drehen. Schlechter geht es fast nicht mehr und ganz ehrlich: Wenn nur noch - und das bemerke ich die letzten Jahre immer öfter - lediglich der Faktor Animation als Messlatte ausgelegt wird, kann mich dieses Genre mal ganz kräftig küssen.

3/10

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