Bei diesem Film hätte ich beinahe den Fehler gemacht und ihn frühzeitig als mittelmäßig abgestempelt. Zu Beginn im Fokus steht die zu unserem Frühling passenden sexuellen Spielchen eines Paares, die Geschichte ihrer krebskranken Tochter, Countrymusik, ihr leben im Ländlichen. Nun ja solide aneinandergereiht, in nette Bilder verpackt, aber wie es so dahin plätscherte,eben nicht mehr als nett. Ich gebe zu mein Gehirn war ein bisschen langsam um zu begreifen, dass ein Großteil der erzählten Geschichte im Film nicht chronologisch angeordnet ist.(was mich eine Zeit lang grübeln lies woher das 2. Kind stammt :-/
Jedenfalls entpuppt sich diese Wahl der Erzählweise, welche die Schlüsselmomente und die Tiefgründigkeit in die zweiten Hälfte des Filmes verlagert und die Seichtigkeit des Anfangs perfekt in Kontrast setzt, als goldrichtig.
Sie(Elise) ist Tätowiererin und die typische ich will das Leben genießen Frau. Er(Didier) ist der typisch nachdenkliche (auch wenn sich das recht spät zeigt) vom Sog des Lebens gebannte und eher uncleveren einfache Mann, der aber intuitiv einige Dinge in der Welt völlig richtig einschätzt. Beide verkörpern wirklich kein typisches Pärchen und sind letztendlich in ihrer Ganzheit gegensätzlich Kontraste.
Ganz stark ist die philosophische Ebene von 'Broken Circle' welche sich nach und nach langsam in den Film mogelt und in Form der Geschehnisse und Ansichten um die Vorfälle mit den Krähen, sich behutsam um den Film spannt. Das Bild mit der Krähe ist in meinen Augen auch die große Dialektik des Filmes und spiegelt im kleinen den großen Zusammenhang der gesamte Geschichte wieder. Didier und seine Ansichten bilden gewissermaßen die Glasscheibe welche Einsicht in die Wirklichkeit bietet, auch wenn diese unbequem ist. Elise ist bei diese Betrachtungsweise die Krähe, welche gegen das Glas fliegt. Sie erkennt ihre Schwächen an seinen starken Ansichten(die im Detail auch nicht 100% stimmen). Schlüsselelemente zu ihrem Charakter sind der Text des am Anfang und auf dem Konzert auf dem sie sich kennenlernen stehende Countrylieds, in dem Didier von einer anderen Welt singt, (Also genau auf den englischen Text hören.) die von ihr nicht beantwortete Frage, warum sie sich denn so sehr tätowiere und Elises Hang dazu bei starken Problemen jemand anderes sein zu wollen und dabei quasi ihre Haut zu wechseln.
Lobenswert an der Geschichte muss man auch die Szene hervoheben in der über die Ursachen des Krebes ihrer Tochter gesprochen/gestritten wird, ein in meinen Augen wichtiges Element welches in den wenigsten Filmen in denen die Thematik Krebs ein Rolle spielt, thematisiert wird.