Einer der größten Downer der Filmgeschichte
Da dachte ich, mit "Blue Valentine" hätte ich die traurigste & niederschmetterndste Geschichte einer Liebe schon gesehen, da kam dieses kleine Wunderwerk von einem Tränendrücker. Im oscarnominierten "The Broken Circle Breakdown" aus unserem Nachbarland Belgien, geht es eigentlich klassisch um eine Liebesgeschichte bzw. die guten wie schlechten Zeiten zweier Menschen. Aber man merkt schnell, dass sich dieser Kloß im Hals zu klassischen Liebesschnulzen verhält, wie Michael Bay zu anspruchsvollen Kriegsfilme. Verschachtelt & überhaupt nicht chronologisch, wunderschön & künstlerisch anspruchsvoll gefilmt, die düstersten Kapitel nicht aussparend - solch eine traurige Geschichte, habe ich nicht erwartet & bisher ganz selten gesehen. Die süßen Anfänge einer Liebe & die wunderschönen Countrysongs/-auftritte, die mich manchmal an "Walk the Line" erinnerten, könnten nicht stärker im Kontrast zu den Tiefschlägen des Lebens stehen, an denen die zwei wachsen aber auch zerbrechen. Hier bekommt der Heiratsschwur "in guten wie in schlechten Zeiten", nochmal eine ganz andere Tiefe.
Ohne zu viel zu verraten, merkt man schnell, in was für einen Downer man hier geraten ist. Von der Erkrankung der kleinen Tochter an Krebs bis hin zu Ehekrisen, Glaubenskrisen & Selbstmordversuchen - hier wird das Leben wirklich unerbittlich & hart dargestellt. Die eigentliche Kunst des Regisseurs war aber, dass trotz dieser Dunkelheit, immer wieder lebensbejahende Momente puren Glücks durchschimmern, die gerade dadurch umso heller scheinen. Auch wenn der allgemeine Eindruck ein trauriger, nachdenklicher war, der Film ungeheuer lang nachwirkt, sind die schönen Momente & die Aussage, das Leben zu nutzen, ebenso strahlend. Die Darsteller sind absolut leidenschaftlich in ihren Rollen & machen überhaupt keine Kompromisse, absolute Weltklasseleistungen. Egal ob Sexszenen oder absolute Trauer - alles wirkt realistisch & vollkommen ungeschönt. Der verschachtelte, episodenhafte Aufbau ist nicht nur hübsch anzusehen, er regt vor allem zum Mitdenken an & erklärt Vieles eleganter als eine chronologische Erzählung. Dazu gesellt sich magische Countrymusik, die einen fasziniert, berührt & mitreißt.
Vielleicht übertreibt der Film es etwas mit seiner dunklen Spirale voller Tiefschläge & Hindernisse, drückt manchmal etwas zu plakativ auf die Tränendrüse. Außerdem hilft es vielleicht, wenn man selbst ein Kind hat oder ein paar traurige Erlebnisse im Leben schon hinter sich hat - denn sonst könnte alles zwar schockierend wirken, aber doch irgendwie weit weg. So ging es mir zumindest. Das es aber traurige Schicksale & unbegreifliche Krankheiten gibt, ist jedem bewusst & dass nicht jedes Leben ein Zuckerschlecken ist, ebenso. Am ehesten gestört haben mich noch die politischen & glaubenskritischen Anstöße gegen Ende, die nicht so recht in mein Gesamtbild passen wollen & zu direkt präsentiert werden. Klar sind auch das Themen, mit denen sich jeder Mensch gerade in Krisenzeiten konfrontier sieht, aber die menschliche, emotionale Seite wäre mir lieber gewesen & hätte gereicht. Ein besondere Perle von internationalem Format haben unsere Nachbarn hier aber auf jeden Fall abgeliefert, die man sich vielleicht nicht gerne mehrmals ansieht, die aber schon durch einmaliges Sehen für immer im Kopf bleibt.
Fazit: zwar extrem traurig & schmerzend realistisch, jedoch für jeden Filmfan ein Geschenk & eine wertvolle Erfahrung, vielleicht sogar befreiend & auf seltsame Weise glücklich machend. Wer allerdings komplett geschönte Liebesgeschichten ala Hollywood mag, ist hier vollkommen fehl am Platz!