Jeffrey Combs ("Re-Animator", "Castle Freak") war alt und brauchte das Geld...
Im Fokus der Geschichte steht Iris (Brittany Snow), die sich um ihren totkranken Bruder kümmert. Wie ein Großteil der Amerikaner hat sie kein Geld für die nötige Operation zu bezahlen, geschweige denn einen Knochenmarkspender zu finden. Ihr Arzt Dr. Barden (Lawrence Gilliard Jr.) rät ihr, warum auch immer, sich mit dem exzentrischen Millionär Lambrick (da isser, Jeffrey Combs) auseinanderzusetzen. Dieser hat eine Stiftung gegründet, die sich um hilflose Patienten wie Iris kümmert. Lambrick lädt Iris zu einem Dinner ein, bei dem weitere sich völlig fremde Gäste anwesend sind. Alle haben jedoch eins gemeinsam: Jeder hat(te) einen schweren Schicksalsschlag oder wurde ungerecht vom Leben behandelt. Das besondere an diesem Abend soll das Spiel nach dem Dinner sein: Der Gewinner erhält alles, was er für sein weiteres Leben benötigt.
Mit der Stirn runzelnd aber dennoch enthusiastisch kommt Iris auf die Feierlichkeit. Doch das es sich dabei nicht um "Mensch ärgere Dich Nicht!" oder einen gemütlichen Skat-Abend handelt, weiß von den Gästen keiner. Denn für die Summe, die Lambrick ausgeben muss, will er Schmerzen und Blut fließen sehen...
Zugegeben, die ganze Rahmenhandlung ist mit Sicherheit von einer zugedröhnten Person geschrieben worden. Anders kann ich mir diesen Mist nicht erklären. Warum sollte ein Arzt, der sich bewusst ist, was in der Villa abgeht, seine Patientin in ein Suizid-Kommando reinstecken? Und, warum zum Geier will er sie dann später lieber befreien?
Es gibt noch viele weitere Punkte, die Kopfschmerzen verursachen - aber - wenn ich das Drumherum mal ausblende und mich dem eigentlichen Abend, dem Dinner und dem Wettkampf widme, haben wir es mit einem äußerst spannenden Psychospielchen zu tun, in dem Taktik und Moral eine große Rolle spielen.
Zumindest da hat man im Drehbuch weitestgehend nicht gekleckert. Die Figuren haben soweit man es für solche Filme braucht, genug Charaktertiefe. Bei manchen hätte es etwas mehr sein können, aber das geht okay so. Schließlich haben wir es nicht mit der üblichen Rülps-Sex-Kiff-Teeny-Party-Fraktion zu tun, sondern mit älteren Menschen (u.a. auch an eine an den Rollstuhl gefesselte Omi), die einem nicht direkt am Arsch vorbeigehen und zumindest bei mir Interesse erwecken. Bis auf die überzeichnete Psycho-Bitch Amy (Sasha Grey) gehen alle Charaktere (auch von der Schauspielerleistung) in Ordnung - sie erwecken Interesse. Und das ist bei mir schon mal die halbe Miete in einem B-Movie.
Das ganze beginnt relativ harmlos und dennoch blitzt schon die Brillianz des Psycho-Trips beim Dinner durch. Mit einfachen Mitteln, die auch einige von uns betreffen, deutet Lambrick an, was für ein durchgeknallter Psychopath er ist. Mit dem Beginn des Spiels, das immer rundenbasierend durchgeführt wird, beginnt zum einen das einordnen der Charaktere zwischen Gut und Böse - oder wie es der Arthouse-Fan hämisch sagen würde: Schubladendenken.
Zum anderen die Partie, die in der ersten Runde relativ harmlos erscheint, aber auch gut zu "Hostel" passen könnte. Die Spannung zieht "Would you Rather?" nicht nur durch die Entscheidungen der Teilnehmer, sondern auch, was für eine abartige Runde als nächstes wohl kommen wird. Kurzum: Ich könnte diesem atmosphärisch dichten Treiben stundenlang zuschauen. Lediglich der Rettungsversuch des Arztes und eine spontane Massenflucht wollen mich noch bis zur Zielgerade verärgern, zumal das spontane Fliehen den Bodycount direkt mal in die Höhe treibt und dem Filmgenuss somit schmälert, da man merkt, dass hier gleich Feierabend ist. Ein Wermutstropfen gibt es noch für Freunde des Roten Saftes: Die eigentliche Härte spielt sich immer im Kopf des Zuschauers ab. Der Streifen glänzt nicht durch abgehackte Arme oder sonstiges Gesplattere.
Das i-Tüpfelchen ist natürlich der Ausgang des "Tödlichen Spiels": Der richtige Gewinner, kombiniert mit der Wende am Schluss. Da kotzt er...
Regisseur David Guy Levy, der mit "Would you Rather" seinen zweiten Langfilm veröffentlicht, fängt die Geschehnisse mit der richtigen Optik ein, damit der Streifen sich nicht wirklich nach einem Kammerspiel anfühlt.
Fazit:
Wenn man mal die oberbeknackte Rahmenhandlung weglässt bzw. ausblenden kann und dem eigentlichen Film eine Chance gibt, hat man es mit einem äußerst harten Psycho-Reißer zu tun. Zwar relativ blutarm, aber dennoch im Kopf des Zuschauers grausam genug. Es muss nicht immer Splatter bis zum Anschlag sein. Bis zum Schluss herrscht eine sehr dichte Atmosphäre mit kleineren, nicht schlimmen Hängern.
7,5/10