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Ein junges Paar entflieht dem ländlichen Ohio und versucht in New York das gemeinsame Glück. Sie finden eine billige, allerdings arg heruntergekommene Wohnung, die für den Einstieg ins selbstbestimmte Leben reichen soll. Allerdings lauert hier eine ungeahnte Gefahr: Der von den verschwundenen Vormietern übriggebliebene Kühlschrank ist das Tor zur Hölle und führt mitunter ein mörderisches Eigenleben. Schon bald wird er zur tödlichen Gefahr für das Paar...

Der 1991er-Trash-Schocker „Der Kühlschrank“ kommt mit einer herrlich bescheuerten Grundidee um die Ecke, die ihn als hemmungslos alberne Parodie auf herkömmliche Horror-Dramaturgie einführt, zeigt daneben aber auch einige erstaunlich gelungene Details. Viel Zeit lässt er sich dafür nicht: Gleich mit der Einleitungsszene, die ohne jeden Kontext das Vormieterpaar zeigt, wie sie durch die dreckigen Straßen des Ghettos und das dreckige Treppenhaus in ihre dreckige Wohnung eilen, um vor dem Kühlschrank Sex zu haben und direkt danach blutig verspeist zu werden, zeigt der Film, wo es hingeht.

Denkt man zumindest. Doch nach einer eher ruhigen, klischeehaften und mau gespielten Einleitungsphase – das junge Paar fährt ihrem alten Leben davon, fängt in der Großstadt neu an, kämpft mit Dämonen aus der Vergangenheit – entwickelt der Streifen immer wieder überraschende Momente. So fällt das Setdesign einiger Albträume rund um den dämonischen Kühlschrank erstaunlich solide und aufwendig aus – surreale, eklige Hintergründe, starke künstliche Beleuchtung, reihenweise Leute aus dem Jenseits. Und auch die Angriffe des Kühlschranks, so skurril sie bleiben mögen, überzeugen mit simpler, aber effektiv umgesetzter Tricktechnik und – vor allem im krassen Finale – spektakulär drastischen Splatter-Effekten. Für einen offensichtlich billig produzierten Trashfilm wird hier inszenatorisch einiges geboten.

Das gilt im Übrigen auch für den Inhalt: Nach anfänglichen Klischees – neuer, mieser Job, erste Spannungen zwischen dem Paar, schmierige Vermieter, gruselige Nachbarn – entwickelt „Der Kühlschrank“ über seine Parodie-Story hinaus einen erstaunlich subversiven Zug. So wird im Konflikt zwischen Tochter und Mutter kurz deutlich, wie konsistent das Leiden der Frauen im Patriachat ist, wird die Entfremdung zwischen den Partnern auch als Emanzipation der Frau von ihrem immer bestimmender werdenden Mann erzählt und fallen überhaupt immer wieder Seitenhiebe gegen die erzkonservativen Konzepte von Familiengründung, Hausfrau- und Mutterrolle und Bestimmungsrecht des Mannes über seine Frau. Unter der reinen Trash-Oberfläche schimmert hier im Verlauf des Films immer öfter ein subversiver Angriff auf konservative Werte hervor – und das so überraschend wie gelungen!

Natürlich bleibt es trotzdem bei einem ziemlichen Trash-Streifen – die Darstellenden werden bestenfalls mittelmäßig, die Story bleibt insgesamt platt und trotz witziger Ideen (der Mann schreckt aus einem Albtraum auf, aber anstatt zu schreien, ruft er: „Ich bin der Waffelmacher!“) dramaturgisch selbst recht klischeehaft, und vor allem die zwischenmenschlichen Dialoge fallen äußerst hölzern und gestelzt aus. Das alles passt aber hervorragend in ein Machwerk, das keine Scheu davor hat, gute gesellschaftskritische Ideen – und sogar einen Hauch Sozialrealismus, man beachte das Ghetto – mit irrwitzigen parodistischen und trashigen Inhalten zu vermischen. Der starke 90er-Rock-Score und der grelle Einsatz von tiefrotem oder giftiggelbem Licht tun da ihr Übriges und erzeugen eine herrlich seltsame Atmosphäre irgendwo zwischen Bedrohung und absurder Komik. Für Freunde des etwas abseitigen Horror-Humors ein echter Geheimtipp!

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