Review

***enthält kleine Spoiler***

Die Begeisterung vieler früherer Werke Tarantinos kann "Django Unchained" bei mir nicht wecken. Dabei ist die erste Stunde großartig, hat Witz und drive. Doch ab der Ankunft auf Candyland hat der Film diverse Längen und wirkt szenenweise zäh. Die teils endlosen Dialogszenen, eigentlich eine von Tarantinos Stärken, wirken hier oft inhaltsleer, ziehen sich ohne ein Ziel und sind weder so spannend oder scharfzüngig, wie man es erwarten kann. Doch gibt es auch einige großartige Szenen, wie das Treffen der Vorläufer des Ku-Klux-Klan.

Überhaupt ist die Länge ein Problem, da die Geschichte gestreckt wirkt und ihr eine Straffung um 30 Minuten sicherlich gut getan hätte. Ähnlich verhält es sich beim Showdown, der nicht vorbei ist, wenn er vorbei ist. Stattdessen wird nochmal um die Kurve gezuckelt um wieder da zu landen, wo man vorher war. Ausufernde Gewaltspitzen inklusive, die einen schon mal aus der sich anschleichenden Lethargie reißen.
Zweischneidig ist auch der Soundtrack. Auf der Habenseite wird eine (englischsprachige) Version des Django-Themas geboten, wobei es mich bei Tarantinos wieder herrschenden Zitierwut schon wundert, dass er es nicht beim italienischen Original belassen hat. Störend fallen da eher die eingestreuten, unpassenden Hip-Hop Beats auf, die zu Lasten der Atmosphäre gehen und wie ein Fremdkörper wirken.

Darstellerisch spielt Christoph Waltz mal wieder alles an die Wand; seine Art ist einfach herrlich unterhaltsam und allein mit Mimik und Stimme reißt er viele Szenen an sich, auch wenn er quasi "nur" eine Neuinterpretation seiner Rolle aus "Inglorious Basterds" aufführt. Jamie Foxx als titelgebender Held und Leonardo DiCaprio sind ebenfalls top, doch kommen sie gegen die zähe Inszenierung nicht immer an. Kerry Washington firmiert da eher unter "bleibt nicht lange im Gedächtnis" und Samuel L. Jacksons Charakter bekommt viel Screentime, ist aber (trotz seiner veranschaulichenden Bedeutung für die Geschichte) nicht so wichtig, wie es den Anschein hat. Von Tarantinos Kurzauftritt fangen wir besser gar nicht an; dafür hat der Mann einfach kein Talent.
Ein Remake stellt diese Django-Variante im Übrigen nicht dar, hat sie doch mit dem 1966er Film nur den Namen des Titelhelden gemein. Dafür bekommt Franco Nero einen amüsanten Cameo.

"Django Unchained" ist ein zwiespältiges Vergnügen geworden, die Dialoge ziehen sich stellenweise und überhaupt ist er einfach ein gutes Stück zu lang geraten. Dem entgegen steht eine spielfreudige Truppe und vor allem Waltz ist mal wieder eine ideale Besetzung. Kein neues Meisterwerk, vielleicht nur der Beginn der Abnutzung an den eigenen Ideen.

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