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Quentin Tarantino ist auf den Waltz gekommen und spätestens seit Inglourious Basterds gilt eben jener Charakterdarsteller als einer der beliebtesten deutschen Schauspieler. Dabei ist der gute Mann wenn man es eigentlich ganz genau nimmt Österreicher. Wie dem auch sei, in Tarantinos aktuellem Werk „Django Unchained“ darf der talentierte Schauspieler abermals sein ganzes Können unter Beweis stellen. So brilliert er wie zu erwarten in seiner Rolle als Dr. King Schultz und trägt den Film gewissermaßen im Alleingang. Allerdings hat Django Unchained neben Publikumsliebling Christoph Waltz noch ein beachtliches Repertoire an weiteren hervorragenden Schauspielern zu bieten. Unter anderem eben den eigentlichen Hauptdarsteller dieser Erzählung, Jamie Foxx alias Django. Das die Mr. Django Wahl diesmal auf einen schwarzen Sklaven fällt, ist natürlich wieder typisch für den exzentrischen Filmemacher Tarantino. Denn das Ungewöhnliche ist bekanntlich stets ein willkommener Gast in seinem Filmkosmos. Dabei wurde die Grundgeschichte und das Setting vor dem reellen Hintergrund des damals bevorstehenden Nord- und Südstaaten Konflikts angesiedelt. Tarantino erteilt uns allerdings keine Geschichtsstunde, sondern legt den Schwerpunkt klar auf seine unverwechselbaren Figuren. Dennoch sind alle Charaktere eben Produkte jener Zeit und müssen sich folglich auch mit den Vorurteilen und den daraus resultierenden Problemen dieser Epoche auseinandersetzten. Dabei verstärkt die Wahl eines schwarzen Djangos, die Rolle des gesellschaftlich benachteiligten Rebellen. Und so schwingt sich der einstige Sklave nach seiner Befreiung zur Rache auf. Doch er soll noch einen weiten Weg vor sich haben und so muss der Außenseiter noch eine Menge lernen. Seinen Lehrmeister findet er in seinem Befreier, dem Kopfgeldjäger Dr. King Schultz. Dieser vermittelt ihm neben den benötigten Fingerfertigkeiten auch die Gepflogenheiten seines düsteren Berufs. Dabei inszeniert Tarantino den Werdegang vom Sklaven zum Kopfgeldjäger durchaus amüsant. Das ist natürlich vor allem den markigen Dialogen und einer gewissen Prise Situationskomik geschuldet. Hier und da muss ein korrupter Scheriff oder gar eine Banditenbande blutig dran glauben. Diese weitestgehend dreckig inszenierten Gewaltausbrüche sind wiederrum konträr zu den lustigen Dialogen angelegt, doch eben genau diese spritzige Mischung macht aus dem Film ein echtes Seh- und Hörvergnügen. Ab und an schleichen sich zudem auch völlig groteske Szenen ins Geschehen ein, auf die ich jetzt aus Spoilergründen nicht näher eingehen werde. Jeder der den Film gesehen hat wird sofort wissen wovon die Rede ist.
Neben den schauspielerischen Zugpferden Waltz und Foxx, sollte natürlich auch die Rolle von Leonardo DiCaprio positiv erwähnt werden. Mit viel Charisma und seinem teuflischen Blick haucht er der Figur Calvin Candie überaus gekonnt Leben ein. Die Gefahr die von diesem undurchsichtigen Geschäftsmann ausgeht schwebt förmlich in der Luft, so neigt er auch des Öfteren dazu völlig unvermittelt zu eskalieren. Aber auch die Darbietung von Samuel L. Jackson als Hausbutler Stephen sollte noch einmal gesondert genannt werden, da sie einfach nur herrlich skurril ausgefallen ist. So weit so durchgeknallt.
Was die Actionszenen in Django angeht, werden diese vergleichsweise sparsam aber dennoch sehr effektiv eingesetzt. Vor allem die blutigen Zeitlupengefechte in John Woo Manier - das heißt beidhändiger Waffengebrauch - sorgen für fulminant eingefangene Schusswechsel. Auch die unvermittelten Gewaltspitzen zwischendurch, sollten ein zartbesaitetes Gemüt eher abschrecken. Gerade aber angesichts der vielen lustigen Dialogszenen dienen sie allerdings dazu, einen unangenehmen Magengrubentritt für den Zuschauer bereitzuhalten. Dieses Konzept geht auch belendend auf, vor allem durch die vielen einfallsreichen Ideen und eben die souveräne inszenatorische Stärke seitens Tarnantinos.
Als einfallsreich ist im Übrigen auch der Soundtrack zu bezeichnen. Dieser fällt sehr angenehm durch Facettenreichtum auf. So reihen sich zum Beispiel immer wieder bekannte Stücke aus der Filmlandschaft in der langen Liste der Klänge ein. Da dürften Filmmusik-Kennern zum einen natürlich Ennio Morricones klassische Django Theme aufgefallen sein, sowie unter anderem aber auch Masamichi Amanos epische Requiem Version aus Battle Royale. Akzente setzt Tarantino aber wohl vor allem mit der zum Geschehen ambivalenten Rapmusik. Inszenatorisch gesehen ist sie für Wahr ein Tritt ins Gesicht, allerdings schmiegt sich die Musik auf merkwürdig groteske Art doch tatsächlich stimmig in die Szenerie ein. So stellt also selbst diese vermeintliche Stilblüte vielmehr wieder nur ein Alleinstellungsmerkmal auf Tarantinos kreativer Spielwiese dar.

Fazit:
Mit Django Unchained liefert Regielegende Quentin Tarantino abermals ein erinnerungswürdiges Meisterstück mit kleineren Schönheitsfehlern ab. Der große Dialogschmied legt seinen gut durchdachten Charakteren wieder mal aberwitzige Dialoge in den Mund. Die negativen Punkte fallen natürlich nicht sonderlich ins Gewicht und verkommen ob der Gesamtqualität, eher zur Meckerei auf höchstem Niveau. Allerdings kosten sie dem Film letztendlich doch die volle Punktzahl.

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