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Ich brauche hundert schwarze Särge

Tarantino ist für mich ein Phänomen, in das ich erst mit jenseits der 20 reinwachsen musste. Vorher konnte ich mit den dialoglastigen Kultklassikern wie Pulp Fiction oder Jackie Brown wenig anfangen. Mittlerweile schätze & genieße ich fast den gesamten Kanon des Meisters und möchte keinen Film missen - und sein bisher neuster Streich, Django Unchained, macht da keine Ausnahme, ist ein Tarantino in Bestform. Egal ob Gangster, Eastern, Krieg oder nun Western - er bleibt oft kopiert, nie erreicht, einfach unverwechselbar. Einer der Regisseure, der den Hype & die vielen Fanboys auch wirklich verdient hat. Ein verrückt-genialer Typ!

In Django Unchained wird der Sklave Django in den letzten Tagen des wilden Westens von einem Kopfgeldjäger namens Dr. Schulz befreit, da er diesen zu einem neuen Ziel führen kann. Beide werden Freunde & Partner, stoßen später aber mit Monsieur Candy, den Betreiber von Candy Land, einer der größten Sklavenfarms, auf einen gewieften Feind, der zu allem Überfluss auch noch Djangos Frau versklavt & als Hausdame hält...

Jamie Foxx spielt cool, leistet aber nichts was einen Oscarpreisträger wirklich fordern würde. Neben den einzigartigen Dialogen, wo nahezu jeder Satz zitierfähig & gewitzt ist, ist es mal wieder Christoph Waltz, der als Dr. King Schulz heraussticht & brilliert - da kann nur noch Leo Di Caprio mithalten, der hier die bis dato beste Leistung seiner Karriere abrief. Es ist kein Darstellerkino, zumindest kein klassisches, aber trotzdem bleiben die mal witzigen, mal gnadenlos bösen Charakter wie meist bei Q.T. am stärksten im Gedächtniss. 

Der Film ist lang, aber nie langweilig oder langatmig, auch wenn er gegen Ende vielleicht den ein oder anderen Haken zu viel schlägt - aber wer, wie ich, davon nicht genug kriegt & gerade auf die Revolver-Action zu coolem Hip Hop steht, dem macht das rein gar nichts aus. Tarantino schafft es immer wieder einzigartig verschiedene Genres & Formen der Popkultur zu mischen (wie z.B. HipHop & Italo Western). Und das passt meist überzeugend & überraschend durchschlagend. Coolness wird neu definiert, die Messlatte samt Trends versetzt, Verbindungen geschaffen, wo andere nur Gegensätze sehen. Und der Soundtrack war eines der besten Alben des Jahre - darüber lässt sich nicht streiten. Noch dazu ist der Film auch optisch ein Leckerbissen, abwechslungsreich in allen Belangen, hart genug & bietet ein brisantes, immer aktuelles Thema sarkastisch inszeniert. Alles was man sich wünscht & mehr - das kann nur die Höchstnote sein!

Fazit: bei Tarantino fällt mir eine qualitative Reihenfolge seiner Filme ganz schwer... Aber Django Unchained ist eigentlich nicht aus der Top 3 weg zu denken. Stimmt mich extrem positiv für die hasserfüllten Acht.

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