kurz angerissen*
erstmals veröffentlicht: 05.01.2013
Zielstrebig verfolgt Tarantino seinen spätestens mit "Inglourious Basterds" eingeschlagenen Weg, Dialoge nicht mehr als autonome Ellipsen zu zelebrieren, sondern zur Fortführung der Geschichte bzw. zum Schüren von Spannung einzusetzen, und gibt damit einer neuen Phase seines Filmschaffens langsam ein Gesicht. Dass sich Tarantino irgendwann dem Western zuwenden würde, war über kurz oder lang abzusehen - "Django Unchained" spielt dabei in erster Linie mit Rollenverteilungen. Hatte man den klassischen Westernhelden bzw. -Antihelden in der Regel meistens schon zu Beginn der Handlung mit einem schnellen Close Up in die Augen ausgemacht, scheint hier zunächst Christoph Waltz die Hauptrolle inne zu haben, und lange Zeit fühlt es sich so an, als würde Waltz' Charisma dank vortrefflich geschriebener Comedy Jamie Foxx' eher unauffälliges Auftreten vollständig überstrahlen, vielleicht auch wider die Intention des Regisseurs, doch das Drehbuch hält genug Kniffe bereit, dass sich der Filmtitel irgendwann bezahlt macht.
Ausgerechnet in Candy-Land, das von dem Gespann DiCaprio / Jackson mehr als nur dominiert wird (in deren Zusammenspiel sehe ich den heimlichen Gewinner des Films), macht sich leider narrativ Gewöhnlichkeit breit: Während Jacksons Figur am Tisch langsam Verdacht schöpft (wobei Jackson das eigentlich absolut herausragend rüberbringt), erliegt Tarantino dem konventionellen Erzählen und inszeniert fast schon wie ein normaler Handwerker. Der Grat dorthin ist ohnehin die gesamten 160 Minuten über enorm schmal; erfreulicherweise, muss man dazu sagen, denn Tarantino scheint dadurch wesentlich weiter als all die Heerscharen seiner Kopisten, die den Kult jagen wie einen heiligen Gral. An solchen Banalitäten hält sich Tarantino nicht auf, bewahrt - von der erwähnten Schwächephase abgesehen - aber durchweg das Besondere in seinem Film, das so einzigartig und unnachahmlich für sein Filmemachen ist.
Nicht unbedingt eine Schwäche, aber schwächer als gewohnt ist der Schnitt - das Fehlen von Sally Menke macht sich hier schon an mehreren Stellen bemerkbar. Ob man auch die mehrfache Wendung und das Wiederaufgreifen der Handlung, die schon abgeschlossen schien, als Schwäche betrachten möchte, liegt im Auge des Betrachters - etwas unrund wirkt in jedem Fall alles, was nach Candyland passiert. Dennoch ein großartiger, in jedem Fall sehenswerter Film, der nur unwesentlich schwächer ausfällt als "Inglourious Basterds".
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