"Ich werde jeden der an diesem Anschlag beteiligt war fertig machen. Und dann werde ich Bin Laden töten."
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 ist Osama Bin Laden, der Führer der terroristischen Vereinigung al-Qaida, der meistgesuchte Terrorist der Welt. Die Schätzungen über seinen Aufenthalt liegen bei Pakistan.
Die CIA-Analytikerin Maya (Jessica Chastain) wird 2003 nach Pakistan verlegt, wo sie mit dem CIA-Agenten Dan (Jason Clarke) nach Hinweisen über den Verbleib von Bin Laden sucht. Mittels kontroverser Verhörmethoden erfahren sie von einem Kurier, der zyklisch Nachrichten an den Terroristen überbringt. Nach jahrelanger Arbeit entdecken die Ermittler nicht nur den Kurier, sondern auch einen befestigten Gebäudekomplex, in dem eine unbekannte Person wohnt.
Regisseurin Kathryn Bigelow ("K-19 - Showdown in der Tiefe", "Gefährliche Brandung") präsentierte mit "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" ein enorm packendes und angesehenes Kriegsdrama. Die Thematik der Bombenentschärfung und die sich daraus resultierenden Spannungsmomente erzeugten einen atmosphärisch dichten Film.
"Zero Dark Thirty" ist von der Kulisse zwar ähnlich, verfolgt aber eine andere Richtung. Statt mehrerer packender Ereignisse, läuft der Film auf ein bekanntes Ziel zu und enthält in seinen ersten beiden Dritteln sehr viele Dialoge.
Zunächst beginnt "Zero Dark Thirty" bedrückend und kontrovers. Die Notrufe während dem Anschlag auf das World Trade Center sind genausowenig verträglich, wie die folgenden Folterszenen. Dennoch funktionieren diese Szenen erstaunlich gut und geben dem Film schon von Beginn an eine Richtung.
Danach folgt das eher politisch angehauchte Kriegsdrama anderen Wegen. Mittels Zeitsprüngen klappert "Zero Dark Thirty" verschiedene Ereignisse mit terroristischem Hintergrund oder gewissen Durchbrüchen ab und setzt Verhöre und Informationsbeschaffung in den Fokus.
Durch den dokumentarischen Stil bleiben die Figuren stets eine mitgezogene Nebensache. Eine Schwäche, die vor allem die Spannung und den Bezug verhindert. Mitunter wirkt "Zero Dark Thirty" wie eine Aufzählung zeitgeschichtlicher Hintergründe, die auch nicht immer völligst nachvollziehbar sind.
Eigentliche Spannung kommt erst zum Ende hin auf. Der tatsächliche Angriff auf den vermeintlichen Aufenthaltsort Bin Laden's folgt zwar üblichen inszenatorischen Mustern, bricht aber die bisherige lineare Erzählweise angenehm auf. Der Zugriff auf das Gebäude erfolgt parallel und wird mit einer dynamischen Kameraführung dicht verfolgt. Die drastischen Bilder sind dabei vielleicht etwas zu beklemmend.
Die Verwendung von musikalischer Untermalung ist sehr zurückhaltend. Überhaupt unterlässt "Zero Dark Thirty" die Ergreifung einer Partei und präsentiert sich überaus neutral. Weder der amerikanische Patriotismus findet sich überschwänglich wieder noch gibt es eindeutige Schuldzuweisungen.
Die Darsteller sind zweckmäßig ohne weiter aufzufallen. Jessica Chastain ("The Help") sowie Jason Clarke ("Death Race") agieren zwar glaubwürdig, ein empathisches Empfinden zu ihren Figuren bleibt aber aus. Mark Strong ("Sherlock Holmes", "Kick-Ass") dürfte das bekannteste Gesicht sein und wirkt in seiner kurzen Präsenz menschlicher als die Protagonistin.
An ihr vorheriges Werk kommt Kathryn Bigelow mit "Zero Dark Thirty" nicht heran, dazu fehlen ihrem Film die nötigen Spannungsmomente. Als dokumentarisches Zeitzeugnis schon eher geeignet, kann der Film zeitweise informieren. Gerade aber der mittlere Teil erweist sich als genauso zäh wie erwartet. Sicher ist der offene und neutrale Umgang mit der Folterthematik oder die drastischen Anschläge nichts für ein Massenpublikum, genau hier entfaltet das ruhige Kriegsdrama aber noch mit seine stärksten Momente. Schade, dass Bigelow nicht in der Lage war Figuren und Darsteller mehr zu zentrieren. Eine Bindung zum Publikum kommt hier nämlich überhaupt nicht zustande. Knappe ...
7 / 10