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Shinjuku Killers, Teil 1 einer lose miteinander verbundenen Trilogie im Gangstermilieu, vom Regie-gewordenen Schlag ins Gesicht Takashi Miike ist ein knallharter, deftiger und unerträglich unsympathischer Cop-Thriller geworden, der dem Zuschauer so einiges abverlangt.

Wer hier einen atmosphärisch dicht erzählten Thriller mit Gangsterromantik erwartet, kann gleich wieder abschalten. Wer Unterhaltung mit Hirn und Anstand sucht, ebenfalls. Zunächst einmal geht es scheinbar um nichts, wenn Cop Tatsuhito Kirija als Bilderbuch-Unsympath (optisch noch verstärkt durchs schmierige Oberlippenbärtchen) brutal in Japans Unterwelt aufräumt und mittels Gossensprache schon mal zum ungewollten Sex von hinten einlädt. Dementsprechend passend beginnen seine Ermittlungen in Tokios Rotlichtmilieu, wo er feststellen muss, dass hier nicht nur mit Drogen und Menschen gehandelt wird. Die Spur führt irgendwann weiter nach Taiwan, wo gleich ein ganzes Dorf seine Einnahmen dank Organhandel bezieht. Dass es nun interessanter oder vielleicht sogar mal besser wird, ist leider reines Wunschdenken. Nach einer absolut langweiligen Mitte kommt es schließlich zum brutaleren Endteil. Doch den bekommt man kaum noch mit, da man, will man den Film unbeschadet überleben, längst auf passiven Desinteresse-Modus geschaltet hat und man das Ende nur noch der Form halber abwartet.

Selten wurde ein derart langweiliger, sinnloser Gangsterfilm gedreht, der teils mit deftigen Bildern um sich wirft, die auch die weniger Zartbesaiteten unter uns kaum kalt lassen werden, und dabei auch noch nicht nur überaus frauen- sondern generell menschenverachtend ist. Die kranken Figuren leben von notorisch hoher Gewalt- und Beischlafbereitschaft und sind Miike-typisch unsympathisch und abstoßend porträtiert, dass man einem jedem (und vielleicht sogar Miike selbst) bald die Pest an den Hals wünscht. Zudem scheint hier ein jeder notgeil zu sein und muss, wenn er nicht gerade darüber redet, dies auch in penetrant widerwärtigen Szenen vor schamloser Kamera ausleben und seine Sexpartner besonders gern von hinten nehmen—wohl auch, weil die meisten Probanden hier mal wieder schwul sind und man so, naiv gesehen, stellungstechnisch ohnehin schon etwas eingeschränkt sein mag. Zwischendurch gibt es dann auch mal einen Blowjob vom sklavenartig gehaltenen jungen Taiwanesen, der von Freiheit träumt, aber leider zu sehr von seinem Gangsterboss abhängig ist und schließlich doch immer wieder in dessen Bett herumlungert.

Immer und immer wieder geschmacklos abgedrehte Sex-Szenen paaren sich bei Shinjuku Killers mit teils sehr brutalen Szenen (wie etwa dem Herausschneiden eines Auges) und sind doch nur von absoluter Langeweile zusammengehalten. Selten hat man einen so, ähem, beschissenen Film gesehen wie diesen. Wie Takashi Miike mit einem solchen wüsten Schund Kultstatus erreichen kann, ist ein Rätsel, wie irgendjemand auf diesem Planeten einen solchen Streifen gutheißen kann, ebenfalls.

Freilich mag Shinjuku Killers in seiner schnörkellosen tristen Inszenierung realistischer sein als so manch verblendete Gangsterromanze, doch war das Fernsehen nie für seinen offenen Realismus bekannt. Ein bisschen blumiger und kurzweiliger hätte der Film schon sein dürfen, Herr Miike, wir wissen, Sie können das besser (wenn vielleicht auch nicht unbedingt gut, doch das steht auf einem anderen Blatt). So manch einer mag jetzt vielleicht wieder harsche Milieukritik in Miikes Cop/Gangster-F(l)ick hineininterpretieren, und so ganz an den Haaren herbeigezogen mag das auch nicht sein, doch ist das noch lange kein Rechtfertigungsgrund für diesen abscheulichen Schund, der sich an eine fragwürdige Zielgruppe zu richten scheint. Vielleicht hatten wir es aber auch nur einmal bitter nötig, die rosarote Brille vom gepuderten Näschen gerissen zu bekommen, um uns zu zeigen, wie verdammt böse diese unsere Welt doch sein kann.

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