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Ein als Samurai-Krieger verkleideter Irrer fängt sich auf der Straße eine junge Frau, betäubt sie und fesselt sie ans Bett. Nachdem die Frau aufgewacht ist, bekommt sie eine Droge, die sie schmerzfrei und gefügig werden lässt. Dann schreitet der Wahnsinnige zur Tat und beginnt sein Opfer bei, wenn auch nicht vollen Bewusstsein, so dann doch im Wachzustand, fachmännisch mit allen erforderlichen Werkzeugen zu zerlegen. Erst als nur noch ein ausgeweideter, immer noch lebendiger Rumpf mit Kopf daliegt, vollendet unser Samurai, der sich selbst als Künstler und das Opfer als sein Kunstwerk sieht, sein Treiben mit der Enthauptung. Ein Rundgang durch Samurais „Atelier" liefert dann den Betrachter zu guter Letzt einen Eindruck über das Gesamtwerk des „Künstlers" und rundet die Show ab.
Soviel also zum Inhalt des Zweiten Teils der Guinea Pig Reihe. Wieder will uns der Regisseur den Film im Gewand eines realen Snuff-Films präsentieren. Dass der Regisseur sich inzwischen vom Gedanken befreien konnte, man könne dem Publikum weiß machen, eine perfekte Illusion eines realen Mordes zu erleben, zeigt er in der allgemein grotesk überzeichneten Handlung. Das zerlegen einer Frau bei lebendigem Leibe ist effekttechnisch hier blendend gelungen. Ja - diese Arm- und Beinamputationen bei quietschender Säge hätte man tatsächlich nicht besser und abartiger darstellen können. Was macht dann den Zuschauer so sicher hier nicht wirklich einen realen Snuff-Film zu sehen?Vor allem Eines: Ein realer Täter, der sich diese ganze Arbeit gemacht hätte, würde sicher darauf achten, nichts zu verdecken und die Amputationen in gesamter Körperaufnahme zeigen. Das freilich ist mit ausschließlich konventionellen, handgemachten Effekten nicht zu realisieren. Zudem ist der Medizin kein Mittelchen bekannt, dass den Körper bei Bewusstsein völlig schmerzfrei sein lässt- zumindest nicht bei solch erheblichen Eingriffen. Weiterhin wäre das Opfer bei dem Blutverlust schnell verblutet. Es gibt also genügend Gründe den Film vom Altar des Pseudo-Snuff herunterzuheben und ihn seinen Platz im Fantasy-Genre zuzubilligen.
Ich muss sagen, dass ich von diesem zweiten Teil allein durch die ekligen Effekte positiv überrascht wurde. Der FX-Fan bekommt hier einiges geboten. Schauspielerisch war das Agieren der jungen Frau, als sie gefesselt auf dem Bett lag und noch nicht wusste, was mit ihr geschieht, beängstigend realistisch. Der Täter wurde typisch japanisch überzeichnet. Im albernen Samurai-Look, sich als Künstler fühlend, raubte er den Film jegliche Atmosphäre und ließ beim Zuschauer nie den Eindruck aufkommen, Zeuge eines realen Verbrechens zu werden. Der zweite Teil hat mich am Ende allein durch die Effekte mehr überzeugt als der dümmliche erste Teil. Atmosphäre, Handlung und schauspielerische Leistung unseres affigen Möchtegern-Samurai-Künstlers waren aber so schwach, dass dieser zweite Teil auch nicht mit mehr aufwarten kann.

Noch ein Schlusswort an die Moralisten:

Es gibt immer noch einen Unterschied zwischen einem sadistisch veranlagten Voyeur und einem effekttechnisch begeisterungsfähigen Horror-Cineasten und allein Diejenigen, die sofort alles Fragwürdige verbieten wollen, sollten sich Gedanken über sich selbst machen und nicht sofort von Sich auf Andere schließen.

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