Eigentlich bin ich nicht unbedingt der größte Anime- oder Mangafan. Über meine Freundin, die es schon ist (Nun ja, der größte - bzw. die größte - wohl auch nicht, aber eben Fan), komme ich aber hin und wieder in Kontakt mit dem Genre. So auch vor kurzem mit 3x3 Eyes bzw. Sazan Eyes, hierzulande logisch betitelt mit 3x3 Augen. Eines Abends war es so weit: Ich wollte mir die erste Folge gemütlich vom Bett aus ansehen und dann … nun ja, eben schlafen. Doch es kam anders. Statt einer halben Stunde blieb ich noch über vier Stunden wach - gerade die Laufzeit von 3x3 Augen, sowie die Fortführung der Geschichte, bei uns ebenfalls betitelt als 3x3 Augen, im Original mit dem Zusatz „Seima densetsu“ bedacht. Auch bin ich inzwischen stolzer Besitzer des Soundtracks und des kompletten Mangas. Doch wie konnte es so weit kommen?
Ich kann es selbst nicht ganz nachvollziehen, aber ich kann versuchen, es zumindest zu erklären. Selbiges soll im Folgenden geschehen.
Yakumo ist ein mehr oder weniger normaler Junge. Seine Mutter verließ vor langer Zeit die Familie und sein Vater forscht in Tibet Dämonen hinterher. Er selbst jobbt in einer Transvestitenkneipe. Eines Tages kehrt sein Vater von einer Forschungsreise nicht zurück. Vier Jahre später begegnet ihm in der Nähe seines Arbeitsplatzes ein junges Mädchen, das auf der Suche nach ihm ist. Ein von ihr mitgebrachter Brief seines Vaters bezeichnet sie als letzte Überlebende der Sanjiyan Unkara, eines rätselhaften, dreiäugigen Volkes aus dem fernen Tibet. Yakumo soll an seiner statt dem Mädchen - namentlich Pai - helfen, Mensch zu werden. Doch der gibt sich natürlich skeptisch. Das ändert sich jedoch schlagartig, als Pai ihm noch in der selben Nacht das Leben rettet, indem sie seine Lebenskraft/Seele über ein drittes Auge „aufsaugt“ und mit ihrer eigenen vereint, als Yakumo im Sterben liegt. Fortan regenerieren sich alle seine Verletzungen überaus schnell - er ist unsterblich geworden. Da sich als Untoter ein normales Leben kaum führen lässt, muss er Pai helfen, menschlich zu werden. Erst dann wird auch er selbst wieder Mensch.
Nun… Hört sich seltsam an? Ist es auch. Wer sich daran stört, braucht gar nicht erst weiter zu lesen. Alle anderen können gerne weiterlesen. Hehe.
Zu lang möchte ich es auch nicht werden lassen, also fix zu den wichtigsten Punkten:
Die visuelle Qualität: Die Zeichnungen an sich sind für den Zeitpunkt der Veröffentlichung recht detailliert. Auch sind Bewegungen ansprechend animiert. Was auffällt sind die Frames. An deren Anzahl wurde oft gespart. Es gibt kaum eine Stelle, an der man beim genaueren Hinsehen nicht das leichte Ruckeln bemerken würde. Allerdings wurde das so gut kaschiert, dass es beim normalen Sehen nicht wirklich auffällt.
Ton: Der japanische O-Ton ist stimmig, somit sollte man diesen mit Untertiteln wählen. Die englische Synchro kann man in den Wind schießen. Erreicht nicht einmal Freitag-Nacht Softporno-Niveau. Eine deutsche Synchronisation gibt es nicht (Ist vielleicht auch gut so).
Stil: Regietechnisch muss man sagen, dass alles rausgeholt wurde, was rauszuholen war. Die Serie besticht durch beinah perfekte Inszenierung der Geschichte.
Musik: Ebenso großartig. Jede Stimmung, jede Szene wird durch den grandiosen Soundtrack perfekt unterliegt. Viel von den Emotionen, die die Serie auszulösen vermag, klappt größtenteils aufgrund der stimmigen Musik.
Wo wir gerade bei Emotionen sind, und damit auch allgemein bei der Wirkung auf den Zuschauer: Wer sich auf die Serie einlässt, wird unweigerlich in die Geschichte hineingezogen. Bei fortschreitender Laufzeit beständig weiter. Während die erste Folge noch ein wenig leer wirkt, weil einfach zu viel gleichzeitig eingeführt werden muss, beginnt die echte Charakterisierung erst mit der zweiten Folge und die Geschichte sogar erst wirklich mit der dritten Folge. Doch dieser gemächliche Aufbau sorgt letztendlich für die starke Wirkung. [[[***Kein echter Spoiler, aber nimmt wohl ein wenig Spannung vorweg, also ACHTUNG***]]] Die vierte (und letzte) Folge - in der man dann einfach weiterschauen muss - endet dann auch noch mit einem echt fiesen Cliffhanger, … Naja, eigentlich nicht wirklich fies. Man hat ein sehr stilvolles offenes Ende, das damit geschlossen wurde, dass vier Jahre später weitere Folgen gedreht wurden. [[[***Ende des Pseudo-Spoilers***]]]
Ich komme schon zum Fazit, denn unnötiges Schwelgen bringt hier niemanden weiter:
Ein großartiger Anime, der leider so gut wie unbekannt ist, aber jedem, der sich dem Genre auch nur geneigt zeigt, zu empfehlen ist. Kleinere Ungereimtheiten oder technische Mängel gehen in der superben Regie und der herausragenden musikalischen Untermalung unter. Sollte eigentlich ein Klassiker sein, ist aber „nur“ eine Perle. Perfekt ist er aber auch nicht. 9/10