Review

Ein französischer Filmkritiker schrieb einmal über Curd Jürgens, "Er sei einer der 4 schlechtesten Schauspieler der Welt." Jürgens mit dieser Aussage konfrontiert entgegnete: " Und wer sind die anderen 3?" Soviel zu Stil.
In dem hier nun besprochenen 1971 gedrehten Abenteuerfilm, spielte der (Zitat) "germanische Kleiderschrank" den durch widrige Umstände ausgemusterten Hamburger Kapitän Marcus Jolly. Welchen Olsen innerhalb eines Szenenwechsels vom typisch preußisch ordentlichen Schiffsführer, zum alten Seebären mutieren lässt. Das Alter dieses knorrigen Hochsee- Kauzes hatte Jürgens allemal, aber darauf beschränken sich auch schon die Parallelen zur Titelfigur. Selbst der obligatorische Schnauzbart des maritimen Gewächses, kam aus der Requisite (für das Filmplakat legte in Jürgens deshalb auch ab). Abgesehen davon, dass der Regisseur hier eine mehr oder weniger seichte Klamotte ablieferte, lies er seinen ansonsten so sehr geschätzten Lokalkolorit außen vor. Streng analytisch betrachtet, verrät der Titel es eigentlich schon: . . . aus St. Pauli.

Die erste Einstellung ist ein kurzer Blick auf St. Paulis Landungsbrücken, an denen gerade Käpt`n Jürgens Dampfer ganze 5 Tage früher als geplant festgemacht hat. Zu Hause angekommen, liegt gerade Denez Törzes auf seiner Angetrauten. Krach im Hause Rauhbein ist nicht mehr zu vermeiden. Und durch das vom Bühnenbildner, im Heim der Rauhfaser, fein säuberlich angesägte Treppengeländer, stürzt Frau Rauhbein zu Tode. Der Vorsitz der anschließenden Gerichtsverhandlung beschließt, dass für den Tod von Frau Raucherbein nicht ihr rauer angetrauter Käptn` Jürgens die Verantwortung zu tragen hat. Punkt! Freispruch. Trotzdem entschließt sich Käpt’n raue Schale für einen Ortswechsel. Die restlichen 98 % des Films spielen in einem imaginären Südseestaat, in dem die Raufaser dann von skrupellosen Finsterlingen (Sieghart Rupp) um seine wertvolle Schiffs- Ladung gebracht wird. Diese und eine Gruppe deutscher Krankenschwestern (eine von ihnen, Christine Schubert) befreit der Kapitän wieder aus der Hand der Gangster. Entzückend.

Immerhin brachte Olsen es sogar fertig, leichte Frauenknast- Motive in den Film mit einzubeziehen. Trotzdem erkennt man bei der letzten Zusammenarbeit zwischen Olsen und Jürgens, schon derbe Ansätze von Verschleiß. Dem auch Sieghart Rupps geschmacklich unsichere und über die Grenzen des Overacting gehende Performance nicht sehr abträglich ist. In einigen Szenen wird aus dem Rauhbein zwar ein Raufbein, aber die Prügelszenen mit seinem Buddy Reincke sind es eigentlich kaum wert sie zu kommentieren. Der totale Absturz aber kommt, als die alkoholisierte Kapitäns Lichtpause in einer billigen Südseekaschemme einen Schlager zum besten geben muss. Hier wollte dann noch nicht einmal mehr Herbert Fleischmann seine Stimme für hergeben, denn er wird von einem Kollegen synchronisiert. Und dass, obwohl er sich schauspielerisch in bester Gesellschaft befand. Wie die Namen Elisabeth Flickenschildt und Friedrich Joloff in der Besetzungsliste beweisen. Das große Problem ist, das sich Olsen hier nicht zwischen recht ordentlichen Gangstermotiven und Südseeschnickschnack mit komödiantischen Elementen entscheiden wollte. So pendelt der Film geschmacklich leider immer zwischen Abenteuer und übertriebenem Klamauk.
Diese sorglose Vorgehensweise setzte man natürlich auch bei der musikalischen Vertonung fort. Die Musik entlieh man dem Film DER SCHWARZE PANTHER VON RATANA, von Komponist Gerd Wilden. Abraten möchte ich von der Cine Plus- DVD. Als Master benutzte man die alte VHS-Fassung von VPS. Das Ergebnis ist unglaublich schlecht, in Bild und Ton.
sergio garrone

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