Ein Mann, eine Frau, Regen, und die Musik von Francis Lai … Nein, dieses Mal nicht, aber ein Mann, eine Frau, Nebel, und die wunderschöne Musik von Riz Ortolani betören mindestens genauso. Tonino delli Colli fängt unbeschreiblich schöne Bilder des herbstlichen Norditaliens ein, Bilder, die vor Nostalgie und Trauer geradezu vergehen, und in denen diese schwermütige und mysteriöse Geschichte so unglaublich gut aufgehoben ist. Es war dies der vorletzte Film von Romy Schneider, und rückblickend kommt es einem fast so vor, als ob sie ihren Tod herannahen sah, so melancholisch und traurig wirkt sie. Und doch kann der Film auch Freude erzeugen, kann in den Momenten der Liebe auch brennen und funkeln, aber das Hauptmoment ist immer die Trauer. Trauer um Vergangenes, um verpasste Chancen, um ein Leben das ganz anders, wohlmöglich weniger leer, hätte ausfallen können. Wahrscheinlich kann jeder, der seine Jugendliebe irgendwann später einmal wiedergetroffen hat, dieses Gefühl nachvollziehen.
Romy Schneider und Marcello Mastroianni spielen sicher wie immer. Nein, sie spielen nicht, sondern sie SIND Anna Brigatti und Nino Monti. Den beiden zuzuschauen, wie sie ihre Rollen leben, erfüllt in einer Zeit des schnellen und oberflächlichen Actionkinos mit unendlicher Freude. Beide gehen in ihren Charakteren auf, als hätten sie noch nie etwas anderes gespielt. Eine stille Selbstverständlichkeit umgibt die Schauspieler: Na klar, spiel ich, BIN ich Nino Monti, wer denn sonst?
Auch die Nebenrollen sind hervorragend besetzt: Eva Maria Meineke als Ehefrau Ninos, die mehr an gesellschaftlichem Trara und Oberflächlichkeit interessiert ist als an dem Befinden ihres Mannes. Der wunderbare Michael Kroecher als Don Gaspare, ein Mystiker mit dem Erscheinungsbild von Sopor Aeternus. Ungewohnt ist Raf Baldassare als Freund Ninos, aber auch diese kleine Rolle meistert er mit Bravour.
Ein Film, der bei aller Schwermut einfach Freude macht, weil er ein Gefühl zurücklässt das zum Nachdenken und Reflektieren anregt. Der Freude macht aufgrund der wundervollen Schauspieler. Und der Freude macht, weil er in sich einfach stimmig ist. Wer noch Sinn hat für Geschichten die Gefühle erzeugen, und die ohne explodierende Autos auskommen, dafür aber mit richtigen Schauspielern, der sollte sich diese Perle nicht entgehen lassen.