Kein Engelchen.
Ich habe zuerst das Sequel "Engelchen macht weiter - hoppe, hoppe Reiter" gesehen und für so gut befunden, dass ich nicht damit rechnete, dass der Erstling diesen in Sachen Esprit und Eigenwilligkeit noch überbieten kann. Doch, er kann...
Mit dem Charme von Gila von Weiterhausen war wieder zu rechnen, nicht aber mit dieser erfrischenden, in allen Momenten große Spontanität ausstrahlenden, Geschichte um eine blonde Unschuld aus der Provinz (naja, Bamberg), die nach München reist, um ihre Jungfräulichkeit zu verlieren (klingt mehr nach Sexfilm, als es dann wird..).
Dabei gerät sie in die Fänge einer Verlierer-WG (ein selbsternannter Sportreporter, ein selbsternannter Erfinder und Hans Clarin als schweigsamer Schildermaler), die sich ein wenig überfordert sehen "Engelchens" Wunsch (im Film heißt Gila Katja, Engelchen heißt sie nie...) zu erfüllen - und auch andere Herren scheitern aus verschiedensten Gründen...
Neben von Weiterhausen wird dieser (nicht sehr zeigefreudige, aber angenehm frivole) "Schwabing-Film" vor allem von Dieter Augustin (als dreister Erfinder) und Uli Koch (als dreister Charmeur) getragen, die allem Anschein nach bei den Dreharbeiten ihren Spaß hatten (siehe exzessive Farbenschlacht).
Koch war auch in der Fortsetzung wieder zugegen, als - natürlich sehr dreister - Nachbar von Engelchen, der extra eine monumental große Matratze in seine karge Wohnung schleppt, in der Hoffnung, die schöne (und verheiratete) Nachbarin darauf flachlegen zu können.
Ich schreibe jetzt einfach noch ab, was ich zur Fortsetzung schon schrieb, es passt ja auch hier: Der Humor ist in diesem Film zuweilen sogar einigermaßen hintergründig und Ironie ist allgegenwärtig, es handelt sich hier also um mehr, als eine der typischen, meist dumpfen Sexklamotten aus den Endsechzigern/ Siebzigern. Aus heutiger Sicht wirkt "Engelchen..." natürlich harmlos (FSK 16), aber als Einblick in das Denken und die Moden dieser längst vergangenen Tage ist er ein Vergnügen. Und auch darüber hinaus.