Review

Gesehen: UNCUT-Fassung - Danach ausgekotzt: Chili con Carne


"Coffin Baby" ist  der typische Horrorfilm, der an den meisten Leuten vorbeigehen würde, wenn er nicht im Vorfeld dank unserer göttlichen FSK für unfreiwillige Werbung sorgen würde: Knapp sechs Minuten an expliziter Gewalt mussten weichen, so dass dieser Film in Deutschland überhaupt erscheinen konnte. Die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft hatte mal wieder einen moralischen Tag erwischt und verweigerte diesem Machwerk eine UNCUT-Veröffentlichung.

Laut der Inhaltsangabe entführt ein irrer Serienkiller namens Coffin Baby (Christopher Doyle) die junge Samantha (Chauntal Lewis) in seinen Keller, sperrt sie in einen Käfig ein mit einer täglichen Dosis Peinigung und schleppt andauernd neue Opfer an, die er mit seinem Werkzeug bearbeitet und zerstückelt. Während Samantha sich das alles aus kleiner Entfernung mit ansehen kann. Mit zunehmender Zeit entwickelt sich ein bizarres Verhältnis zwischen Samantha und ihrem Entführer...


Ja, lernt die Inhaltsangabe auswendig, denn diese Story ist dermaßen hölzern inszeniert, dass man nicht glauben kann, was sich da überhaupt abspielt in diesem unglaublich schlechten Streifen. Story hin, Story her. In meinen Augen ist hier von einem Plot, der den Zuschauer sicher durch den Film führen soll, nichts vorhanden.
Mitgefühl entwickelt sich bei der dünn gezeichneten Samantha zu keiner Zeit. Auch Spannung oder irgendetwas anderes Positives, was den Zuschauer bei Laune halten würde, ist zu keiner Zeit vorhanden.

Nach gut einer Stunde, bei der ich immer noch nicht weiß, was der Film mir überhaupt vermitteln will, taucht "Zugpferd" Bruce Dern ( "Meine teuflichen Nachbarn", "The Glass House", "Django Unchained", um mal einige von zig Beispielen zu nennen) auf und jodelt genauso bescheuert einen durch die Hose wie der Rest der agierenden Charaktere. Es gibt auch immer wieder Polizeiermittlungen, doch allesamt haben keinen Sinn, da die Cops weder Spuren noch Hinweise haben und somit alle Ermittlungen ins Leere laufen und man diese Szenen quasi als Lückenfüller bezeichnen kann.

Nebenbei fällt dem Kenner auf, dass Regie-Neuling Dean Jones komplett in den Kinderschuhen steckt, was auch das Restliche angeht, was einen Film ausmacht. Entweder sind die Close Ups von Personen zu nah oder die Kamera steht sonst irgendwie immer komplett ungünstig. Weiterhin gequält werden die Sehnerven mit komplett überbelichteten oder unterbelichteten Szenen - komischerweise wirkt keine Szene  auch nur im Ansatz als angenehm abgefilmt.

Tja, bleiben eben noch die Gore-Effekte und die haben es natürlich gerade in der UNCUT-Fassung in sich. Wer den deutschen Torso von Film kauft, kann sich gleich einweisen lassen. Aber selbst die ungeschnittene Darbietung ist eine Beleidigung, die seinesgleichen sucht. Es gibt harte Effekte, aber im Endeffekt muss ich sagen, dass ich schon zig Filme gesehen habe, die 1. bessere und 2. härtere Effekte zu bieten hatten.
Dass dieses Machwerk nicht uncut in unserem Land zu erwerben sein wird, dürfte eben da dran liegen, dass eine bluttriefende Mettwurst-Szene an die nächste dran gereiht wird. Wohlgemerkt ohne Story, Sinn, Verstand oder sonstiges, was einen halbwegs unterdurchschnittlichen Film ausmachen würde. Denn wie ich schon erwähnt habe, sind deutlich härtere SPIO/JK geprüfte Streifen erhätlich, die immerhin teilweise einen Plot zu erzählen haben. "Coffin Baby" hat in dieser Hinsicht gar nix.

Selbst wenn ich meinen Neanderstatus einschalte, kann ich dieses Werk nicht mal dem abgebrühtesten Splatterfreak empfehlen. Klar bietet dieses Stück brutale Schauwerte - aber selten hab ich einen Film gesehen, der Goreszenen sowas von uninspiriert aneinandereiht. Daher rate ich auch Splatter-Freunden dringenst davon ab, für dreißig Euro die irgendwann in Österreich erhältliche Fassung zu kaufen/leihen.

1/10

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