Für angehende Männer & echte Frauen
Ein wirklich beeindruckendes Regiedebüt von einem der sympathischsten Männer Hollywoods - mit Joseph Gordon-Levitt würde ich sogar noch lieber ein Bier trinken & um die Häuser ziehen als mit Ryan Gosling oder Channing Tatum, auch wenn mir da die meisten Frauen widersprechen werden.
Don Jon, geschrieben, gedreht & als Hauptrolle gespielt von eben diesem JGL, handelt von einem modernen Casanova, der eigentlich alle Frauen haben kann als Barkeeper in seinem Club. Allerdings befriedigt ihn kein One Night Stand so sehr wie seine geliebten Internet-Pornos, sodass er auch erhebliche Probleme bekommt als er seine Traumfrau trifft & eine ernste Beziehung droht.
Eine Inhaltsangabe kann aber kaum beschreiben, wie viel in diesen kurzweiligen 85 Minuten steckt. Ich finde Don Jon richtig gut, wenn auch nicht so genial wie 500 Days of Summer. Aber eins ist er sicher: viel tiefgründiger als man bei der Story erwarten könnte.
Don Jon ist schnell, cool, unheimlich ehrlich & auf dem Boden geblieben. Dabei lustig, unterhaltsam & mutig in seiner (vielleicht autobiografischen?) Themenwahl. Hier kann man sowohl als Mann als auch als Frau noch einiges lernen, therapieren, herzlich lachen & Parallelen zu sich selbst ziehen. Selten wurden Pornosucht, wahre Liebe & beziehungstechnische Vorurteile & Probleme so klasse auf den Punkt gebracht. Unzählige Male schmunzelt man, fühlt sich ertappt, ist schockiert auf Grund der Ehrlichkeit & seltsamen Offenheit - und das aus Hollywood. Alles Dank eines mutigen Regisseurs & schlagfertigen Drehbuchs, das es ohne Längen auf den Punkt bringt (keine sexuelle Anspielung).
Scarlett Johansson ist sexy wie nie, man erkennt in ihr aber auch schnell eine verwöhnte, dominante & etwas herrische Bit**. JGL ist cool & passt in die Rolle, auch wenn er eigentlich viel zu intellektuell & süss für so einen Don Juan ist. Und die Nebenrollen sind mit Tony Danza & Julianne Moore ebenfalls herausragend, sorgen für die lustigsten & emotionalsten Momente.
Ein Film der mich tief getroffen hat, auf Grund seines Themas & Stellung zur aktuellen Welt der Pornos - und das tänzerisch leicht & hübsch verpackt. Ähnlich hart wie Shame, der die Sexsucht äußerst brutal & realistisch darstellt, nur durch eine komplett gegenteilige Art & Weise. Beide Herangehensweisen haben ihre Vor- & Nachteile, aber mit dem Überraschungs- & Mal-Was-Anderes-Effekt fegte mich Don Jon heute wirklich weg.
Einziger kleiner Kritikpunkt ist vielleicht das etwas zu gemalte Happy End inklusive Wink mit dem Zaubpfahl auf die (sehr gute) Message des Films - denn wenn man solche alltäglichen, auf den ersten Blick oberflächliche Themen schon so kongenial hinterfragt & löst, kann man seinem Zuschauer eigentlich auch zutrauen solche Schlüsse selbst zu ziehen. Trotzdem würde ich mir Don Jon jederzeit gerne wieder angucken, was eigentlich das größte Kompliment ist, was man einem Film machen kann.
Fazit: eine Komödie, die tiefgründige, schwere Themen so wunderbar leichtfüßig & cool behandelt, muss man einfach mögen!