„Terminal Velocity“ bezeichnet das Tempo bei einem Sturz, mit dem ein Körper so aufschlägt, dass er anschließend nicht zu identifizieren ist – mit „Tödliche Geschwindigkeit“ nur schwammig ins Deutsche übersetzt.
Nach einer Mordszene, deren Sinn man erst später versteht, lernt der Zuschauer Richard ’Ditch’ Brodie (Charlie Sheen) kennen: Ein Ass im Fallschirmspringen, aber auch ein Bilderbuchmacho. Er kümmert sich einen Dreck um Vorschriften und springt auch mitten in der Stadt ab. Ärgert die Luftfahrtbehörde und Ditchs Firma, welche andauernd Strafen kassiert, aber freut den Zuschauer, da man so ein paar wirklich atemberaubende Fallschirmstunts zu sehen bekommt.
Doch man sieht ja auch gerne wie derartig dreiste Prollos was vor den Latz bekommen und so erhält Ditch bald seinen Dämpfer: Die betörende Chris Morrow (Natassja Kinski) kommt in die Fallschirmspringerschule und soll unter seiner Aufsicht ihren ersten Sprung wagen. Doch Ditch ist unachtsam und muss mit ansehen wie seine Kundin in den Tod stürzt – Leiche nachher nicht identifizierbar. Man ahnt zwar schon, dass das nicht das Ende von Chris war, und freut sich umso sehr, wenn alle Welt auf dem zuvor großkotzigen Ditch herumhackt.
Bald kommt auch Ditch auf den Trichter, dass Chris ihren Tod nur vorgetäuscht hat, und tatsächlich tritt diese bald an ihn heran: Er soll ihr bei einer Aufgabe helfen und sie will ihm Austausch dafür erklären, dass er ihren Tod nicht verschuldet hat. Ditch stimmt widerwillig zu und gerät bald ins Visier der Russenmafia...
„Tödliche Geschwindigkeit“ ist geradlinige Action, deren Plot nicht gerade an Komplexität krankt. Stattdessen geht es Schlag auf Schlag und in Hälfte zwei mündet der Film beinahe in eine Abfolge von Actionszenen. Dank des hohen Tempos entsteht dann auch genug Kurzweil um den Zuschauer zu unterhalten, denn der Plot ist alles andere als neu. Wer sich als falscher Fünfziger entpuppen wird, ahnt der Genrefan schon beim ersten Auftritt der betreffenden Person. Doch „Tödliche Geschwindigkeit“ will kein Actionhighlight sein, sondern nur gute Genreunterhaltung nach bekanntem Muster.
Immerhin kann „Tödliche Geschwindigkeit“ mit etwas Humor für Auflockerung sorgen: Obermacho Ditch sieht bald gar nicht mehr so souverän aus und die beiden Hauptfiguren dürfen sich einige amüsante Wortgefechte liefern. Besonders amüsant ist Ditchs Danksagung am Ende des Films auf Russisch. Über die kleinen Logiklücken der Story sollte man allerdings besser hinwegsehen, z.B. woher Chris auf Anhieb weiß, wo sie Ditch finden muss, um ihm das Angebot zu unterbinden oder warum der Kerl vom Schrottplatz einen Raketenwerfer besitzt.
Highlight des Films sind hingegen die Actionszenen und von denen gibt es reichlich. Vor allem in der zweiten Hälfte ist „Tödliche Geschwindigkeit“ beinahe ein Non Stop Verfolgungsjagd mit gelegentlichen Schießereien bei den Fahrzeugwechseln. Die Schießereien sind ganz gut choreographiert und recht spektakulär, während die wenigen Keilereien eher Standard sind. Besonders aufsehenerregend sind jedoch die flotten Verfolgungsjagden und die famosen Stunts, vor allem was das Fallschirmspringen angeht – auch wenn der Sturz mit dem Auto aus dem Flugzeug doch etwas übertrieben unglaubwürdig ist.
Charlie Sheen spielt den Macho solide und mit etwas Selbstironie, auch wenn er schon mal besser war. Natassja Kinski ist als toughe Actionheldin besser und im Kreis der Fieslinge ist ein herrlich jähzorniger Christopher McDonald zu sehen, mit dem Regisseur Deran Sarafian auch „Roadflower“ drehte. Ebenfalls gut in einer Nebenrolle: James Gandolfini.
Sicherlich muss man beim Plot deutliche Abstriche machen, aber trotz des Mangels an Innovation ist „Tödliche Geschwindigkeit“ gute Genreunterhaltung mit schicken Actionszenen.