Weiter geht meine Reise durch die Benelux-Staaten, diesmal ist es der Film „Spoorloos“ von George Sluizer. Sluizers Film ist sicherlich nicht für jedermann geeignet, dank seiner langsamen Erzählweise, doch wenn man sich ein wenig mit dem Film beschäftigt, dann bekommt man einen spannenden, kranken Film serviert.
Das niederländische Pärchen Rex Hofman (Gene Boeverts) und Saskia Wagter (Johanna ter Steege) wollen Urlaub in Frankreich machen. An einer Tankstelle machen sie eine kurze Pause, Saskia will für Rex und sich was zu trinken holen. Doch Saskia kommt nicht mehr zurück. Rex macht sich auf die Suche, doch Saskia bleibt verschwunden.
Drei Jahre später. Noch immer ist Rex auf der Suche nach Saskia, obwohl er eine neue Beziehung angefangen hat. Die Beziehung scheitert, wie sollte es auch anders sein. Nach einem Auftritt im französischen Fernsehen wird Rex von dem Franzosen Raymond Lemorne (Bernard-Pierre Donnadieu) angesprochen. Der scheint einiges über Saskias verschwinden zu wissen. Rex lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein...
„Spoorloos“ ist ein Film, der zunächst zwei Unterschiedliche Handlungsstränge zu einem zusammenlaufen lässt. Auf der einen Seite das Pärchen Rex und Saskia, auf der anderen Seite sehen wir den offensichtlichen Psychopathen Raymond.
Raymond führt ein Doppelleben. Er scheint ein guter Familienvater zu sein, doch sein Drang zum krankhaften Verhalten ist ebenso stark. Er führt Experimente an sich selber durch, wie lange er durch Chloroform bewusstlos bleibt, plant genaue Abläufe, wie er ein weibliches Opfer in sein Auto lockt und diese entführt. Raymond hat einmal einen Kind das Leben gerettet, jetzt sucht er das andere Extrem. Und dabei ist für ihm der Tod nicht mal das schlimmste.
„Spoorloos“ wurde von Sluizer sehr langsam inszeniert. Man erlebt das meistens glückliche Pärchen, nebenbei sehen wir Raymonds Vorbereitungen. Der Film hat einige Zeitsprünge.
Bis dahin erleben wir Rex’ verzweifelte Suche nach Saskia und erfahren ein wenig aus dem Leben von Raymond. Erst nach einer Stunde wird es wirklich interessant. Raymond und Rex treffen sich, Rex wird neugierig und geht auf Raymonds Deal ein. Denn die Neugier in Rex ist einfach zu groß. Er muss wissen, was mit Saskia passiert ist. Raymond wird es ihm erzählen.
„Spoorloos“ spielt mit den Urängsten der Leute, etwas zu verlieren, was man liebt. Ferner bleibt die Ungewissheit. Was ist mit der Person passiert? Lebt sie noch oder ist sie schon tot?
Worauf lässt man sich ein, um die Wahrheit zu erfahren?
Als weiter problematisch erweißt sich zunächst auch die Sprache. „Spoorloos“ ist ein zweisprachiger Film, im Original natürlich niederländisch und französisch. Ferner ist gerade Tour de France Zeit in Frankreich, ein großer Radsportereignis, so dass eh keiner auf den panischen Rex achtet, der seine Freundin sucht. So ist Rex ganz alleine auf sich gestellt.
Kritisieren könnte man das vielleicht zu langsame Vorgehen von Sluizer. Die erste Stunde ist relativ zäh, es passiert nicht wirklich viel, wobei man erst nach dem Film merkt, dass dies wirklich alles nötig war, um die Person, gerade die des Raymond, besser zu verstehen. Dafür ist das Ende wieder einmal klasse. Und wie immer, gibt es diesen Film auch schon als Remake in Hollywood, natürlich wieder abgewandelt für das amerikanische Publikum. Ich werde es mir ersparen.
Fazit: „Spoorloos“ ist ein beunruhigender Film mit guten Schauspielern. Doch man sei gewarnt wegen der langsamen Erzählweise, die viele Abschrecken könnte. Wer durchhält, bekommt ein klasse Finale serviert. Ferner führt einem der Film in die Abgründe der menschlichen Seele. Ein Thriller der anderen Art.