Da zum Inhalt schon alles gesagt wurde, möchte ich diesen Film aus einer anderen Perspektive beleuchten: der des Mörders.
Ich lernte Raymond Lemorne als „normalen“ Ehemann, Vater und Lehrer kennen, entwickelte dabei eine große Sympathie für diesen Charakter und ließ mich von dessen Gedankengängen mitreißen. Dabei erläuterte er ganz nebenbei die Unvorherbestimmbarkeit des Schicksals und lässt seinen Überlegungen auch Taten folgen, was mich sehr beeindruckte, auch wenn dies im Film möglicherweise etwas banal wirkt.
Als gebildetes Individuum muss man sich an dieser Stelle des Unterschieds zwischen einem Psychopathen und Soziopathen bewusst werden, was diesen Film in völlig neuem Licht erscheinen lässt. Hier geht es nicht um einen auffallend kranken Killer, sondern um den Typ von nebenan, der trotz seiner spießbürgerlichen Fassade „am Rad dreht“, ohne dass dies von irgendjemandem – außer seinen Opfern – bemerkt wird.
Wem macht es keine Angst, nicht zu wissen wer sein Nachbar wirklich ist, was er im Schilde führt und wozu er bereit ist, um sein grauenhaftes Geheimnis zu wahren?
10/10