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Rohes, aber wenig einfallsreiches Frühwerk von David Cronenberg, das unter einem weniger versierten Regisseur jedoch wohl noch schwächer ausgefallen wäre.
Die junge Rose (Marylin Chambers) braust gerade noch mit ihrem Freund auf dessen Motorrad herum, doch dann geschieht ein Unfall. Ergebnis: Freund leicht verletzt, Rose kommt in die nächste Klinik. Ist an sich für plastische Chirurgie, aber Hirn erwartet man bei der Geschichte besser nicht, also darf der Schönheitsbunker nicht nur als Notaufnahme, sondern auch als weiterer Aufenthaltsort für die Verunglückte dienen.
Doch die Doktoren sind gar füchterliche Purschen, die an Rose Experimente durchführen und ein nicht mehr menschliches Wesen machen. Leider ist die Gute danach mit Blutdurst gesegnet und macht sich bei der nächsten Gelegenheit auf die Socken, um reichlich Leichen zu hinterlassen…

Mit Dr. Freud kann man auch an diesen Cronenberg herangehen, denn der gute Mann treibt bereits hier sein Spiel mit der Sexualität: Die Saugorgane in Rose' Achseln sind irgendwie phallisch, mit Geschlechterrollen wird gespielt und gleichzeitig der klassische Vampirmythos mit Dracula als männlichen, aristokratischen Verführer umgekrempelt. Leider bleiben das alles nur Ideen und auch wenn sich der Psychoanalytiker daran tot interpretieren kann, so fällt doch bald auf, dass „Rabid“ von der Story her sehr wenig hergibt.
Denn bei der Geschichte handelt es sich mit zunehmendem Verlauf um eine reine Aneinanderreihung von Mordszenen, in denen Rose ihren Hunger stillt. Große Überraschungen bietet der Plot darüber hinaus nicht, stattdessen schleppt man sich von Bildschirmleiche zu Bildschirmleiche. Zu den gelungensten Aspekten gehört sicher noch die Tatsache, dass die Regierung Rose' Opfer, die nach ihrer Infizierung in ein zombieartiges Stadium mit diversen Aggressionsausbrüchen verfallen, für mit einer Krankheit Infizierte hält. Trägt leider wenig zur Geschichte bei, sieht man mal von der überraschend gelungenen Schlusspointe ab, die mit dem verhängten Ausnahmezustand zusammenhängt.

Auch bei den Mordszenen zählt dann mehr Masse als Klasse, denn sonderlich spannend sind die zahlreichen Aussaugereien nicht gemacht worden. Stattdessen laufen sie immer gleich ab: Saudummes, vornehmlich männliches Opfer nimmt in die Arme und macht dann Bekanntschaft mit den Achselsaugern. Garniert wird das Ganze mit ein paar Effekten, die zwar für das niedrige Budget recht ordentlich gemacht sind, aber auch kein Schwein mehr hinter dem Ofen hervorlocken.
Darstellerisch gehört „Rabid“ auch nicht wirklich zu den Glanzstücken des Horrorkinos, sondern hebt sich wenig aus dem Einheitsbrei der späten 70er ab: Entweder chargierende oder höchst gelangweilt agierende Darsteller tapern durch den Film, keines dieser beiden Extreme ist große Schauspielkunst und so kann man den Film darstellerisch weitestgehend abschreiben.

Bleibt letzten Endes ein immerhin recht gut inszeniertes Frühwerk Cronenbergs, das allerdings nur wenig Spannung besitzt und auch seine guten Storyansätze (Infektion, Ausnahmezustand usw.) zu wenig verfolgt. Da die Story ansonsten nicht sonderlich innovativ ist, ist das Ergebnis bloß unterdurchschnittlich.

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