Nach einem Motorradunfall muss der jungen Rose (Marilyn Chambers) aufgrund ihrer großflächigen Verbrennungen Haut verpflanzt werden. Aus dem Koma erwacht stellt Rose schnell fest, dass etwas nicht stimmt. Normale Nahrung kann sie nicht bei sich behalten. Am besten bekommt ihr frisches Menschenblut. Dieses zapft sie ihren Opfern mittels eines Stachels ab, den sie seit der OP in der Achselhöhle trägt. Alle, die von Rose „gestochen“ wurden, verwandeln sich nach und nach in reißende, Amok laufende Bestien, sodass bald die ganze Stadt unter Quarantäne gestellt werden muss…
Nach PARASITEN-MÖRDER (1975) und vor DIE BRUT (1979) kam David Cronenberg 1977 mit RABID in die Kinos.
Die Hauptrolle der Rose übernahm Marilyn Chambers, die damals mit Filmen wie BEHIND THE GREEN DOOR oder RESURRECTION OF EVE eher die Bahnhofskinos füllte. Dass sich eine Pornodarstellerin im Mainstream versuchen durfte, war für damalige Verhältnisse eine kleine Sensation. Der Wechsel von der Erwachsenen-Unterhaltung in die Hollywood Studios ist Frau Chambers durch das Mitwirken in RABID jedoch nicht geglückt, obwohl sie hier wahrhaft nennenswertes Schauspieltalent an den Tag legte. Zu erwähnen wäre vielleicht noch, dass sie auch hier in RABID sehr oft nackt herum läuft.
Die Handlung von RABID erinnert an die bekannte Zombie-Thematik. Hier handelt es sich jedoch nicht um Untote, sondern Infizierte, wie in Romeros CRAZIES, Rollins PESTIZIDE, EIN KIND ZU TÖTEN oder 28 DAYS LATER. Den vom Schalk Getroffenen rinnt zum Höhepunkt ihrer Amoklust grüner Glibber aus der Fressluke, wie es bei Tollwütigen eben so die Regel ist. Als gegen Ende die ganze Stadt unter Quarantäne steht, treten wie in einigen gerade erwähnten Filmen das Militär und das Sonderkommando mit den Schutzanzügen und den Gasmasken auf und die städtische Müllabfuhr sammelt die Leichen ein.
Der „Stachel“ von Rose ist ein kleines Kuriosum. Dieser wächst aus einer Vagina ähnlichen Öffnung in der Achselhöhle heraus und sieht auswie ein Hundepenis. Rose saugt ihre Opfer aus, indem sie diese umarmt. Das ist zwar ziemlich bescheuert, aber der Cronenberg’sche Bodyhorror funktioniert nun mal nach dem Motto „Je abgefahrener, desto besser“. Cronenberg greift hier die damals allgegenwärtige Angst vor Krankheiten und Seuchen und die Skepsis vor dem medizinischen Fortschritt auf. Rose’ Stachel ist nicht oft zu sehen, auch nimmt er keine für den Film wirklich wichtige Rolle ein. Rose könnte ihre Opfer auch aussaugen, indem sie diese einfach küsst oder dergleichen. Entscheidend ist nur, dass sie allein alle infiziert, dass von ihr allein die Seuche ausgeht, die eine ganze Stadt lahm legt. Das Element des Bodyhorrors dient also rein der Verfremdung oder Überspitzung. Mutationen, wie wir sie später in DIE FLIEGO oder EXISTENZ zu sehen bekommen, werden in diesem Ausmaß nicht geboten.
Bodyhorror: (+)(+)(-)(-)(-)
Spannung: (+)(+)(+)(-)(-)
Grüner Rasierschaum: (+)(+)(+)(+)(-)
Apokalyptisch, bedrohlich, abgedreht – ein klassischer Cronenberg! Eine Tussi mit einem Vampirpimmel unterm Arm. Tollwütige mit grünem Schaum vorm Maul. Meine persönliche Lieblingsszene ist aber die, in der der Weihnachtsmann erschossen wird.
Fazit daher:
Free Hugs? – Nein, danke. Cronenberg? – Immer wieder gern.