Review

"Heute bin ich blond" ist in kürzester Zeit mein zweiter Film, dessen Handlung sich um eine Krebserkrankung dreht. Nun, nachdem ich den Film "Halt auf freier Strecke" gesehen habe und dieser ein richtiger Schlag in die Magengrube war, ist es schwer, bei diesem Film eine ordentliche Bewertung zu finden, da er auf der einen Seite natürlich auch seine bewegenden Momente hat, aber in Sachen Intensität eher als Light-Version von "Halt auf freier Strecke" durchgehen kann - vorallem ist dieser Film auch eher massenpublikumtauglich.


Sophie Ritter (Lisa Tomaschewsky) ist 21 Jahre jung, Studentin, kostet das Party-Leben voll aus und hält im Gegensatz zu ihrer besten Freundin Annabell (Karoline Teska) nichts von Beziehungen. Sie steht eher auf One Night Stands und abwechselnde Partner. Als sie sich wegen ihren schon länger anhaltenden Hustenbeschwerden in eine ärztliche Untersuchung begibt, folgt die Schockdiagnose: Sophie hat einen bösartigen Tumor an der Lunge, bei dem die Überlebenschancen bei weit unter 50% liegen. Für Sophie und ihr ganzes Umfeld ändert sich auf einen Schlag der Alltag. Statt Parties zu feiern, begibt sie sich in eine monatelange, stationäre Chemotherapie. Mit der Zeit gewöhnt sie sich an das Leben im Krankenhaus und trotz Tumors beschließt Sophie, ihre Träume weiter zu leben: feiern, flirten - und auch Sex...

In der Ausgangslage unterscheiden sich die beiden Filme grundsätzlich: Während in "Halt auf freier Strecke" Frank (Milan Peschel) zum Sterben nach hause geschickt wird, konzentriert man sich bei "Heute bin ich blond" auf die Behandlung mit Chemo- und Strahlentherapie und natürlich den Alltag, den Sophie und ihre Familie bewältigen muss.
Dass man hier das Genre "Komödie" neben "Drama" ausgelegt hat, halte ich im Übrigen für daneben. Denn bis auf den "gesunden" Einspieler, der als leichte Komödie durchgehen könnte, besteht der restliche "Humor" lediglich aus Sophie´s Galgenhumor - in meinen Augen kommt eigentlich nur das Genre Drama in Frage.

Wie auch immer, auf Sophie´s Reise lernt mal viele Nebencharaktere und ihre Facetten kennen. Die eigene Familie sowie die Freunde, die sich auf unterschiedliche Art und Weise bemühen, mit der Krankheit umzugehen. Doktoren, Krankenpfleger, andere Leute von jung bis alt, die auch an Krebs leiden.
Alle Charaktere haben ihre Existenzberechtigung und somit Nebenstränge, die sich von der anstrengend ertragenden Geschichte abheben. Es gibt so viele Themen, die man anreißen muss, um solch einer Geschichte Leben einzuhauchen, aber viele dieser Nebenstränge fallen dafür einfach zu kurz aus. Lediglich die Liebesgeschichte um Rob (David Rott) ist total unnötig, läuft sich zum Ende hin in eine falsche Richtung fest und wirkt in dieser Form deplaziert.

Der Titel "Heute bin ich blond" hat auch einen hohen Stellenwert im Verlauf. Sophie fallen nach den ersten Chemo-Therapien die Haare aus und ohne Perücke fühlt sie sich unwohl. So sammelt sie über mehrere Wochen neun unterschiedliche Perücken an - jede steht für eine andere Persönlichkeit oder Laune. Außerdem verfasst sie ihre Tagen und ihre Persönlichkeiten in einem Blog, der auf Aufmerksamkeit bei Betroffenen und einer Zeitschrift sorgt.

Insgesamt ist mir persönlich aufgrund "Halt auf Freier Strecke" etwas zu soft ausgefallen, es gab keine echten Szenen, bei denen mir der Atem stehen blieb und man erkennt auch an der Inszenierung, dass trotz der Ernsthaftigkeit dieser Krankheit das Thema (hart ausgedrückt:) durch rosa Sonnenbrille gesehen wird.

Insgesamt gesehen dennoch ein starker und wichtiger Beitrag von Marc Rothemund.

7/10

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