Review

ACHTUNG ! SPOILER !

„I'm your judge, I'm your jury, I'm your executioner!"
Der großartige Christopher Mitchum kann auf eine bemerkenswerte Filmkarriere zurückblicken und hat über die Jahre in zahlreichen low- und no-budget Filmen mitgewirkt, aber dieser Streifen ist wirklich „bottom of the barrel", eine Produktion aus der untersten Schublade.

Soweit überhaupt vorhanden, sind die „Action-Szenen", speziell die Kampfszenen, extrem unbeholfen und amateurhaft inszeniert. Der „Executioner" (DF = Der Henker) tötet seine Opfer (Drogendealer, Vergewaltiger etc.) bevorzugt mit Handgranaten, die er ihnen ins Hosenbein oder gleich in den Mund steckt. Dennoch ist der Film in der Darstellung von Gewalt aber eher zurückhaltend und wenig explizit. Dies ist wohl in erster Linie dem geringen Budget geschuldet, das keinerlei Spielraum für die Inszenierung von Szenen mit ausgefeilten Kampf-Choreographien oder Spezialeffekten erlaubte. Auch im Bezug auf Nuditäten gibt sich der Film hochgeschlossen. In der US-Fassung (Laufzeit 78 Minuten) gibt es eine kurze Szene, in der die entblößte Brust einer Darstellerin zu sehen ist. Diese Szene sieht allerdings aus wie ein „Outtake", da die beiden Darsteller hier für einen kurzen Moment sehr Überrascht direkt in die Kamera blicken und lachen. In der DF (Laufzeit: 76:57 Minuten) ist diese Szene so nicht enthalten, stattdessen wurde hier eine alternative Einstellung verwendet. Dafür findet sich in der DF eine Szene, in der ein paar jugendliche Kriminelle eine Obdachlose überfallen und schikanieren. Diese fehlt in der US-Fassung.

Neben Chris Mitchum ist Hollywood-Altstar Aldo Ray als einziger namhafter Darsteller auszumachen. Er ist in mehreren Sequenzen des Films zu sehen, doch in keiner Szene sieht man ihn zusammen mit einem der anderen Akteure, selbst wenn er scheinbar mitten im Geschehen ist. Augenscheinlich wurden seine Szenen, die sich auf insgesamt etwa eine Minute Laufzeit summieren, innerhalb kurzer Zeit separat abgedreht und später mehr schlecht als recht in den Film montiert. Die weiteren Darsteller des Films bewegen sich maximal auf Amateurniveau, wobei sich Antoine John Mottet in der Rolle des „Executioners" durch sein unerträgliches Overacting besonders hervortut. Kaum besser schlägt sich ein gewisser Frisco Estes, der die billigsten Klischees bemüht, um seiner Rolle als Unterwelt-Boss „Antonio Casallas" ein gewisses Format zu verleihen, nur um dann doch kläglich an dieser Aufgabe zu scheitern. Einer der wenigen Profis unter den Darstellern ist Dan Bradley, der immerhin mehr als 100 Einträge als „Stuntman/Stunt Coordinator" in der IMDb vorzuweisen hat. Produziert und geschrieben wurde der Film von der aus Deutschland stammenden Renee Harmon (1927-2006), die auch eine der Hauptrollen spielt.

Insgesamt mutet der völlig spannungsarme Film total schmuddellig an, die meisten Innenaufnahmen machen den Eindruck als seien sie in irgendwelchen Abstellkammern gedreht worden und die Außenaufnahmen wurden mehrheitlich in irgendwelchen düsteren Gassen gemacht. Das permanent unterbelichtete Filmmaterial und, daraus resultierend, der fehlende Kontrast, ergeben zudem ein schwammiges, dunkles Bild, bei dem man oft nur raten kann, was gerade vor sich geht. Immerhin ist das Bild der deutsche VHS etwas heller als die im Netz kursierende OF. Im Audiokommentar auf einer 2015 veröffentlichten Blu-ray erklärt der Regisseur, dass der Film auf Resten von 35 mm Material gedreht wurde, was sicherlich die mangelnden und schwankende Bildqualität erklärt (neben einer unzureichenden Ausleuchtung der Sets). Dass der aus Kostengründen ohne O-Ton gedrehte Film schließlich auch noch lausig nachvertont wurde ist der letzte Sargnagel für diese Produktion.

Während die US-Fassung keinerlei Credits enthält und nur den Titel des Films voranstellt, hat die DF immerhin einen kurzen Abspann, in dem die Darsteller und ihre Rollen sowie Regisseur, Autor und Produzent aufgeführt sind. Trotz intensiver Recherche konnten so gut wie keine weiteren Mitwirkenden an THE EXECUTIONER, PARTII ausgemacht werden, als die im Abspann genannten. Der Film taucht auch nicht im AFI-Catalog auf. Es steht zu vermuten, dass er faktisch von Bryan und Harmon im Alleingang realisiert wurde, wobei die beiden für alle wesentlichen technischen Aspekte der Produktion verantwortlich waren. Für Dinge wie Set Design, Dekorationen, Kostüme, Make-up etc. wurde im Grunde niemand benötigt, da nur an Originalschauplätzen gedreht wurde. Die unauffällig im Hintergrund dudelnde Musik stammt aus dem Archiv und die gesamte Post-Produktion lag zweifellos in den Händen von Bryan und Harmon.

THE EXECUTIONER, PART II ist eine Trash-Granate reinsten Wassers, eine unbeholfene und langweilige Lachnummer die man nicht gesehen haben muss, es sei denn man ist beinharter Fan von Chris Mitchum.

In den 70er und 80er Jahre war Renee Harmon an diversen low budget Filmen als Produzentin und Darstellerin beteiligt, so auch an mehreren Filmen von James Bryan. Ein Highlight dieser Zusammenarbeit war das Trash-Spektakel „Lady Streetfighter / DT = Woman in Anger", in dem Jody McCrea, ein weiterer Sohn eines Hollywood-Stars, die Hauptrolle spielte. Harmon veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Film, gab Schauspielunterricht und lehrte das Schreiben von Drehbüchern.

James Bryan begann seine Karriere in den späten 60er Jahren und war in unterschiedlichen Disziplinen an diversen low-budget Filmen beteiligt. Sein bekanntestes Werk dürfte der Horrorfilm „Don't Go In The Woods" von 1981 sein. Zusammen mit Renee Harmon realisierte er noch die folgende Filme: „Frozen Scream" (1975), „Boogievision" (1977), „Hell Riders" (1984), „Run Coyote Run" (1987) und „Jungle Trap" (1990). Nachdem „Jungle Trap" abgedreht war, konnte die Post-Produktion aus Geldmangel nicht beendet werden und der Film lag 26 Jahre lang in Bryans Archiv auf Eis. Erst eine Crowdfunding-Kampagne des amerikanischen Video-Labels „Bleeding Skull! Video" brachte das fehlende Geld zusammen und so konnte der Film 2016 schließlich uraufgeführt werden!

Die VHS von „Toppic Video" enthält keinerlei Angaben zur Altersfreigabe.

Toppic Video:
„Zwei stahlharte Männer sind zusammen groß geworden. Sie kämpften Seite an Seite im Vietnamkrieg. Danach ging der eine zur Polizei, der andere wurde zum Vollstrecker! Für ihn ist der Krieg noch nicht vorbei. Solange die Straßen nicht frei von Raubüberfällen, Vergewaltigung und Mord sind, handelt er weiterhin nach der Devise: 'Suche und zerstöre!' Gehaßt, gefürchtet und bisweilen bewundert räumt er gnadenlos auf. Ist dieser Vollstrecker der Retter im Großstadt-Dschungel oder ist er ein perfides Monstrum? Während die Polizei machtlos nach ihm fahndet, wird er vom Verbrecher-Syndikat unerbittlich gejagt. Denn beide müssen ihn kriegen: die Polizei, weil er deren Machtlosigkeit gegenüber der erdrückenden Kriminalität bloßstellt; das Syndikat, weil er dessen Schreckensherrschaft ins Wanken bringt. Vor diesem Hintergrund entwickelt sich eine nervenzerreißende Jagd im Wettlauf mit der Zeit. Dem Jugendfreund und Kriegskameraden fällt die undankbare Aufgabe zu, den Vollstrecker zu stellen. Läßt er ihn laufen?"

Aus der Werbung:

Beware rapists, killers & muggers! He's back to get you...
Gangster und Killer in Panik...der Vollstrecker kommt
 

Details
Ähnliche Filme