Christian (James Deen) ist ein reicher, fieser Fondsgründer, dessen Eltern viel Geld hatten. Dieses Geld investiert er u. a. in ein Horrorfilmprojekt, das sich seine Assistentin Gina ausgedacht hat. Ihr neuer Freund Ryan spielt sogar die Hauptrolle – endlich, denn seine bisherige Karriere war eher erfolglos. Vierte im Bunde ist Tara (Lindsay Lohan), Christians Geliebte, die, um ihn zu gefallen, gerne mit anderen Männern Sex hat und Christian guckt dann zu oder steigt später mit ein. Dieses Quartett bildet das Zentrum des Films und so erfahren wir, dass Ryan mal eine Beziehung mit Tara hatte, Christian allerdings immer noch vermutet, dass beide sich immer noch heimlich sehen. Christian hat umgekehrt regelmäßig Sex mit einer hübschen Yogalehrerin namens Cynthia, die er aber schön auf Distanz hält.
So ist halt Hollywood! Wie haben es immer geahnt: die Menschen da sind kalt, rücksichtslos und kalkulierend. Immerhin sind sie zum Teil so konsequent und geben zu, dass sie nur wegen der Kohle bei jemanden bleiben (so Tara bei Christian), um nicht mehr ein schäbiges Leben zu müssen. Christian ist das Zentrum dieser manipulativen Orgie: er hat ein schönes Haus und kauft sich Einfluss, wenn nötig, primär um seine Umgebung zu demütigen. Lediglich wenn Tara Sex mit anderen Männern hat, hat sie die Oberhand und er ist erstaunlich gefügig.
Paul Schraders Low-Budget-Film machte schon vor seiner Veröffentlichung als VOD und in einigen Kinos in New York und Los Angeles große Schlagzeilen. Das Drehbuch stammt immerhin von Brett Easton „American Psycho“ Ellis und strahlt auch genau diese schneidende und stilisierte Kälte aus. Mehr Schlagzeilen machte jedoch die Besetzung der Hauptrollen: James Deen ist ein emsiger Pornodarsteller, der hier schauspielerisch halbwegs bestehen kann, allerdings zeigen sich an manchen Stellen dann doch seine Grenzen.
Tara wiederum wird gespielt von Skandalnudel Lindsay Lohan, die ja genug Schlagzeilen mit Entzugskuren, angeblichen Allüren und Diebstählen macht. Laut Interview mit Paul Schrader, der den Film für läppische 250.000$ drehte, war sie stellenweise bei den Dreharbeiten sehr schwierig (so mussten sich bei dem Dreh der Nacktszenen mit ihr alle anderen, Regisseur, Kameramann etc., im Studio auch ausziehen – aus Solidarität. Sie hätte sich sonst geweigert, obwohl dies im Vertrag stand), wobei ihr Verhalten seiner Meinung nach in ihrer Abhängigkeit von Adderall, einem Medikament gegen das Aufmerksamkeitsdefizit ADHS, begründet liegt.
Ich gebe zu, dass ich eine merkwürdige Schwäche für Ms. Lohan habe und rein optisch kommt man in „The Canyons“ auch voll auf seine Kosten, allerdings kommt auch sie in einigen Szenen rasch an ihre Grenzen und da kann selbst so ein erfahrener Regisseur wie Paul Schrader nicht viel ausrichten.
Insgesamt ist „The Canyons“ ein merkwürdiger Film: er lässt einen kalt, obwohl dies klar gewünscht ist, zu stilisiert ist seine geradezu atemberaubende Kälte, die man in jedem Bild spürt und zu groß die Distanz zu den Figuren, die von einer sinnlosen Entscheidung zur nächsten taumeln. Christian als Zentrum des Geschehens ist primär ein Widerling, der sein Geld zum Manipulieren von Menschen ausgibt, aber er bleibt merkwürdig eindimensional und auch nicht sonderlich bedrohlich. Das Drehbuch von Brett Easton Ellis ist mitunter zu klischiert und statisch, als das es einen Sog entwickeln könnte. Vielleicht sind alle auch nur unglaublich gelangweilt und müssen sich so halt beschäftigen.
Auf der Habenseite bleibt aber umgekehrt genau eben diese Optik (v. a. wenn man das Budget des Films bedenkt) und eine exzellente Musikauswahl und zumindest ist man nicht gelangweilt.
Es bleibt eine ernüchternde Studie über verstörende Menschen und der Film wirkt, wie die L.A.Times so schön schrieb, wie ein Unfall, den alle erwartet haben und der nun da sei und alle ratlos hinterlässt.
Ging mir ähnlich. 5/10 (mit Lindsay-Punkten und ich liebe L.A., welches hier schön inszeniert wird)