"Auf immer und ewig" kommt als eine weitere modernisierte Variante eines Grimmschen Märchens daher, nicht so düster wie das "Schneewittchen" mit Sigourney Weaver, sondern mehr in der Tradition eines augenzwinkernden "Die Braut des Prinzen", findet aber nie zu einer wirklich durchgehenden Linie und beweist einmal mehr, daß der Märchenfilm Europäersache bleibt.
Das ist ganz liebreizend gemacht, wenn die Gebrüder Grimm am Anfang den wahren Schuh ihrer Volkssage präsentiert bekommen, um dann ihrer eigenen, hier wahren Geschichte zu lauschen.
Die wiederum ist fulminant besetzt und mit Drive und Witz gespielt. Barrymore bietet genau in richtigem Maße Jugend und Wandlungsfähigkeit, Humor und Gefühl, um in die Rolle zu passen, während Anjelica Huston als böse Stiefmutter auf eher subtile Weise vom Leder ziehen darf, ohne je aus der Fassung zu geraten. Spitz und ruhig in jeder Sekunde, eine Traumzicke aus dem großen Reich der Filmekel-Konventionen. Dougray Scott ist ein beachtlicher Prinz, der mit Althergebrachtem und dem Renaissance-Gefühl kämpft. Patrick Godrey fügt als Da Vinci und "Comic Relief" heitere Parts dazu ("Ich werde in die Geschichte eingehen als der Mann, der die Tür geöffnet hat."), während die Stiefschwestern einfach rundum unterhaltsam mit gemütlichen Klischees ausgepolstert sind, die dann geschickt ironisiert werden.
Trotzdem wirkt "Ever After" oftmals zu unausgegoren, denn mit seinen vielzähligen Elementen und Einflüssen wird nicht gerade geschickt umgegangen. Zunächst einmal muß man sich an zu viele Anachronismen gewöhnen. Die Könige und Leonardo da Vinci passen zeitlich nicht zusammen, dauernd werden Leute nach Amerika verschifft, es gibt bereits Schokolade und es werden Bücher erwähnt, die zeitlich nicht zu den Leuten passen.
Ferner kann sich der Film nie entscheiden, was er denn nun eigentlich sein will. Einerseits möchte er mit der "zauberhaften" Märchenstory aufräumen, denn übernatürliche Elemente spart er tunlichst aus (hier ist Leonardo da Vinci die "gute Fee", die Cinderella befreit und mit "Flügeln" versieht), andererseits ersäuft er in dramaturgischen und unzeitgemäßen Ungenauigkeiten. Er zitiert ausgiebig modernen Witz (die eine böse Stiefschwester erinnert stark an "Clueless"-ähnliche Beverly-Hills-Biester), kokettiert ständig mit Renaissance-Gedanken wie Aufklärung und Menschenrechten (stark und oft zitiert von Barrymore), um auf dem Höhepunkt doch mit reichlich Sirup und nervender Gefühlsduselei daherzukommen (der dramaturgische Kniff mit dem Schuh), ehe es wiederum zu einem plötzlichen, leicht verquasten, munter-aufgeklärten Ende kommt.
Barrymores Rolle ist da noch am zwiespältigsten, wenn sie einerseits Biß, Witz und Schlagfertigkeit beweist, Retourkutschen gegen ihre fiese Stieffamilie austeilt, aber dann, wenn es dramaturgisch notwendig ist, sich gegen die sonst zimperlichen Weiber nicht durchsetzen kann, sich auspeitschen und einsperren läßt und in entscheidenen Momenten leider in Tränen zerfließt. Dazu passend Scotts zerrissener Prinz, der sich einfach nicht entscheiden kann, ob er althergebrachter oder moderner König sein soll und auf dem Höhepunkt einfach mal den Chauvi rauskehrt (weil Dramatik), um es sich am nächsten Tag dann schwupps anders zu überlegen.
Dieses Mischmasch führt zu einem unbequemen Gefühl, denn Vorläufer "The Princess Bride" war da strikter in seinen Märchenvorgaben und hob sämtliche Konventionen auf, um seine Fantasy-Geschichte zu Ende zu erzählen. "Ever After" hantiert mit zu vielen Elementen, um eine durchgehende Linie zu wahren, auch wenn er in allen Phasen zu unterhalten weiß.
Ausstattungstechnisch ist das sehr europäisch gehalten, ohne den Zuckerbäckerkitsch der Amis, auch wenn es an allen Ecken und Enden zu sauber und clean aussieht und die Kostüme bisweilen ins extrem Übertriebene fallen.
Ein klarer Favorit vor allem bei Frauen und Filmfreunden, die nicht allzu streng mit ihrer Hobby-Ware umgehen, sondern sich einfach nur lustig-romantisch berieseln lassen möchten. Allen anderen verkommt dieser Film zur Belanglosigkeit oder zu einem permanenten Bruch mit der inneren Linie, der den Filmgenuß deutlich beeinträchtigen kann. (6/10)