Die B-Filme die Kriegsszenarien mit Zombies, Infizierten, sonstigen Untoten oder Monstern kombinieren sind schon fast nicht mehr zählbar. Um aus der Masse hervorzustechen und Trashfreunde zu begeistern muss sich ein Neuzugang in diesem Genre schon durch besondere Gorefreuden, Witz, Kreativität oder alternativ Skurrilität qualifizieren. FRANKENSTEIN'S ARMY verfügt über alle Faktoren und hat insbesondere bezüglich der letzten drei in seiner Liga eine Menge zu bieten. Die handgemachten "Zombots" - wie der holländische Regisseur Raaphorst seine blutrünstigen Kreaturen nennt - sind wahre Todesmaschinen und durch ihren handgemachten Charakter extrem gut gelungen.
Man sieht deutlich wie viel Arbeit des Independent Filmemacher in diese Monster halb Mensch, halb Maschine eingegangen ist und wie er als Genreliebhaber doch den einfachen Horrorfan wie Dich und mich im Auge hatte bei der Konzeption von FRANKENSTEIN'S ARMY. Die Räumlichkeiten und Ausstattung der Locations sind relativ bescheiden und man sieht, dass der Großteil des Budgets und des filmischen Herzblutes in die Erschaffung der Kreaturen eingegangen. CGI's stehen hier nicht im Vordergrund und somit lacht das Horrorfanherz über die Vielzahl der skurrilen Einfälle in Bezug auf die Mordmaschinen und den guten Blutfaktor der nach hinten hin noch etwas zulegt.
Man sollte noch erwähnen, dass FRANKENSTEIN'S ARMY sich auch des Faktors Found-Footage bedient und entsprechend viel Wackelkamera eingesetzt. Wer hier schnell wacklige Augen oder Schwindel bekommt wird den Film kaum in sein Herz schließen können. Die Geschichte rund um Ereignisse an der Ostfront 1944 und auf welche unvorstellbaren Monster eine Gruppe von russischen Soldaten trifft, beginnt etwas undurchschaubar und zäh und muss natürlich aufgrund des Found-Footage Charakters relativ sequentiell ablaufen. Aber dadurch und durch geschickte Montage wirkt wie ein Film am Stück fast ohne Schnitt. Der B-Film Charakter schaut in dieser Phase doch aus allen Ritzen.
Dies wird aber durch die turbulente zweite Hälfte mit für diese Filmkategorie unglaublich aufwendigen und kreativen mechanischen Special Effects mehr als kompensiert. Die grotesken Einfälle übertrumpfen sich immer wieder selbst. Oft werden die Monster aus Kriegsabfällen oder Schrott gebaut und so wird auch mal eben einen Flugzeugmotor mit Turbine zum Kopf eines solchen Wesens, es gibt monströse Säge- und Scherenhände, wackelnde und kriechende Maschinengnome und noch anderes kreatives. Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt. Durch die Wackelkamera und die manchmal im Dunklen gehaltenen Szenen wird nicht alles so deutlich sichtbar wie man es gerne hätte. Ausblenden muss man das overacting der Protagonisten die auch mal gefühlt minutenlang in der Gegend rumschreien.
Auch die Logik und Ansprüche an eine stringente Story sollte man nicht immer kleinlich hochhalten. Aber die schöne authentisch-dreckig-düstere Atmosphäre und die überbordende Phantasie in der Gestaltung der Zombots entschädigt für einiges. Goremäßig übertreiben es die Macher nicht, auch wenn es mal verlorene Därme und offene Gehirne gibt. Direkte filmische Vorbilder für kann ich für FRANKENSTEIN'S ARMY kaum ausmachen, AKTION MUTANTE, oder sogar die TETSUO Filme fallen mir aufgrund der Maschinen-Mensch-Monster noch spontan ein. Es ist Raaphorst Erstlingswerk nach einem 15 min. Kurzfilm mit dem Namen ZOMBI 1, welcher eine schöne selbstironische Hommage an das Genre war. FRANKENSTEIN'S ARMY wird uns glücklicherweise in uncut präsentiert.
6/10 Punkten