Review

Gesamtbesprechung

Nach dem ungeschriebenen Naturgesetz verzehren die Starken stets die Schwachen. In der Theorie würde dieses Gesetz aber auch selbst vor einer von Menschen geschaffenen, zivilisierten Gesellschaftsform keinen Halt machen.

Attack on Titan ist wohl der Serienknaller des Jahres. Bildgewaltig, bewegend und brachial brutal, so könnte man diesen Anime mit kurzen Worten zusammenfassen. Doch warum eigentlich AoT nicht weniger als ein Meisterwerk ist, will ich natürlich etwas ausführlicher erläutern.
Die Geschichte versetzt uns in ein fiktives Mittelalter, in dem die Menschheit von Riesen bedroht wird. Eine gigantische Mauer konnte die Menschen in ihrer Stadt ganze 100 Jahre lang vor den Titanen schützen, bis zu dem Zeitpunkt als ein ungeahnt großer Koloss (im wahrsten Sinne des Wortes) aus heiterem Himmel die Mauer einreißt. Kurz darauf sind die Riesen los und die armen Menschen werden im Minutentakt aufgefressen. Unter jenen Menschen, mit denen es das Schicksal nicht gerade gut meint, ist auch die Mutter des Hauptprotagonisten Eren Jäger. Vor seinen noch recht jungen Augen spielt sich also dann das nackte Grauen ab und er kann nur hilflos dabei zusehen. Eigentlich hat aber gerade Eren und seine Halbschwester Mikasa Glück im Unglück, werden sie doch von der Stadtwache, dem Gelegenheitsalkoholiker Hannes, gerettet. Für Eren ist die Sache allerdings noch lange nicht gegessen, woraufhin er bittere Rache an den Titanen schwört. Folglich tritt er dem Militär bei um eine Ausbildung als Titanenkiller anzutreten…
Schon die ersten Minuten von AoT sind dermaßen mitreißend inszeniert, dass man kaum beschreiben kann was man da eigentlich sieht. Ich gehe sogar noch weiter: Noch nie zuvor wurde man bereits in der ersten Folge derart heftig mitgenommen. Einen großen Beitrag trägt natürlich der schier wahnsinnige Soundtrack bei, später aber mehr dazu.
Die gesamte Atmosphäre dieses Anime ist größtenteils sehr düster und bedrohlich gehalten und durch die packenden Mystery-Elemente wird diese bedrückende Stimmung nochmals verstärkt. Die konsequente Inszenierung hält drüber hinaus auch noch einige üble Magengrubenschläge und Schocks bereit. Zugegeben waren eben jene Szenen dann teilweise schon ziemlich nahe an der Grenze des Erträglichen, allerdings in ihrer Wirkung schon sehr beeindruckend. Als arme Zuschauerin wurde ich also fast schon dazu genötigt, eisern weiter zu schauen. Belohnt wird man dann mit vielen Hintergründen zu den Figuren, einer sehr gut durchdachten und wendungsreichen Geschichte, sowie natürlich vielen weiteren endlosen Geheimnissen. Diese bringen nicht nur sehr viel Spannung in den Plot, sondern liefern auch gleichzeitig viel Spielraum für die wildesten Spekulationen. Tatsächlich zieht sich das Rätselhafte bis zum Schluss der Serie durch und sogar noch weit darüber hinaus. Wer sich mit der mitreißenden Geschichte näher beschäftigt wird schnell feststellen, dass sie in Wahrheit noch sehr viel tiefgründiger ist, als man es von der Inhaltsbeschreibung her erahnen könnte. Übrigens sind die teilweise stark auf die Folter spannenden Cliffhänger sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil der Erzählung. Vorteilhaft sind sie deshalb, weil man hierdurch einen enormen Spannungsbogen geschaffen hat. Da man dieses Konzept allerdings bis zum Schluss konsequent beibehält, kann man sich schon denken was wiederrum der größte Nachteil ist. Fest steht jedenfalls, dass eine zweite Staffel unbedingt Pflicht ist, ansonsten gibt’s nämlich Ärger!
Was die Charaktere angeht, bietet AoT ein sehr breitgefächertes bzw. sehr individuelles Ensemble. Die beiden Hauptfiguren Eren und Mikasa sind hervorragend aufeinander abgestimmt. Warum das so ist klärt ihre bewegende Vergangenheit. Aber auch Figuren wie Armin, Jean, Annie, Levi oder Hanji sind einfach nur toll umgesetzt. Einen klassischen Sympathieträger gibt es hier übrigens nicht, womit die Frage nach dem Lieblingscharakter sehr unterschiedlich ausfallen kann.
So jetzt aber zu den Animationen. Eigentlich könnte man darüber wirklich seitenlang schreiben, doch ich mache es kurz und schmerzvoll: Sie sind einfach nur bahnbrechend gut gelungen. Alleine in diesen wunderbaren Szenen, wo das dreidimensionale Manöver-Gear zum Einsatz kommt bleibt einem garantiert die Spucke weg. Denn dank der ziemlich kreativen und mit Gas betriebenen Ausrüstung bewegen sich die Söldner mit einem  wahnsinnigen Tempo  durch die verwinkelten Straßenzüge. Dabei setzen die Macher auf derart geniale Kameraeinstellungen und Winkel, dass man ständig die Luft anhalten muss. Schon alleine deshalb wirken die Kämpfe unbeschreiblich dynamisch und fesselnd.
Doch wer jetzt schon glaubt die Animationen oder etwa die geniale Geschichte wäre schon das Beste an der Serie, der irrt gewaltig. Denn diese sehr hohe Messlatte wird nochmals vom  sprachlos machenden Soundtrack durchbrochen. Das Wort episch müsste eigentlich neu erfunden werden um das treffend zu beschreiben, was man hier zu hören bekommt. Sobald der Soundtrack in den verschiedensten Situationen einsetzt, steigt die Anspannung immer wieder ins Unermessliche. Dramaturgisch  gesehen ist also eine Steigerung nach Oben nicht mehr möglich und tatsächlich beginnt sich die Angst der Protagonisten auf den Zuschauer abzufärben. Dieser hervorragende Soundtrack beweist also wieder einmal eindrucksvoll, wie Musik den Menschen bewegen kann.

Nach dem ungeschriebenen Naturgesetz verzehren die Starken stets die Schwachen. In der Theorie würde dieses Gesetz aber auch selbst vor einer von Menschen geschaffenen, zivilisierten Gesellschaftsform keinen Halt machen.

Mein Schlusswort:
Attack on Titan ist einfach riesig. Egal ob es nun die Geschichte, die Charaktere, Animationen oder eben der grandiose Soundtrack ist: AoT besticht in allen möglichen Kategorien. Die Höchstwertung war selten so verdient wie in diesem Fall. Wer sich von dem recht hohen Gewaltgrad nicht abschrecken lässt, muss sich diese Serie umgehend anschauen.

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