Die Misere fängt eigentlich schon mit dem unglückseligen Titel "Attack on Titan" an, der völlig unpassend ist, da es weder um Science Fiction geht, noch Kampfhandlungen im Vordergrund dieser Serie stehen. Zum Inhalt möchte ich hier nicht mehr sagen, als dass ich die Prämisse dieser absurden Konstruktion (Menschen werden von menschenfressenden Riesen bedroht und verschanzen sich hinter riesigen Festungsmauern, d.h. mittelalterliches Setting garniert mit etwas Fantasy und Steam-Punk-Elementen) durchaus sehr interessant und ansprechend finde.
Leider, wird dieses Potenzial nicht mal ansatzweise genutzt. Über 10 Folgen lang kämpfen die menschlichen Akteure/Charaktere mehr mit sich selbst und gegeneinander anstatt sich gegen die Bedrohung zu vereinen. Hinzu kommt die ständige Psychoanalyse von Charakteren, die entweder vor Selbstbewusstsein platzen, ständig von Selbstzweifeln und Selbstmitleid geplagt werden oder aber bereits dem Wahnsinn anheim gefallen sind. Action gibt es relativ wenig und so schreien sich alle Charaktere fortlaufend an (zumindest im japanischen Originalton) - wahrscheinlich, um so Dramatik zu erzeugen, was ich allerdings sehr anstrengend und nervig fand. Und wenn gerade mal nicht geschrieen wird, dann heult Kinder-Soldat Armin mal wieder, weil er zu schwach und mutlos war oder er ansehen musste, wie ein Kamerad von einem Riesen gefressen wurde. Ganz schrecklich. Aber irgendwann muss auch mal gut sein.
Zu wenig und zu spät konzentriert man sich hier auf die wirklich interessanten Aspekte dieser Serie: die Titanen selbst. Woher kommen sie, was treibt sie an, Menschen zu fressen, wie leben sie etc.. Bis das zum Tragen kommt dürften die meisten schon vor der pausenlosen Schreierei genervt und der in die Länge gezogenen Handlung gelangweilt abgeschaltet haben. Ich war jedenfalls mehrmals kurz davor auszusteigen, wollte dann aber doch wissen, wie es weitergeht.
Alles in Allem eine interessante Anime-Serie, die leider viel mehr verspricht als sie einhält und vor allem mit der völlig überzeichneten Dramatisierung einzelner Charaktere den Bogen doch reichlich überspannt und über weite Strecken schlicht anstrengt. Der Titelsong ist genial, dafür einen extra Punkt ;-)