Review

Jeder deutsche Filmliebhaber wird wohl den Kultkurzfilm "Gabelstapler Klaus" (Baujahr 2001) kennen. Ein zehn Minuten langer Mix aus Sicherheitsunterweisungen, schwarzen Humor und Splatter. Die DVD war dank des Bonusmaterials komplett ihr Geld wert.
Tja, hätte ich besser einmal bei diesem Ableger genauer hingeschaut und mich nicht vom Cover und vom Filmtitel blenden lassen, wäre mir eins aufgefallen, bei dem die Alarmglocken nicht nur angegangen wären, sondern mit Sicherheit die Schallmauer durchbrochen hätten.

REGIE: Jochen Taubert

Ein Name, ein Mann, eine Wettervorhersage.
Er ist der Menderez unter den Amateurfilmern, er könnte noch in 1000 Jahren versuchen, Filme rauszubringen, die man wenigstens ab drei Promille halbwegs ertragen könnte - es würde nicht im Ansatz reichen. Jochen Taubert (wer nur einen seiner Filme kennt, weiß wovon ich rede) ist mit Abstand der schlechteste Amateur-Regisseur aus Deutschland. Ich gehe soweit zu sagen, dass es auf der Welt keinen größeren Dilettanten gibt, der meint, seine "Filme" gewinnbringend zu verkaufen. Als Privatmensch ist er vielleicht ganz okay, aber selbst heute schafft er es problemlos, seine damaligen Werke ("Piratenmassaker") zu unterbieten.


Die Story spielt dabei keine Rolle: Einer Firma gehen wegen einer Lebensmittelvergiftung alle Gabelstapelfahrer aus. Von daher muss der Chef auf die Schnelle neue Leute verpflichten. Bei den Vorstellungsgesprächen hat er die Qual der Wahl: Er kann sich zwischen Pest und Cholera entscheiden. Denn alle Bewerber haben mächtig einen an der Klatsche. Da der Firmenchef jedoch unter riesigen Zeitdruck steht, übernimmt er alle Bewerber. Doch das Schwierigste soll noch folgen: Der Gabelstaplerführerschein...


Schon das Intro ist zum Weinen: Man sieht, wie die Gabelstaplerfahrer die Arbeit niederlegen, um ihre verdiente Mittagspause auszuüben. Während abwechselnd Techno-Musik aus dem letzten PC-Music-Maker-Programm und Volksmusik (wahrscheinlich auch mit demselben Programm hergestellt) dem Zuschauer mächtig die Ohren ausbluten lassen, sehen wir schon das niedrige Niveau des "zweiten Teils": Es wird gerülpst, gefurzt, gekotzt und es gibt einen Sprecher, der im Off 37 Minuten nur Schwachsinn erzählt.
Versteht mich nicht falsch: Ich mag Fäkalhumor ("Ghost Movie" oder "Alles erlaubt - Eine Woche ohne Regeln). Aber Taubert zeigt diesen Humor  dermaßen stümperhaft, dass man das Gesehene nicht wirklich in Worte fassen kann. Was man sieht, sprengt einfach alle vorstellbaren Dimensionen. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Aber ich glaube, jeder der denselben Fehltritt wie ich macht, sich dieses Machwerk anzuschauen, wird mit dem Kopf nicken. Da wird es keine andere Meinungen geben.

Den Mammutanteil von diesem Kurzfilm haben die Bewerber: Diese stellen sich beim Chef vor und jeder bekommt eine Rückblende spendiert, warum er sich bewirbt. Ich will gar nicht auf logische Punkte eingehen, dass normalerweise Arbeitszeugnisse und andere Faktoren bei einer Bewerbung zählen und die Logik bei der Bewertung außer Acht lassen. Aber ich kann mich nicht entscheiden, welcher Bewerber peinlicher und schlimmer dargestellt wird. Hier ist Fremdschämen bis zum Geht-Nicht-Mehr angesagt. Und der Kommentator schwafelt immer weiter wirres und unlustiges Zeug vor sich hin.

Zu guter Letzt gibt es dann noch in einer Autowerkstatt die Einweisung und Gefahrenhinweise, wie man einen Gabelstapler zu bedienen hat. Richtig geraten: Auch in diesem Punkt versagt Taubert auf voller Strecke, Länge und Breite. Hier und da kommt es zu Unfällen, und auch selbst bei den Splatterszenen (die kann man eigentlich überhaupt nicht so nennen) sieht man die Unfähigkeit des Regisseurs an. Wenn ich mir eine Kamera kaufe und zehn Euro im Scherzartikelladen investiere, würde ich als Laie bessere Effekte hinbekommen.

Fazit:

Wer so dreist einen Filmtitel klaut und meint, er müsse mit so einem verfilmten Dreck Geld verdienen, muss mit der vollen Härte eines Dreamlandnoize rechnen.
Ich kann nur sagen: Ich habe den Film nicht gesehen. Ich habe den Film überlebt. Wenn ich die Wahl hätte, zwischen 10 Jahren Knast oder diesen Schwachsinn wieder zu sehen, würde ich mich für die Schwedischen Gardinen entscheiden. Von mir aus auch in einer dunklen Einzelzelle.
So was kann man höchstens unter einem anonymen Zweitaccount bei Youtube hochladen, Kommentare deaktivieren und den Link seinen Freunden schicken. "Gabelstapler-Klaus kehrt zurück" ist so was von unglaublich schlecht, dass man es nicht in Worten ausdrücken kann.

0,5/10

Details
Ähnliche Filme