Jubilee handelt von einer Königin des 16. Jh., die mit Hilfe ihres Sehers und eines gesehenen Engels ins England des 20. Jahrhunderts blickt und reist. Was sie dort vorfindet, gereicht ihr nicht zwangsläufig zum Wohlgefallen, denn es herrschen Chaos, Anarchie und polizeiliche Willkür.
Der Film stammt aus den siebziger Jahren, soll eine Dystopie der erwarteten Achtziger aufzeigen, und ist in mancherlei Hinsicht im Jahr 2007 aktueller denn je, sofern man die Bildsprache versteht. Besonders wenn man unter dem Eindruck der neuesten Spiegelausgabe (24/2007) goutiert, wie Männer von möchtegernasexuellen Kampflesben und einer Karrieretussie getötet, verprügelt, entmannt (und damit im Rahmen einer Bildsprache entmachtet werden), und sich nach vollzogener Tat die Täter (denn eine feminine Form von Täter gibt es in der politischen Korrektheit bekanntlich nicht) heulend am Boden winden und mit dem Erreichten dann doch nicht so ganz zufrieden sind, stattdessen das Lebensglück einer Artgenossin zerstören, indem sie einen weiteren Mann töten, mit dem diese sich zu ehelichen und fortzupflanzen begehrte, finden sich hier bereits Ausblicke auf die Zeit nach der Erlangung einer auch vom Spiegel-Titelblatttitel („Das Alpha-Mädchen“) widergespiegelten und damit scheinbar erstrebten Gynäkokratie.
Zusätzlich werden mutmaßliche geschlechtsspezifische Eigenschaften dargestellt: Männer töten sich immer gegenseitig und Frauen verprügeln sich gegenseitig und töten Männer, biedern sich zugleich jedoch bei reichen Geschäftemachern an.
Naja, und am Ende ist alles schlecht und die Bonzen gewinnen, wie eh und je.
Supi.
Soviel zum Inhalt und zur Analyse.
Nun zum Filmmaterial.
Mein eigentlicher Grund zum Anschauen von Jubilee war der Wunsch, ähnlich wie bei Clockwork Orange, ein wenig trübsinnig-visionistische Retrotrendsiebzigerjahrestimmung zu erhaschen. Dieses konnte Jubilee nicht erfüllen. Die hier vorkommende Musik ist müllig-experimentell, teils auch etwas billig-schrill und penetrant. Die Handlungsumgebung wirkt ebenfalls wie ein beliebiges Müllhalden-Kriegsgebiet-Gemisch und verhindert damit eine emotional-imaginative Bindung des Zuschauers an den Geschehensrahmen. Zudem agieren die augenscheinlich frisch von der Schauspielschule kommenden Akteure mitunter etwas zu theatralisch, was nicht heißt, dass sie schlecht agierten, ganz im Gegenteil, allein, sie wären in einem klassischen Stummfilm gewiss besser aufgehoben gewesen, denn die mit der hier verwandten, für heutige Ohren inhaltlich teils auch etwas ausgelutscht klingenden Verbalgewalt gekoppelte Theatralik überreizt den Zuschauer doch etwas, wird unangenehm und schrill.
Der Gewaltszenen sind es wenige, diese aber sind recht gut in Szene gesetzt worden und eine dieser Violenzsequenzen enthält sogar ein gewisses ästhetisches Potenzial.
Alles in allem ein Film, dem man unter filmkulturellen und sozialhistorischen Gesichtspunkten seinen Wert zuschreiben kann. Zur Unterhaltung taugt er m. E. nur insofern, als seine Tonspur mit wohlklingendem British English versehen ist.