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1993 kam neben dem Blockbuster „Jurassic Park“ eine weitere Crichton-Verfilmung in die Kinos, die ungleich weniger Aufsehen erregte als Spielbergs Dinopark und den Bestsellerautor Michael Crichton mal wieder verärgerte. Grund diesmal: Die Buchvorlage „Nippon Connection“ war fürs Kino zu japanfeindlich, Regisseur Philip Kaufman entschloss sich zu einem freundlicheren Ton, was der Geschichte die Brisanz nahm.

Insgesamt bietet „Die Wiege der Sonne“ grundsolide Thrillerkost. Asienexperte John Connor (Sean Connery) und Polizist Web Smith (Wesley Snipes) führen die Ermittlungen in einem Mordfall bezüglich eines Models und stoßen damit bis in höchste Regierungs- und Firmenkreise vor.

Das alles wurde recht sauber inszeniert, richtiger Thrill kommt aber dennoch an keiner Stelle auf. Dafür ist das alles zu brav, um nicht zu sagen bieder in Szene gesetzt worden. So gibt es kaum eine denkwürdige Szene im Zuge der Ermittlungen, spektakuläre Wendungen sucht man vergebens, obwohl die Sache mit dem gefälschten Video immerhin ein bisschen überraschen kann. Connor und Smith fragen sich von Schauplatz zu Schauplatz, gewinnen hier und da ein paar neue Erkenntnisse, aber packend ist das nicht wirklich.
Actionfreaks sind hier übrigens ganz schlecht aufgehoben, denn die seltenen Verfolgungsjagden, sei es zu Fuß oder im Auto, sind höchstens durchschnittlich. Richtig ärgerlich ist der Unfall des Ferraris, bei dem man nicht einmal den Hergang sieht.

Vielleicht hätte ein rüderer Ton gegenüber japanischen Einwanderern dem Film noch etwas Pfeffer gegeben, doch Kaufmans Drehbuch ist politisch vollkommen korrekt, sieht man mal von einigen Äußerungen Harvey Keitels ab.

Fast erwartungsgemäß unspektakulär fällt der Showdown aus, den man nicht einmal als solchen erkennen würde, wäre es nicht das Ende des Films. Eine Alibi-Verfolgungsjagd endet für einen Protagonisten im flüssigen Beton, ansonsten wird nur noch einmal das vor den Firmenbossen enthüllt, was man eh schon wusste und Computerexpertin Jingo ist doch nicht ganz diejenige, für die man sie hielt. Insgesamt ein enttäuschender Schluss.

An sich ist „Die Wiege der Sonne“ durchaus unterhaltend, sofern man nicht unbedingt die spektakulärste Art von Krimis vorzieht. Ein ordentlicher Streifen, der aber aussieht wie ein Thriller auf gehobenem „Tatort“-Niveau, wären da nicht die Hollywoodstars in den Hauptrollen. Die werten den Film dann auch soweit auf, dass man von einer gelungenen Crichton-Adaption sprechen kann, die aber zu viele Durchhänger hat und zu bieder aussieht, um für wirkliche Begeisterung zu sorgen.

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