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Einen Michael Crichton-Roman zu verfilmen, ist immer eine heikle Sache. Denn der Herr Crichton ist ein Perfektionist, der von der homogenen Überlegenheit seiner Bücher gegenüber der Filmgegenstücke überzeugt ist. So muß ein Regisseur schon während der Dreharbeiten damit rechnen, dass Crichton so eine Art Co-Regisseur, wenn nicht sogar mehr, wird.

Steven Spielberg, Frank Marshall und Barry Levinson nickten brav mit dem Kopf, und lieferten routinierte Arbeiten ab. Leute, die sich in ihrer Kreativität nicht beschneiden ließen, hatten es danach weitaus schwerer. Für John McTiernan gab es keine interessante Angebote mehr, und auch Philip Kaufman faßte nach seiner modifizierten Version von Crichtons Roman "Nippon Connection" nie wieder so richtig Fuß in Hollywood.

Dabei ist sein "Die Wiege der Sonne" eine der besseren Verfilmungen Crichtons. Die Vorteile liegen auf der Hand: Edle Kamera, hervorragende Darsteller. Doch die Nachteile werden nach einmaligen Anschauen umso deutlicher: Fast nicht vorhandender Showdown, gute Nebencharaktere, die aber noch mehr ausgebaut hätten sein können, und auch die Action kommt eigenartig langsam und bieder rüber.

Das größte Problem liegt auf der Hand: Es gibt keine Spannung. Da kann Sean Connery noch so geheimnisvoll und süffisant mit seinen Augen funkeln, der Pulsschlag des Zuschauers wird dadurch nicht beeinflußt. Woran das Fehlen des Thrills liegt? Kaufmanns Hauptänderung an der Romanvorlage liegt an dem Entfernen aller anti-japanischen Tendenzen. Bei Veröffentlichung von "Nippon Connection" warf man Crichton Rassismus vor. Der Konzern wirkt im Roman wie die japanische Mafia, bereit zu morden. Im Film wird das alles diplomatisiert. Aus der lebensbedrohlichen Japano-Firma wird ein eher harmloser Bürokratenstreich. Kein böser Schatten schwebt bedrohlich über den ermittelnden Cops.

Dass man dennoch Spaß an dem Puzzlespiel Connerys und Snipes hat, liegt an der durchweg guten Besetzung (Harvey Keitel als rassistischer Prolo-Cop und Steve Buscemi als nerviger Reporter Willy "Das Wiesel" Wilhelm) und an der schönen Kameraführung von Matthew Chapman.

Solider Business-Krimi mit einem klasse Connery!

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