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Als Vorlage diente der Roman "Rising Sun" von Michael Crichton, der bei uns den Titel "Nippon Connection" trägt. Für das Screenplay mussten jedenfalls zahlreiche Änderungen vorgenommen werden, beispielsweise musste der Rassismus ein wenig eingeschränkt werden. Dies und weitere Unterschiede förderten einige Streitigkeiten zwischen Crichton und Regisseur Philip Kaufman (Die Körperfresser kommen, The Wanderers), die zusammen das Screenplay verfassten. Letztennedes setzte sich Kaufman durch, Crichton hatte die Schnauze voll und zog sich komplett zurück. Kenner des Romans dürften an "Die Wiege der Sonne" also nur bedingt ihre Freude haben, jedenfalls konnte man an den Kinokassen ein Einspielergebnis von über hundert Millionen Dollar verbuchen.

Es soll zu einer Kooperation zwischen einem japanischen und einem amerikanischen Großkonzern kommen, doch auf einer Firmenparty wird eine junge Frau (Tatjana Patitz) ermordet aufgefunden. Der Verbindungsoffizier Web Smith (Wesley Snipes) und Japan-Kenner John Connor (Sean Connery) werden auf den Fall angesetzt. Schnell haben die Beiden Eddie Sakamura (Cary-Hiroyuki Tagawa) als möglichen Mörder identifiziert, doch der stirbt bei einer halsbrecherischen Verfolgungsjagd mit der Polizei. Schließlich kommen die Beiden einem Kleinkrieg hinter den Fassaden der Konzerne auf die Spur und geraten dadurch selbst in Lebensgefahr. Auch Webs langjähriger Partner Tom Graham (Harvey Keitel) scheint in die Sache verwickelt zu sein.

Anfang der 90er Jahre sorgten Crichtons japanfeindliche Aussagen noch für Furore. Nach Ende des Kalten Krieges ging das fortschrittliche Japan in die Offensive und klinkte sich in viele US-Firmen ein. Auch hier geht es um einen amerikanischen Rüstungskonzern, welcher nun in Kooperation mit den Japanern betrieben werden soll. Doch dahinter tobt quasi auch ein Krieg zwischen verschiedenen japanischen Konzernen, der Mord dient dazu Jemanden an den Pranger zu stellen. Leider oblag auch die finale Auflösung des Mörders einer Änderung. Im Film ergibt das nur bedingt einen Sinn. Trotzdem erwartet den Zuschauer nicht nur eine interessante Story, sondern auch der Clash zweier Kulturen. Auch das Ermittlerduo hat den Zuschauer schnell für sich gewonnen, obwohl Web Smith im Buch Peter hieß und ein Weißer war. Dank der langen Laufzeit von gut zwei Stunden, kann Kaufman seinen Hauptfiguren ein wenig Tiefe verleihen, bei Web kommt zum Beispiel eine Bestechungsaffäre zur Geltung und bei Connor darf man sich nie sicher sein, ob er nicht doch für die Japaner arbeitet. Die Beiden kommen recht gut miteinander klar, obwohl sich Web meist den Anweisungen seines älteren Partners fügen muss. Auf jeden Fall harmoniert das Buddy-Team recht gut, einige Onliner lockern das ernste Geschehen auf.

Da die Ermittlungen stets interessante Tatsachen zu Tage fördern und "Die Wiege der Sonne" auch einige Haken schlägt, fallen ein paar Durststrecken geringer ins Gewicht. Schließlich hat man auch ein paar Action-Intermezzos zu bieten, wie mal eine kleine Keilerei oder eine Autoverfolgungsjagd. Aber richtige Höhepunkte vermag es leider nicht zu geben. So rücken noch ein paar andere Charaktere in den Fokus, wie der rassistische Tom Graham, welcher sich bei den Japanern wie ein Flegel verhält, oder die hübsche Studentin Jingo Asakuma (Tia Carrere), welche gegen Ende noch für eine Überraschung sorgt. Und schließlich liegt es auch an der hochkarätigten Besetzung, dass "Die Wiege der Sonne" so gut funktioniert. Sean Connery (The Rock, Verlockende Falle) und Wesley Snipes (Passagier 57, Drop Zone) geben ein tolles Team ab, wobei Connery alle an die Wand spielt. Harvey Keitel (Reservoir Dogs, Pulp Fiction) lässt den Unsympathen raushängen und Cary-Hiroyuki Tagawa (Showdown in Little Tokyo, Tekken) gefällt mir in einer fiesen Rolle wesentlich besser. Steve Buscemi, Tia Carrere und Mako sind in Nebenrollen zu sehen.

Ein spannender Thriller, von Kaufman sehr edel in Szene gesetzt, leider fallen einige Änderungen gegenüber der Romanvorlage auch negativ ins Gewicht. In einigen Szenen hätte man sich auch etwas kürzer fassen können, doch kleinere Actionszenen und die tolle Besetzung tragen den Film über die gesamte Distanz. Für Leser von Chrichtons Roman aber nur bedingt empfehlenswert.

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