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Zentrum der Un-Zivilisation …

Schmutzige Straßen. Häuser an denen der Putz abblättert. Straßen. Autos. LKWs. Industriegebiete. Dazwischen ein Stück Land ganz versteckt … Das Land ist grau und öde. Schwarz - Der Himmel unserer Zukunft. Rot - Die Erde der Vergangenheit. Gold - Die Zähne unserer Väter. Plastik, Neon und Beton. Atomwaffen in Deutschland. Wer weiß schon was in diesen Raketen drin ist? Vielleicht Mehl. Oder Scheiße. Niemand weiß es, aber die Angst ist da. Die Angst ist allgegenwärtig. Die frühen 1980er in Deutschland.

Man wartet auf den Atomkrieg, und bis er endlich da ist, schlägt man sich mit Schnupfen herum.


Die Musik ist direkt und energiegeladen. Das Einzige was ablenkt, außer in der Kneipe zu stehen und zu flippern, zusammen. Aber außer der Musik gab es nichts. Nicht die Ermahnungen der grauen Eltern, nicht die Vorstellungen von einem grauen Leben, und nicht das Grauen vor der Politik. 

LASTWAGENKRIEG ist eine Zeitreise in das Deutschland der ganz frühen 80er-Jahre. Wo nur Bier, Musik und alltäglicher Dadaismus noch dafür sorgten, dass ein frischer und neuer Wind durch das Land wehte, über dem ein Grauschleier lag, den meine Mutter noch nicht weggewaschen hat. Nicht anbiedernd oder stylisch. Nicht Action und schon gar nicht künstlich. Surreal wie das Leben. Langweilig wie so ein Tag halt ist. Und genauso unzusammenhängend. Wir folgen Peter Hein durch Düsseldorf. Ein wenig am Rhein entlanglaufen, Peter Glaser kennenlernen und sich mit ihm unterhalten, im Ratinger Hof vorbeischauen und ein Bier trinken, durch die Stadt ziehen. Nichts Besonderes, nichts Aufregendes. Alltag in Deutschland 1981. Wie es ein Kommentator in YouTube schreibt: [Ein] „Film über junge Menschen/Künstler in den tristen und frühen 80ern in einer fast x-beliebigen Großstadt“. Ich schau mich um und seh‘ nur Ruinen …
Wir hören Fehlfarben, Mittagspause, ZK, DAF und einige andere. Peter Hein fährt und läuft durch Düsseldorf und wir laufen und fahren mit. Mehr passiert nicht. Mehr ist damals auch nicht passiert. Genauso wenig wie heute etwas passiert. Aber die Musik war damals besser! Und wir tanzten bis zum Ende, zum Herzschlag der besten Musik. Jeden Abend, jeden Tag. Wir dachten schon das wär der Sieg.

Wer Godards ONE PLUS ONE kennt, der kann sich auch LASTWAGENKRIEG vorstellen. Musik. Heruntergekommene Städte. Dadaistisch-zerrissene Texte. Kein nostalgischer Rückblick auf eine im Nachhinein verklärte Jugend. Sondern graue Bilder einer grauen Welt. So waren die frühen 80er in den Städten. Und so war das „Aufbegehren“. Die Musik war es, was uns am Leben gehalten hat. Die Musik …

Wir sind Fische in einem Aquarium voll Scheiße.

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