Baseball ist Nationalsport in den USA. Zunächst einmal ist man der Meinung, dass ein Sportfilm über einen hierzulande nicht so populären Sport wohl kaum auf große Aufmerksamkeit treffen wird. Und tatsächlich gibt es einige Spielszenen zu bewundern denen man unter vollständiger Kenntnis der Regeln dramaturgisch besser folgen könnte. Doch schnell stellt man fest, dass es hier nicht um den Sport an sich geht, sondern er ist Mittel zum Zweck im Kampf zur Überwindung von Rassismus im Sport und damit auch in der Gesellschaft. 42 ist eine authentisch geprägte Saga und ein sehr gefühlsbetontes Drama voller positiver Botschaften, ohne jedoch mit heldenhaftem Pathos überzeichnet zu sein.
"42" ist die Rückennummer von Jackie Robinson und der Filmtitel zugleich. Baseballcheff der Brooklyn Dodgers Branch Rickey (Harrison Ford) nimmt mit Jackie Robinson (Chadwick Boseman) den ersten schwarzen Spieler in der Profiliga unter Vertrag. Leider sind nicht nur viele Zuschauer dagegen, sondern Jackie muss sich auch gegen eigene Mitspieler zur Wehr setzen. Die Beleidigungen und Drohungen nehmen immer mehr zu und er muss dem immer größeren Druck standhalten…Chadwick Boseman, der bislang eher in TV-Serien zu sehen war, spielt die Hauptperson der Geschichte mit viel Gefühl und ausdrucksstarker, abwechslungsreicher und gefälliger Mimik die stets den richtigen Ton trifft.
Harrison Ford spielt endlich mal nicht wie zuletzt immer wieder den junggebliebenen Actionstar und gefällt in der altersgerechten Charakterrolle sehr gut auch wenn er darstellerisch mehr aus seiner Routine schöpfen kann und keine emotionalen Bäume ausreißen muss. Auch weitere Nebenrollen sind gut besetzt. 42 hat keine dramaturgischen Übertreibungen nötig und bezieht sich nur auf 3 Jahre der Biografie von Robinson. Auffällig ist die sehr zurückhaltende Filmmusik die den ruhigen Ton des Films unterstreicht und nicht noch für zusätzliches Pathos sorgt. Robinsons Biografie wurden schon mehrmals verfilmt seit den 50er Jahren und in Sportlerkreisen ist er eine amerikanische Legende.
Selten ist dies aber wohl so klar und ohne anklagenden bzw. einseitig parteiischen Unterton gelungen. Es wird sehr schön herausgestellt, wie bedeutend und wichtig der soziale Aspekt der Anerkennung von Robinson für die Weiterentwicklung der amerikanischen Gesellschaft war. Dabei wird nicht in falschem Mitleid oder Sentimentalität gebadet. Die Widerstände und Emotionen der Feindseligkeit werden detailliert herausgearbeitet und ohne Filterung und in aller Härte und schonungslos dargelegt. Wenn ein kleiner Junge sich spontan von den Schmährufen seines Vaters auf der Zuschauertribüne von dem Rassismus anstecken lässt, dann wird uns allen ein moralischer Spiegel vorgehalten. 42 romantisiert die tatsächlichen sozialen Verhältnisse, sondern scheut nicht die Konfrontation mit dem Hass der Weißen.
Alles in allem ist 42 eine berechenbar konventionelle biografische Verfilmung, die dennoch durch gute schauspielerische Leistungen, eine fabelhafte Ausstattung und hochwertige Kameraarbeit überzeugt. Lediglich die gesamte Requisiten wirken etwas zu neu und gelackt für die Zeit in der 42 spielt. Regisseur Brian Helgeland gehört nicht zur ersten Liga der Regisseure und ist fast eher für gute Drehbücher wie L.A. CONFIDENTIAL (er bekam dafür einen Oscar!) oder auch MYSTIC RIVER (Oscarnominierung) bekannt. Interessant ist die Tatsache, dass die Nummer "42" seit 1997 genau 50 Jahre nach Robinsons Debüt in der Major League nicht mehr vergeben wurde. Robinson wurde zum Nationalheld und starb selbst leider sehr früh mit nur 53 Jahren an Diabetes.
6,5/10 Punkten