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Der Mann aus Stahl ist zurück und kommt diesmal, wie es jeder dem der Name Zack Snyder (Regisseur) auch nur entfernt irgend etwas sagt, vermuten konnte, in dessen typischer "Action Bombast" Optik daher, welche man so bereits bei seinen früheren Werken begutachten durfte (als da z.B. wären: 300, Watchmen, oder Sucker Punch).

Um es vorweg zu nehmen... ich bin kein großer Fan dieser Art Filme zu drehen, stehe eigentlich mehr auf ruhiges Erzählkino (zuletzt gefiel mir beispielsweise der Film "Stoker" sehr). Wenn ich mich dann aber doch mal wieder in einen Zack Snyder Film verirre, beschwere ich mich, selbstredend, im Anschluss daran nicht darüber, dass mir etwa zuviel Krach gemacht-, oder ich während der Spielzeit von ca. 143 Minuten zumeißt von einer "Overkill Optik" bedrängt wurde. Das ist bei Snyder Filmen eben bekanntlich immer so und genau das sollte man mittlerweile doch wissen, bevor man den Kinosaal betritt.
Hier geht es nicht um ein Roadmovie oder um ein 2 Personen Kammerspiel, sondern um einen Film, bei dem der mächtigste der mächtigen Superhelden schlechthin die Hauptrolle einnimmt. Es geht um den Unzerstörbaren, den Gott gleichen Übermenschen, der wie ein Jet umherfliegt und (wenn es denn mal sein muss) mit seinem Hitzeblick ganze Hochhäuser in Schutt und Asche legt. Um solch einen Supermenschen, mit all seinen fantastischen Fähigkeiten, passend auf der großen Kinoleinwand zum Leben zu erwecken, haben die Verantworlichen gut daran getan Zack Snyder zu engagieren und das erschaffen zu lassen, was er eben am besten kann = Bombasteffektkino. Genau der richtige Regisseur also für einen Superman Film im Jahr 2013?

Mit Sucker Punch und 300 hatte mich Snyder in der Vergangenheit, was das Storytelling betrifft, nicht gerade vom Hocker gehauen. Nichtsdestotrotz fühlte ich mich durch seine beiden Filme gut unterhalten.
Mit Watchmen konnte mich der Re­gis­seur, als langjährigen Comic Fan (insbesondere Superhelden Comics), schließlich voll auf begeistern, gelang es ihm dabei doch uns Zuschauern etwas gänzlich Neues zu zeigen. Etwas was bisher kein anderer Filmemacher derart kontrovers in einem Superhelden Film dargestellt wurde plötzlich für das Pu­b­li­kum erfahrbar... . Snyder führte uns mit seinem Werk aus dem Jahr 2009 eine völlig andere Seite möglicher Übermenschen vor Augen, die (genau wie alle Menschen), eben auch eine ganz indviduell dunkele Seite in sich tragen könnten. Gier, Herrschsucht, Ego waren u.a. Thema in Watchmen, genauso wie Selbstlosigkeit, Mut, Wahrhaftigkeit. Zack Snyder nahm sich der grandiosen Vorlage seinerzeit an und zerpflückte sie nicht, wie manch anderer Regisseur es schon einmal gerne macht, zu einer unkenntlich gewordenen Suppe, sondern ließ das voller Potential strotzende Grundgerüst stehen und setzte lediglich seine Art der Brachialoptik als Handschrift mit ein, um den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen.
Unbreakable (von M.N. Shyamalan), Watchmen und auch teilweise Man of Steel, beleuchten neben dem Glanz, in welchem sich andere Helden immer während sonnen dürfen, auch die Schattenseiten seiner Protagonisten, die Zweifel und die Bürde, welche mit der übermenschlichen Kraft einhergehen.

Die Figur des Bösewicht Zod (klasse gespielt von Michael Shannon, der selten so emotional im Kino zu sehen war) kommt in Man of Steel sehr viel verständlicher, direkter und um ein vielfaches nachvollziehbarer an den Zuschauer heran, als dies etwa beim Film: Superman II von 1980 der Fall gewesen war. Gerade Zods Geschichte und dessen Beweggründe, die aufzeigen warum sich dieser, gezwungenermaßen, zum Gegenspieler Kal-El's (Superman's) entwickeln musste, wird dem Zuseher in Man of Steel sehr leicht verständlich gemacht. Ich ertappte mich sogar hin und wieder dabei, wie ich mir selbst die Frage stellte, ob ich nicht auch wie Zod handeln würde, wäre ich in dessen Situation verhaftet. Nein lautet die Antwort hierauf am Ende, doch verstehen was den einstigen Beschützer Kryptons zu seinen Handlungen bewegt kann man ohne weiteres. Wie angedeutet vermochte dies Superman II von 1980 und die dort gezeichnete Figur des General Zod eben nicht. Trotz eines grandiosen Terence Stamp (von dem ich ein großer Fan bin), gelang es damals nicht, den Zuschauer spüren zu lassen was Zod antreibt und was ihn im tiefsten Inneren ausmacht (seine unbändige Liebe zum Heimatplaneten Krypton). Zu einfach und ein wenig platt war die Filmfigur damals geschrieben, zu wenig wurde dem Zuschauer kritisch zugetraut.
Neben Michael Shannon, bringen auch Diane Lane, Kevin Costner, Ayelet Zurer und Russel Crowe, im aktuellen Streifen, eine sehr ordentliche schauspielerische Leistung. Superman Darsteller, Henry Cavill überrascht ebenso mit positiver Mimik und Gestik.
Laurence Fishburne erhält leider nicht die Gelegenheit den Fans viel von seinem Schauspielkönnen zu zeigen, was aber nicht an ihm, sondern an der etwas lieblos belassenen Figur des Perry White im Drehbuch liegt... jedenfalls kann Fishburne nicht das darbieten, was er zum Beispiel bereits grandios in Filmen wie "Always Outnumbered" oder "Matrix" gezeigt hat.
Die Figur der Lois Lane hatte ich mir ebenfalls etwas gewitzter und vielschichtiger gewünscht. Jedoch ist das auch hier nichts, was ich Schauspielerin Amy Adams (die ich sehr schätze) anlaste, sondern viel mehr dem Drehbuch. Amy macht ihre Sache so gut wie möglich und überzeugte mich, um so länger der Film andauerte, gerade zum Ende hin dann doch noch. Durch ihr großartiges Talent war es ihr möglich, auch einer etwas un­in­s­pi­rierter geschriebenen Figur, Leben einzuhauchen. Adams kann sicherlich sehr viel mitreißender spielen. Dies setzt jedoch voraus, dass man ihr etwas an die Hand gibt mit dem sie arbeiten kann. Ich persönlich fand, dass der Charakter der beliebten Reporterin des Daily Planet hier in den Filmen Superman (1978) und Superman II (1980), seiner Zeit dargestellt von Margot Kidder, besser und interessanter geschrieben war und somit emotional einfach packender für den Zuschauer, näher an die Vorlage heranreichte.
Erstklassig war für mich der "heimliche" Star des Films... und zwar keiner der so bekannten Namen Hollywoods... nein... eine junge deutsche Schauspielerin Namens: Antje Traue, welche die Ehre hatte, Zods böse Mitgespielin und Superman Gegnerin Faora-Ul zu verkörpern. Wie sie sich Superman's "manpower" nur so vor kühlem Selbstbewusstsein strotzend immer wieder in den Weg stellt und ihm zwischendurch auch schon mal zeigt, wo der Hammer hängt, macht Laune und Antje spielt hier mit einer unfassbar charismatischen Ausstrahlungskraft (zwischen all den genannten Hollywood Größen), als hätte sie in ihrem jungen Leben noch nie etwas anderes gemacht.
Auch die wenigen leisen Momente Faora's, wenn es beispielsweise um den Untergang des geliebten Heimatplaneten Kryptons geht und die eigentlich so taffe Kriegerin voll des Schmerzes über ihren Verlust auf die Knie hinabsinkt, berühren.
Großartig und fesselnd! Als Filmfan kann ich nur hoffen, dass Antje Traue noch weitere interessante Rollen bekommt, oder wir sie noch einmal als Faora-Ul wiedersehen dürfen.

Die Rückblenden in Clark Kents Kindheit und Jugend sind präzise gesetzt und wohltuend kurz gehalten. Nie wirken sie störend und gleichzeitig bringen sie Klarheit warum Superman der erst vorsichtige, immer richtig handeln wollende Held wird, auf dem, durch seine Kräfte, große Verantwortung lastet und den wir alle kennen und lieben. Neu ist die Härte und Klarheit, mit welcher der Mann aus Stahl dann letztlich doch noch den kryptonischen Invasoren auf den Pelz rückt, nachdem diese nicht aufhören wollen, die Menschheit auszurotten (Stichwort... Terraforming).
Ebenso interessant ist, wie sich die Umwelt unseres Planten auf die Neuankömmlinge auswirkt und sich diese erst nach und nach daran gewöhnen müssen. Das ging bei Superman schließlich auch nicht von heute auf morgen.
So kann dann auch ein evtl. vorhandener Vorteil, der gut ausgebildeten kryptonischen Elitesoldaten, durch den noch nicht so kampferprobten Jungen vom Lande ausgeglichen werden.

Ohne noch weiter auf Einzelheiten des Films eingehen zu wollen... Man of Steel hat mir eine Menge Freude bereitet. Der Held meiner Kindheit ist 2013 zu neuem Leben erweckt worden. Er ist etwas härter und schroffer zugange, aber verliert nie seine gute Seele. Da hatte ich ehrlich gesagt ein paar Sorgen, als ich hörte Zack Snyder soll einen Superman Film drehen.
Henry Cavill macht dabei eine sehr gute Figur als Kal-El und nimmt den Zuschauer durch seine ruhige, aber bestimmte Art von Anfang an mit, auf seiner Reise als der Held, der ganze Generationen von Kindern und Comicfans, bereits seit den 1930er Jahren, weltweit begeistert.
Manches wirkt hin und wieder etwas einfach konstruiert und aneinandergereiht, doch insgesamt schafft Snyder (für mein persönliches Dafürhalten) den Spagat zwischen seinen bisherigen Helden, die oft gar keine sind, aus z.B. Watchmen (für mich sein bisher bester Film), Nolan's dunklem Ritter und eben seiner eigenen Neuinterpretation von Superman im Jahr 2013.
Actionreiches Unterhaltungseffektkino samt guter Schauspieler (vor allem Antje Traue, Russel Crowe, Ayelet Zurer und Michael Shannon sind da neben Henry Cavill zu nennen). Ein mitreißender, gelungener Score durch Altmeister Hans Zimmer und die Snyder typische Bombast-Optik, vor zuvor gut aufgebauter, ruhig (aber nie langweilig) erzählter Kulisse machen den neuen Superman Streifen zu einem kurzweiligen Filmvergnügen. Die Actionszenen suchen ihresgleichen und lassen den Zuschauer immer wieder staunend und mit offenstehendem Mund zurück.
Sicherlich ist Man of Steel kein Film ohne Schwächen, jedoch habe ich mir das neue Superman Abenteuer in etwa so gewünscht und Snyder hat (trotz einiger Befürchtungen) geliefert und mich nicht enttäuscht (ganz im Gegenteil). Ein tolles Kinoerlebnis!
Christopher Reeve hätte sich diesen Film (da bin ich mir sicher) sehr gerne und mit Freuden in einem der großen Lichtspielhäuser angesehen, auch wenn er selbst natürlich als ganz anderer Superman in unser aller Herzen für immer weiterleben wird.

So.. ich werde mich jetzt wieder meinen Superman Comics widmen. ^^

Bisher gesehen: Man of Steel in der Originalversion.

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